Im 1. Lockdown noch ambitioniert – versuchen wir jetzt nur noch, zu überleben

Gerade habe ich die Meldung gelesen, dass jedes dritte Kind in der Pandemie zugenommen hat. Und zwar besonders in der letzten Zeit, weil sie sich im zweiten Lockdown deutlich weniger bewegt haben als im ersten.

Ich fühlte mich sofort ertappt!

Zum Glück hat meine Tochter nicht zugelegt – ich übrigens schon. Aber ja, im ersten Lockdown waren wir noch extrem ambitioniert. Bei allem.

Meine Tochter ging noch in die Kita. Als diese geschlossen hatte, haben wir drei zu Hause morgens ganz brav den „Morgenkreis“ imitiert. Meine Tochter führte durchs Programm. Wir sangen (sie und ich, Papa brummte), wir erzählten uns reihum von unseren Tagen. Spätestens da ließ die Konzentration nach, denn diese Stories hatten nun kein besonders überraschendes Drehbuch: Wir verbrachten ja quasi 24 Stunden zusammen! Aber:

Wir wollten den Tag strukturieren, bastelten sogar mit unserer Kleinen zusammen einen Home-Stundenplan.

Ihr Sportkurs fiel aus und zu allem Übel hatten ja auch noch die Spielplätze geschlossen. Wir leben in einer kleinen Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, yeahhhhh! Deswegen wurde einmal am Tag Online-Sport gemacht. Ganz viele Anbieter hatten tolle Videos für die ganze Familie ins Netz gestellt, wir turnten und tanzten sie alle durch.

Es gab ein wenig mehr Fernseh-Zeit, ja – aber bitte mit Sinn und Verstand! Kindgerechtes Lernfernsehen und der Klassiker „Die Sendung mit der Maus“, das fanden wir okay! Und dem gelangweilten Kind war es fast egal, was es gucken durfte.

Basteln, backen, Beete anlegen: Wir waren voll dabei. Ihr versteht, oder? Ich erspare euch den Rest.

Unser Ziel war es, unsere kleine Maus heil und glücklich durch diese verrückte Zeit zu bringen.

Das ist es jetzt immer noch, ganz klar. Aber nach über einem Jahr Pandemie, nach über einem Jahr „Ups and Downs“, Homeoffice mal mit, mal ohne Kind, Desinfektionsmitteln, Masken, erhitzten Gemütern, enttäuschtem Kind – sind wir platt.

Zu platt, ehrlich gesagt, um unsere eigenen Ideale noch zu erreichen.

Meine Tochter geht inzwischen in die Vorschule und hat „Hybridunterricht“, d.h. sie ist etwa jeden zweiten Tag in der Schule. Immerhin!! Die anderen Tage ist sie zu Hause, mit zwei Eltern, die arbeiten müssen.

Und jede Woche mehr „Fünfe gerade sein lassen“.

Wir turnen nicht mehr zu Haus, schließlich haben ja aber auch die Spielplätze auf. Es gibt auch mal zwei Eis an einem Tag und ein Mittagessen vom Lieferdienst. Es gibt statt Sendung mit der Maus auf Wunsch auch noch eine Folge „Die Pinguine aus Madagascar“. Das einzig wirklich wichtige an Struktur ist uns noch, dass sie unter der Woche immer zur selben Zeit aufsteht. Ungefähr. In einem großzügigen Zeitrahmen… Dann wäre es noch super, sich zu waschen und etwas anderes anzuziehen als den Schlafanzug.

Also, bei uns herrscht nicht grad Anarchie – aber wir lassen es viel lockerer angehen inzwischen.

Unsere anfängliche Motivation ist uns im Laufe der langen, „pandemischen“ Monate irgendwie abhanden gekommen. „Und dann kam das Leben dazwischen“, ihr wisst?

Aber auch so werden wir den Rest des Weges zusammen auch noch überstehen. Denn auch, wenn Stundenplan und selbstgebackenes Vollkornbrot uns inzwischen verlassen haben: Die Liebe bleibt. Und dieses Gefühl muss an manchen Tagen eben an Struktur reichen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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