Wie kann ich am besten das neue Geschwisterchen ankündigen?

Es gibt ganz unterschiedliche Szenarien, wenn ein bisheriges Einzelkind zum großen Bruder oder zur großen Schwester wird: Im besten Fall ist es stolz und schwer verliebt in das neueste Familienmitglied. Viele Kinder sind auch erstmal reichlich desinteressiert an diesem kleinen Wesen, das noch nichts kann, außer schlafen und weinen. Und dann gibt es noch den Fall, dass die oder der „Entthronte“ eifersüchtig ist und total genervt. Irgendwie ist das ja auch verständlich. Aber kann man etwa tun, um diesen Fall möglichst zu vermeiden? Wie können Eltern ein Geschwisterchen ankündigen, so dass das größere Kind richtig Lust bekommt, Bruder oder Schwester zu werden?

1. Geschwisterchen ankündigen: Wann erzähle ich meinem Kind am besten von meiner Schwangerschaft?

Tja, wann spricht man das große Thema am besten an? Die Antwort ist natürlich: Wann immer man sich danach fühlt!

Für viele Mamas hat sich aber ein Zeitpunkt bewährt, den man häufig auch für alle anderen wählt: Nach der zwölften Woche. Fakt ist, dass die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft größer ist als danach – davor gefeit ist man natürlich leider nicht, bevor man sein Baby im Arm hält. Und genau daher hat sich dieser Zeitpunkt quasi „eingebürgert“.

Ist „das Große“ noch unter zwei Jahren alt, ist es aber auch total in Ordnung, die guten Nachrichten länger für sich zu behalten, da Kinder in diesem Alter meist noch gar nicht wissen, was ein wachsender Bauch bedeutet – und überhaupt das Thema Geschwisterchen noch null einordnen können.

2. Wie kann ich am besten das neue Geschwisterchen ankündigen?

Am besten (und schönsten, diesen Moment will doch keiner verpassen!) ist es, wenn beide Elternteile mit dabei sind. Es sollte sicher sein, dass sich das Kind auf das Gespräch konzentriert und nicht nebenbei etwas anderes macht.

Man kann so etwas sagen wie: „Mama hat ein Baby im Bauch. Du wirst große Schwester/großer Bruder!“ Also schon eher sachlich und deutlich, aber natürlich kindgerecht. Und ganz wichtig: Gleich das große Kind mit einbeziehen, also sagen, was es dann sein wird für das Baby.

Das Kind wird dann von sich aus zeigen, ob das Gespräch damit besser erst einmal beendet ist oder ob es noch weiter darüber reden will.

Hilfreich sind auch altersgerechte Bücher über dieses Thema, wie z. B. „Unser Baby“ (Affiliate-Link) aus der Wieso? Weshalb? Warum? junior-Reihe.

3. Auf welche Art von Reaktionen muss ich beim Geschwisterchen ankündigen vorbereitet sein?

Normalerweise zeigt das Kind auf die umwerfenden Nachrichten eine von vier Reaktionen:

1. Absolutes, fast schon irritierendes Desinteresse:

Auch, wenn man das glauben könnte: Das bedeutet nicht, dass das Kind nicht verstanden hat, was ihm da gerade verkündet wurde. Sondern eher, dass es die Infos erst einmal richtig begreifen, überdenken und für sich einordnen muss. Also verdauen. Eltern lassen ihren kleinen großen Schatz dann am besten erstmal in Ruhe und haken später nach, ob er noch Fragen hat oder sprechen möchte.

2. Traurigkeit:

Es ist auch völlig in Ordnung, wenn das Kind erstmal traurig ist. Schließlich wird gerade seine Welt, die es so gut kennt und die ihm Sicherheit gibt, erschüttert. Änderungen stehen an! Und das ist für die meisten Kinder erstmal keine gute Neuigkeit. Wenn das Kind von sich aus nicht sprechen möchte, können wir es einfach wortlos trösten und ihm dann in den nächsten Tagen zeigen, dass sich an unserer Liebe zu ihm nichts geändert hat.

3. Eine Menge, eine ganze Menge Fragen:

„AAhhhh cool! Aber Moment – wie ist das Baby denn da jetzt überhaupt reingekommen? Und wie kommt es heraus? Und muss ich jetzt meine Kekse mit ihm teilen?“ So, so viele Fragen…. Eltern sollten sie alle ruhig und nach bestem Gewissen beantworten.

4. Pure Freude:

Dem ist nichts hinzuzufügen, perfekt! Außer vielleicht, dass diese Freude sich hin und wieder auch mal wieder verabschieden kann. Aber sie wird immer wieder kommen.

4. Wie kann ich mein Kind in die Schwangerschaft mit einbeziehen?

Kinder finden es toll, Geschichten aus ihrer eigenen Zeit in Mamas Bauch und als Neugeborenes zu hören. Eine Mama kann ihrem Schatz die Bilder ihrer ersten Babykugel zeigen, Fotoalben mit Babyfotos und Souvenirs wie die ersten Schühchen etc. Man kann Dinge sagen wie: „Guck mal, wie ich dich immer gehalten habe – und unser neues Baby werde ich sicher auch so halten!“ Das Kind fühlen lassen, wie das Baby sich im Bauch bewegt, es beim Kauf der Erstausstattung mitentscheiden lassen, zusammen raten, was eigentlich was auf dem krisseligen Ultraschallbild ist – all diese Dinge erzeugen schon vor der Geburt Nähe und machen das kommende Wunder irgendwie greifbarer.

