„Ich will ein zweites Kind – aber habe zu viel Angst vor der Geburt.”

Melanie ist Mama eines kleinen Sohnes – und eigentlich wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihm ein Geschwisterchen zu schenken. Doch die Erinnerung an ihre erste Geburt steht ihr im Weg: ein Moment, der schön begann und in einem Albtraum endete, wie sie in ihrer Echten Geschichte erzählt. Seitdem kämpft sie mit der Angst, dass sich das Erlebte bei einer zweiten Geburt wiederholen könnte.

„Ich bin Mama eines 1 ½-jährigen Sohnes. Er ist mein ganzes Glück – und doch habe ich eine Angst, die mich sehr beschäftigt. Ich wünsche mir so sehr ein zweites Kind, aber die Erinnerung an meine erste Geburt hindert mich daran, diesen Wunsch wirklich zuzulassen.

Dabei war die Geburt an sich eigentlich wunderschön.

Ich hatte einen Blasensprung, drei Stunden später war unser Sonnenschein da.  Aber die Stunde danach – sie war ein Albtraum. Die Plazenta wollte sich nicht lösen. Nach einer Infusion, viel Ziehen und Pressen kam sie schließlich – doch mit ihr auch ein Blutverlust von etwa 1.300 Millilitern.

Ich spürte, dass etwas nicht stimmt, als es nur noch aus mir herausschoss und die Ärztin sagte: ‚Sie müssen jetzt noch einmal stark sein und versuchen, locker zu lassen.‘

Alle fragten mich, ob ich meinen Sohn auf die Brust haben möchte, aber ich konnte nicht. Ich bat darum, dass mein Partner ihn hält – ich war zu schwach.
Ich redete mir immer wieder ein: Du musst jetzt stark sein für dein Baby. Zweimal hörte ich die Ärztin sagen, dass wir vielleicht in den OP müssen.

Ich hatte solche Angst, ihn nicht aufwachsen zu sehen.

Nach etwa einer Stunde war die Blutung endlich gestoppt. Doch was wirklich passiert war, wusste ich damals nicht. Ich bekam später den Eindruck vermittelt, ich würde übertreiben – als sei es gar nicht so schlimm gewesen, wie ich es empfunden habe.

Das tat weh. Ich hatte das Gefühl, dass mir niemand wirklich zuhört. Die Wochen danach waren schwer. Ich hatte große Angst vor der Wochenbettblutung, die ganze zehn Wochen dauerte.
Dann kamen immer wieder Regelblutungen – und die Sorgen hörten nicht auf.

Ich war erschöpft und verunsichert.

1 ½ Jahre später sprach ich meine Frauenärztin darauf an. Sie forderte den Geburtsbericht an und erklärte mir endlich, was passiert war: Ich hatte eine Nebenplazenta – und genau die hatte den starken Blutverlust ausgelöst.

Bei einer nächsten Geburt, sagte sie, könne das wieder passieren. Man würde mir aber sofort eine Spritze geben, damit sich die Gebärmutter schneller zusammenzieht. Trotzdem habe ich große Angst, dass es wieder so endet – oder schlimmer.

Die Vorstellung, dass ich im schlimmsten Fall zwei Kinder zurücklassen könnte, macht mich fertig.

Ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen kann. Mein Partner versteht mich zum Glück voll und ganz. Er war dabei – er hat gesehen, dass der Kreißsaal aussah wie ein Schlachtfeld.
Er redet mir immer wieder gut zu und sagt, dass beim nächsten Mal alles besser wird. Aber der Schock sitzt tief.

Bis heute habe ich diesen Tag nicht wirklich verarbeitet. Ich versuche mir oft einzureden, dass die Geburt ja trotzdem schön war, dass die Ärzte ihr Bestes getan haben, aber dieses Schönreden hält nie lange an.

Die Angst bleibt.

Wenn ich je wieder gebären sollte, wünsche ich mir, dass bei den Vorsorgeuntersuchungen alles ganz genau überprüft wird – ob wieder eine Nebenplazenta vorhanden ist. Ich möchte, dass die Hebammen und Ärzt*innen genau wissen, was damals passiert ist. Ich möchte nicht mehr in dieser hilflosen Angst liegen und nur zuhören, wie sie über mich reden. Ich will wissen, was gemacht wird – und warum.

Trotz allem geht es meinem Sohn heute ausgezeichnet. Er ist voller Leben, neugierig und hat definitiv mein Temperament. Wir sind ein eingespieltes Team und hängen sehr aneinander. Es gab Momente, in denen ich mich völlig am Boden fühlte – aber wenn ich in seine Augen sehe, wenn er mich umarmt oder tröstet, ist alles um mich herum vergessen.

Er küsst mich, wenn ich mir weh tue, bringt mich zum Lachen, hält mich auf Trab.

Wir sind eins miteinander. Und das zeigt mir jeden Tag, dass es sich lohnt, zu kämpfen – egal, wie schwer es manchmal ist.”


Liebe Melanie (Name auf Wunsch geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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