Hyperaktives Kind? Warum man nicht immer Medikamente braucht

Rund 5 Prozent aller deutschen Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren bekommen die Diagnose ADHS.

Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung führt zu so großer innerer Unruhe, emotionalen Ausbrüchen und Konzentrationsstörungen, dass der Alltag beeinträchtigt ist. Ursache dafür ist wahrscheinlich eine neurobiologische Entwicklungsverzögerung im Gehirn.

In solchen Fällen wird oft das Medikament Ritalin verschrieben. Es hilft, dass sich Kinder besser konzentrieren und einem geregelten Tagesablauf nachgehen können, aber natürlich gibt es wie bei jedem Medikament Nebenwirkungen.

Wissenschaftler sind also immer wieder auf der Suche nach neuen Hilfen bei ADHS. 

Wenn es nach dem Neurobiologen Gerald Hüther geht, können Kinder mit ADHS zum Beispiel stark davon profitieren, wenn sie gemeinsam mit den Eltern am Verhalten arbeiten. Das könnte langfristig sogar die Medikamente ersetzen.

Laut Hüther sei es für Kinder, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, besonders wichtig, Verantwortung bei gemeinsamen Projekten zu übernehmen. Dies könne zu Hause zum Beispiel beim Basteln, Malen oder Bauen passieren – Hauptsache sei, Kinder erwerben eigene Erfahrungen und beschäftigen sich mit Dingen, die Freude machen. Auch Gruppen mit festen Regeln wie die Pfadfinder würden den Kindern gut tun.

Eine ähnliche Beobachtung wurde auch in einem Modellversuch in einem Sommerferien-Camp in Würzburg gemacht. Hier wurden bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom die Medikamente durch einen strukturierten Tagesablauf ersetzt. Der Tag begann für die extrem energievollen Kinder schon um 7 Uhr mit einer Runde Sport. Den Kindern wurden zudem Aufgaben wie „besonders nett“ sein aufgetragen. Nachmittags standen Sport und Spiele auf dem Programm.

Das Programm ähnelt dem Ansatz von Gerald Hüther. Am Ende des fünfmonatigen Projekts gaben die Eltern der ADHS-Kinder an, ihre Kinder würden sich inzwischen merklich besser konzentrieren können.

Gute Nachrichten, jedoch mit einem Haken: Ein derartiges Programm, wie es im Modellversuch durchgeführt wurde, ist sehr zeitintensiv und somit nur schwer in den Alltag übertragbar. Ein paar gute Ideen liefert es natürlich trotzdem.

Wichtig: Alle Therapien etc. unbedingt mit Arzt absprechen.

Nina
Nina ist freie Journalistin und schreibt für verschiedene Magazine über Gesellschaftsthemen,Gesundheitstheemn, Beziehungen und was sie sonst so bewegt. Selbst ist sie keine Mama, dafür aber mehrfache Patentante.

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