„Friendflation“: Wenn Freundschaft so richtig ins (Eltern-)Geld geht

Früher als Teenie, in der Ausbildung oder als Studentin, als das Geld noch knapp war, habe ich mich mit meinen Freundinnen in der Regel bei einer von uns zu Hause getroffen. Gemeinsam mit einer Tüte Chips bewaffnet „Germany’s Next Topmodel“ schauen, zusammen etwas kochen und über die aktuelle Beziehung philosophieren oder bei einer Tasse Tee die Ereignisse seit dem letzten Treffen durchhecheln – unbezahlbar war das.

Naja, wie man es nimmt: Eigentlich war das eben auch mit unseren schmalen Geldbeuteln sehr gut bezahlbar. Mit den Jahren fingen wir alle an, viel zu arbeiten, verdienten nicht schlecht, hatten dafür aber deutlich weniger Zeit. Und so fingen wir an, es zu genießen, essen zu gehen. Lecker futtern, ohne etwas dafür zu tun? Prima! Einmal im Jahr fuhren wir zusammen in ein Wellness-Wochenende. Gingen wir abends aus, „glühten“ wir nicht mehr zu Hause vor. Ein, zwei Cocktails im Club waren schon drin, meine Güte. Aber irgendwann schlug die „Friendflation“ bei mir zu.

Mein Mamasein veränderte das alles

All das war wunderschön – aber hatte eben auch seinen Preis. Und das spürte ich das erste Mal so richtig hart, als ich Mama wurde und in Elternzeit ging. Das Geld saß nicht mehr so locker, und das änderte sich dann auch lange nicht mehr. Zurück in den Job in Teilzeit, die vielen neuen Ausgaben, die ein Kind eben so mit sich bringt… Ihr wisst, was ich meine.

Immer öfter brachte es mich echt in Bredouille, wenn meine Freundinnen zum zweiten Mal im Monat ein Treffen zum Brunchen oder gar ein Mädels-Wochenende auf Mallorca vorschlugen oder für ein wirklich großes Geschenk für eine Freundin Geld sammeln wollten.

Oft genug fühlte ich mich in der Zwickmühle: Ich wollte so gerne mit(halten)! Aber mein Konto gab es eigentlich nicht her.

Friendflation: Der richtige Begriff für dieses Phänomen

Der Begriff „Friendflation“ (englische Kombi aus den Begriffen „friend“ und „inflation“) kommt aus den USA und beschreibt ziemlich genau, was ich gefühlt habe: Freundschaften kosten mehr Geld als früher, und das  kann einen richtig belasten. Finanziell und emotional. Gerade in der letzten Zeit, bei den deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten, betrifft das längst nicht nur Eltern. Aber diese eben oft besonders, wenn sie in Elternzeit sind oder auf einmal deutlich weniger Einkommen haben.

Es ist aber auch einfach nur gemein: Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt fühlen Mütter sich oft einsam und könnten die regelmäßige Zeit mit ihren Freundinnen und Freunden – mal wieder als Frau, nicht als Mama – bestens gebrauchen.

Wie kann ich mit Friendflation umgehen?

Es braucht vielleicht ein bisschen Mut und auch Disziplin, aber Offenheit ist hier der Schlüssel.

  1. Sprich deine Situation ehrlich an
    Offen zu sagen: „Ich bin gerade im Elterngeld, das ist finanziell echt eng – können wir was Günstigeres machen?“ ist kein Tabu. Es sind deine Freunde und Freundinnen, es ist kein Wettbewerb! Und du wirst sehen: Vielleicht atmen einige deiner Mädels und Jungs (insgeheim) sogar erleichtert auf, weil es ihnen ähnlich geht.
  2. Schlag Alternativen vor
    Picknick im Park statt Brunch im Cafè, Filmabend zu Hause statt Blockbuster im Kino, gemeinsamer Flohmarktbesuch statt Shoppingtour – es geht doch einfach um die Zeit zusammen und weniger ums Drumherum.
  3. Aussetzen ist okay.
    Du musst nicht überall dabei sein. Das hält eine Freundschaft aus. Erinnere dich, was Freundschaft wirklich ist. Sie bedeutet Verständnis füreinander – gerade in Lebensphasen, in denen sich Prioritäten und Budgets verschieben.
  4. Setze dir ein Freundschafts-Budget
    Klingt uncool, ist aber eine immense Hilfe: Plane, wie viel Geld du realistisch monatlich für Freizeitaktivitäten ausgeben kannst und möchtest – und halte dich daran.

„Friendflation“ zeigt uns, wie wichtig es ist, ehrlich miteinander zu sein. Besonders als Mama, wenn jeder Cent zählt und jede Minute kostbar ist. Gute Freundschaften überstehen Phasen mit weniger Glitzer und mehr Alltag ganz easy!

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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