Formular-Dschungel Schwangerschaft: So findest du dich zurecht

Nachdem ich die Gebrauchsanleitung von mehreren benutzten Schwangerschafts-Tests durchgelesen und jedes Mal zum gleichen Ergebnis kam – JA! Positiv! – waren im nächsten Schritt weniger erfreuliche Lektüren dran. Ich beschäftigte mich mit Fragen wie: Welche Formulare muss ich wann und wie beantragen? Wie geht das mit dem Arbeitgeber? Wann startet der Mutterschutz? Einen Überblick über die Antworten und wichtigsten Schritte findest du hier. Und keine Sorge: wenn du im vorgeschlagenen Timing bleibst, sind die Sachen zwar nervig, aber nicht stressig und vor allem kein Hexenwerk.

Step 1: ab Schwangerschaftswoche (SSW) 12

Sag’ es deinem Boss

Natürlich kommt es auf das Verhältnis zu deinem Chef an, ob du ihm zum Mittagessen einlädst, um die frohe Botschaft zu verkünden – oder ob du deinem Arbeitgeber den Mutterpass (beziehungsweise eine Kopie) vorlegst. Letzteres ist ein Muss, um besonderen Kündigungsschutz zu genießen. Teilweise kommt in Reaktion darauf die Forderung nach einem Schwangerschaftsattest (keine Ahnung, ob manche Firmen an Mutterpass-Fälscher glauben…), der dir dein Frauenarzt ausstellt. Und dafür zehn Euro einsackt, die du vom Arbeitgeber zurückbekommst. Vergiss’ daher nicht, auf eine Quittung zu bestehen! Die gibst du dann in der Personalabteilung ab.

Du solltest immer im Hinterkopf haben, dass du deinem Arbeitgeber Bescheid gibst, wenn sich der errechnete Geburtstermin verschiebt. Warum? Ganz einfach, zum einen hängt für dich der Anfang vom Mutterschutz an diesem Termin und zum anderen ist es schlichtweg fair. Schließlich muss dein Boss ja planen, wie es ohne dich weitergeht. Zudem solltest du dir schon mal überlegen, wann du aus der Elternzeit zurückkehren möchtest.

Step 2: ab SSW 30

Beantrage Mutterschaftsgeld

Plane sechs Wochen vor dem Geburtstermin deine Abschiedsparty im Job, denn danach geht für dich der Mutterschutz los. Sein Ende ist acht Wochen nach der Entbindung erreicht. Wenn dein Kind früher als geplant auf die Welt kommt, hängt sich die Zeit hinten an, damit du auf 14 Wochen kommst. Wessen Baby sich Zeit lässt, profitiert von längerem Schutz, denn die acht Wochen hinterher bleiben. Für Zwillings-Mamas dauert der Mutterschutz sogar 12 Wochen nach der Geburt, aber die haben sie sich auch verdient. Die längere Phase gilt ebenfalls für Mamas von Frühgeburten oder unter 2.500 Gramm Geburtsgewicht.

Leider beschränken sich deine To-Do’s nicht nur auf die Planung der Abschiedsparty. Um den Antrag auf Mutterschaftsgeld abzuschicken, musst du dir beim Frauenarzt eine Geburtsterminbescheinigung ausstellen lassen. Die bekommst du dann in zwei Ausfertigungen – eine für die Krankenkasse, eine für „den Versicherten“ also dich. Meistens will die dann der Arbeitgeber haben. In den Brief an die Krankenkasse legst du noch eine Gehaltsbescheinigung bei. Übrigens können auch selbstständige Bald-Mamas einen Antrag auf Mutterschutz stellen – sofern sie über die Künstlersozialkasse freiwillig gesetzlich versichert sind beziehungsweise einen gesetzlichen Krankengeldanspruch haben. Auch sie schicken die Geburtsterminbescheinigung an ihre Krankenkasse.

