Kinder & Lieblingsbücher: Es war einmal… immer dieselbe verdammte Geschichte

Wirklich: Ich gehöre zum „Team Vorlesen“. Absolut. Schon als meine Tochter ein paar Monate alt war, habe ich ihr vorgelesen – ob sie nun wollte oder nicht, quasi. Wehren konnte sie sich ja noch nicht…

Dann gab es eine ganz lange Zeit, in der ich ihr nach der Krippe ganze Nachmittage über vorgelesen habe. Ich denke mal, der Trubel dort war so spannend und groß, dass sie einen ruhigen Resttag gut gebrauchen konnte.

Heute ist unser Nachmittags-Programm wesentlich abwechslungsreicher. Aber vorgelesen wird bei uns immer noch – mindestens am Abend. Zum Glück mag mein Kind es genauso gerne wie ich.

Ich liebe Vorlesen, es ist so schön kuschelig und gemütlich. Und es gibt so schöne Bücher: Spannend, traurig, lustig, lehrreich… Ich verstelle meine Stimmen, spiele mit der Lautstärke, bin so richtig in Fahrt !!!

Außer, ja außer wenn es mal wieder ein Lieblingsbuch gibt. DAS Lieblingsbuch.

Und wenn sie nicht gestorben sind, langweilen sie sich noch heute

Wir haben Kinderbücher ohne Ende – davon wird aber meistens nur eines zur Zeit gelesen. Gerne mehrmals hintereinander. Jeden verdammten Tag.

Erst langweile ich mich beim Vorlesen. Dann werde ich unruhig. Und schließlich so richtig genervt. Kennt ihr das auch?

Meine Tochter hat in anderen Dingen wirklich den typischen kleinkindlichen sehr kurzen Geduldsfaden.

Wie nur kann sie es dann nicht nur ertragen, immer wieder derselben Geschichte zu lauschen, sondern es sogar lieben? Und sehr willensstark einfordern?

„Kinder lieben langweiligen Kram!“

So zitiert die Sächsische Ulric Ritzer-Sachs von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Er meint: Was Eltern stumpf erscheint, spiegelt Kindern oft ihren eigenen Alltag wider. Ah so! Ist das vielleicht das Geheimnis, warum zu den erklärten Favoriten oftmals Geschichten gehören, die sich um andere Kinder drehen, oder um Situationen, die Kinder kennen? Weil: Ausgesprochen spannend sind die beliebtesten Geschichten meistens ja nun auch nicht.

Es ist ja auch so, eine Routine gibt Kindern immer das Gefühl von Sicherheit. Und deshalb mögen sie es auch, wenn sie wissen, was sie erwartet. Dass die spannende Geschichte am Ende gut ausgeht.

Was kann lesemüüüde Eltern nun retten?

Nun ja. Wer es irgendwie aushält, liest tapfer „Conny beim Zahnarzt“, bis eine neue große Buchliebe entdeckt wird. Den Kleinen zuliebe 😉 Was dabei leider nicht funktioniert, wie ich aus eigener Erfahrung weiß: Den Text ein wenig kreativ umzuwandeln. Meine Tochter merkt das. Denn nach zweimal lesen kennt sie jedes.einzelne.Wort. Wie gerne wäre ich mal so textsicher!

Wer kurz vorm Durchdrehen ist und nachts schon von Leo Lausemaus träumt, der kann versuchen, das Buch gaaaanz weit hinten im Regal, hinter anderen, zu verstecken. Kann klappen (aus den Augen, aus dem Sinn…) – muss aber nicht (Trüffelschweine sind manchma ein Witz gegen Kinder auf der Suche).

Wovon der Experte aber dringend abrät: Über die Lieblingsfiguren der Kleinen lästern. „Denn das verletzt die Kinder, bestimmte Figuren sind Helden für sie.“ Na gut, das erledigen wird dann abends heimlich mit dem Partner, der DAS Buch inzwischen sicher genauso hasst.

Zumindest gibt es Licht am Horizont: Wenn Kinder älter werden, mögen sie auch komplexere Geschichten, sagt Ulric Ritzer-Sachs. Und Abwechslung! (Und irgendwann können sie ja sowieso selbst lesen.)

Bis dahin heißt es: Augen zu (geht nur, wenn ihr das Buch auch schon auswendig kennt) und durch!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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