„Ich lebe polyamor, davon profitieren auch meine Kinder.“

Ehe, zwei Kinder, Job, ein gemeinsames Häuschen… „Jahrelang bin ich dem Drehbuch gefolgt, das uns in den Medien vermittelt wird“, berichtet die Autorin Echo Mayernik auf Scary Mommy. Doch dann zog die Familie in die größte Stadt innerhalb ihres US-Bundesstaates – wo sie mit ganz neuen Lebensentwürfen konfrontiert wurde. Besonders die Begegnung mit einer neuen Bekannten öffnete Echo und ihrem Mann die Augen.

„Ihr Leben zeigte uns, was wir vermissen!“

Die Frau lebte nämlich in einer polyamourösen Beziehung mit ihrem Partner und einer weiteren Frau. „Sie hatten so viel mehr Freiräume, weil sie sich die Verantwortung für alles teilten.“ Außerdem ergänzten sich die jeweiligen Eigenschaften der Partner*innen – und schienen so das Leben aller reicher zu machen.

„Schließlich haben auch mein Mann und ich unsere Partnerschaft geöffnet.“ Schnell kamen sich eine gemeinsame Freundin und Echos Mann näher.  Später entstanden weitere Verbindungen. „Es gibt ja verschiedene Versionen von Polyamorie, wir entschieden uns für die ,Kitchen Table Poly‘-Variante. Das bedeutet, dass alle Beteiligten voneinander wissen und wir uns regelmäßig  zusammensetzen, um uns austauschen und abzustimmen. Stellt euch einfach ein Familientreffen vor, nur dass die Familie viel größer ist und gleich mehrere Haushalte umfasst.“

Auch die Kinder profitieren davon

Gerade wer oft umzieht, vermisst oft den Rückhalt von Freunden oder der Familie. Doch zwei sind manchmal einfach zu wenig, um ein Kind großzuziehen. Durch die vielen Verzweigungen im neuen Leben von Echos Familie waren auch viel mehr Menschen für die Kinder von allen Beteiligten da – oft sogar noch, nachdem eine Liebesbeziehung beendet war. „Damit Polyamorie funktioniert, muss nicht jedes Mitglied mit jedem anderen sexuell involviert sein, aber es sollte ein freundschaftlicher Umgang garantiert sein, um die Kinder gemeinsam aufzuziehen.“

Echo ist immer noch überglücklich mit ihrer Entscheidung.  Zu ihrer Gruppe gehören derzeit vierzehn Erwachsene, die auf die ein oder andere Art miteinander verbunden sind. Gemeinsam kümmern sie sich um zehn Kinder, vom Baby bis zum 21-Jährigen – egal, ob diese im eigenen oder in einem anderen Haushalt eben.

Die Redewendung, es brauche ein Dorf, um ein Kind großzuziehen,  erhält so eine ganze neue Bedeutung. Die Vorstellung hat etwas, finde ich – auch wenn es nicht das passende Lebensmodell für mich persönlich wäre.

Wie sieht es bei euch aus? Klingt absolut traumhaft? In der Theorie super, in der Praxis schwierig? Oder ist es für euch vollkommen unvorstellbar, so zu leben?

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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