5. Und wenn ich dann in der Klinik bin?

Der große Tag ist da – das Baby kommt? Diese Zeit ist ebenfalls sehr wichtig für die Stimmung des größeren Kindes.

Ganz wichtig: Vorher besprechen, wie das alles sein wird. Wer kümmert sich in den Tagen von Mamas Anwesenheit um das Kind? Wo übernachtet es?

Es ist wunderbar, wenn die Aufsichtspersonen es schaffen, die Routinen des Kindes im Großen und Ganzen möglichst beizubehalten.

Kommt der Papa mit dem Kind zu Besuch ins Krankenhaus, sollten die Kuscheleinheiten für das Größere nicht zu kurz kommen. Mama kann die beiden Geschwister einander vorstellen und wer weiß, vielleicht hat das Baby ja sogar ein kleinen Geschenk für sein älteres Geschwisterkind parat?

6. Wie gelingt uns der Start nach dem Krankenhaus-Aufenthalt?

Auch die Heimkehr ist ein wichtiger Punkt. Kommt das ältere Kind nicht mit zum Abholen, ist es eventuell schlau, wenn beim Heimkommen nicht die Mama das Baby im Arm hält. Denn dann sind ihre Hände – trotz Baby! – sofort frei, um ihr erstes Kind zu umarmen und zu bekuscheln.

Es ist eine gute Idee, dass man dem Kind alle neuen Dinge, die sich vermeiden lassen, erspart. Es muss jetzt nicht auch noch mit dem Töpfchentraining (wenn man so etwas überhaupt machen will) beginnen oder sich an eine neue Babysitterin gewöhnen.

Durch den neuen Mitbewohner sind die Gedanken und Gefühle des Kindes höchstwahrscheinlich eh in totaler Aufruhr. Und dagegen helfen am besten bekannte, routinierte Tagesabläufe.

7. Und wie bleibt die Stimmung im Alltag gut?

Es wird immer mal zu Streitigkeiten und Eifersucht kommen, das bringt jede Geschwister-Beziehung mit sich. Aber Eltern können eine Menge tun, damit sich das ältere Kind jederzeit geliebt und gebraucht fühlt. Das meiste geschieht instinktiv – hier aber ein paar kurze Tipps:

1. Beim Stillen oder Füttern

Das ältere Kind wird das Stillen oder das Füttern mit Fläschchen neugierig beobachten. Häufig ist das auch DER Zeitpunkt für Wutanfälle, weil Mama oder Papa sich dann für gewisse Zeit komplett dem Baby widmen müssen. Eltern können die Große / den Großen super mit einbeziehen: Die Zubereitung des Fläschchens, das gemütliche Drapieren des Stillkissens…

2. Bei Besuch

Klar, keiner meint es böse, aber fast alle sind eben so aufgeregt, wenn es ein Baby zu sehen gibt. Eltern können Besucher vorab daran erinnern, das größere Geschwisterkind unbedingt mit einzubeziehen und vielleicht nicht nur dem Baby eine Kleinigkeit mitzubringen. Wenn jemand sagt: „Was für ein süßes Baby!“, kann man lächelnd antworten: „Ja, jetzt haben wir zwei wunderschöne Babys.“

3. Auf einmal gibts zwei Babys in der Familie?

Es ist normal, dass ein eifersüchtiges älteres Geschwister auf einmal wieder ganz „klein“ tut, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Daumenlutschen, Toilettenunfälle, Albträume: Alles kann jetzt wieder von vorne beginnen. Scheinbar – denn in der Regel hält als das nicht lange an. Eltern sollten extrem einfühlsam reagieren, aber trotzdem weiterhin bei bestehenden Regeln bleiben. Eine gute Idee: Immer wieder die Vorteile des „Großseins“ erwähnen: Eis essen können, Fußball spielen können, auch mal eine Folge der Lieblingsserie gucken dürfen…

4. Wutanfälle zulassen

Es wird auch mal Tränen geben, und auch ausgewachsene Wutanfälle. Das ist völlig in Ordnung. Eltern können diese begleiten: „Ich weiß, du glaubst gerade, ohne deinen kleinen Bruder wäre es besser. Ich weiß, dass du das Gefühl hast, Mama liebt dich nicht – aber Mama liebt dich so sehr.“

5. Quality-Time mit dem älteren Kind

Es ist richtig und wichtig, auch mal Zeit mit dem älteren Kind ohne das Baby zu verbringen. Und zwar GANZ ohne das Baby. Man kann öfter mal ganz Alltägliches wie den Einkauf zusammen erledigen, auch das zählt. Besonders toll sind aber natürlich gemütliche Stunden zu zweit oder ein toller Ausflug nur für „Große“.

Erzählt doch mal, wie hat es denn bei euch geklappt mit dem zweiten Kind? Wie habt ihr das Geschwisterchen angekündigt und wie hat das größere Kind reagiert?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
trackback
Schlechtes Gewissen: „Mein ,Großer´ muss so oft zurückstecken...“
3 Jahre zuvor

[…] weniger Liebe geben könnte. Was soll ich sagen? So ist es eigentlich auch gekommen, denn sobald ein Geschwisterchen da ist, wird Mamas Aufmerksamkeit nun mal […]