Step 3: ab SSW 25

Plant eure Elternzeit

Elternzeit kann für beide Partner jeweils bis zu 3 Jahre dauern und ist bis zum achten Lebensjahr des Kindes möglich. Deine Elternzeit wirst du schon vorher mit deinem Arbeitgeber besprechen müssen, dein Partner muss hingegen spätestens sieben Wochen vor Beginn eine schriftliche Meldung an seinen Arbeitgeber abgeben. Ab dann steht er – so wie du – unter besonderem Kündigungsschutz. Während der Elternzeit darfst du und auch dein Partner bis zu 30 Wochenstunden in Teilzeit arbeiten

Achtung: Ist das Arbeitsverhältnis nicht so mega-gut, wartet unbedingt die sieben Wochen ab. Es soll Arbeitgeber geben, die den werdenden Vater aus irgendeinem fadenscheinigen Grund vorher kündigen, weil sie keine Lust auf Männer in Elternzeit haben. Pfui.

Step U (nur für Unverheiratete): ab SSW 30

Melde die Vaterschaftsanerkennung an

Jetzt musst du mit deinem Liebsten gemeinsam zur Tat schreiten. Ihr braucht beim Jugendamt einen Termin, um das entsprechende Dokument auf Vaterschaftsanerkennung abzuholen. Zu diesem Termin solltet ihr seinen und deinen Personalausweis, seine Geburtsurkunde und deinen Mutterpass dabei haben. Wollt ihr euch das Sorgerecht teilen, könnt ihr beim Jugendamt im gleichen Zug eine Sorgeerklärung abgeben. Das könnt ihr handschriftlich machen oder zur Sicherheit ein Formular des Jugendamtes benutzen. Frage bei der Terminvereinbarung am besten einfach kurz nach, wie der Antrag auszusehen hat.

Step 4: ab SSW 32

Bereite den Elterngeldantrag vor

Über das Elterngeld bekommst du oder dein Partner 14 Monate lang Kohle. Daher lohnt es sich, ein wenig Energie in diesen Antrag zu stecken. Wirklich abschicken kannst du ihn zwar erst mit dem Vorliegen der Geburtsurkunde, jedoch kann es nie schaden, sich schon mal gedanklich daran zu gewöhnen, welche Unterlagen ihr noch so brauchen werdet und was ihr schon jetzt organisieren könnt. Dazu gehören:

  • der von euch beiden unterschriebene Antrag auf Elterngeld
  • die Geburtsurkunde im Original mit dem Vermerk „Elterngeld“
  • eine Bestätigung der Krankenkasse, dass du nach der Geburt Mutterschaftsgeld bekommst
  • zudem eine Bescheinigung vom Arbeitgeber, dass du von ihm den Rest vom Mutterschaftsgeld erhältst (die Krankenkassen zahlen nur 13 Euro pro Tag, der Arbeitgeber den Rest, der Betrag richtet sich nach dem durchschnittlichen Monatslohn der letzten drei Monate)
  • Angestellte müssen Lohn- und Gehaltsabrechnungen der letzten 12 Monate vor Beginn des Mutterschutzes bereithalten
  • Selbstständige kümmern sich um den Steuerbescheid für den letzten abgeschlossenen Veranlagungszeitraum vor der Geburt
  • Möchtest du, während du Elterngeld bekommst, in Teilzeit arbeiten, muss dein Arbeitgeber dir eine Bestätigung über die Stunden ausstellen
  • Möchtest du während des Elterngeld-Bezugs deine selbstständige Arbeit wieder aufnehmen, gibst du eine Erklärung der geplanten Arbeitszeit ab

Step 5: ab SSW 35

Knüpfe dir den Antrag auf Kindergeld vor

Auch diesen Antrag kannst du erst nach der Geburt – zusammen mit der Geburtsurkunde – abschicken. Dennoch spart es Mühe, ihn jetzt schon mal über die Arbeitsagentur  herunterzuladen.

Step 6: ab SSW 36

Kümmere dich um den Antrag für die Geburtsurkunde

Bist du verheiratet, brauchst du neben deiner Heiratsurkunde die Geburtsbescheinigung des Krankenhauses, um eine Geburtsurkunde zu bekommen. Viele Krankenhäuser bieten den Service an, dass das Kind direkt dort angemeldet werden kann und die Urkunde nur noch auf dem Standesamt abgeholt werden muss. Wenn nicht, musst du oder der Papa innerhalb von einer Woche mit der Geburtsbescheinigung dort vorbeigehen – und dann nochmal zur Abholung.

Seid ihr nicht verheiratet, sollten sich in deiner Krankenhaustasche dein Personalausweis und deine Geburtsurkunde befinden. Zudem sind die Vaterschaftsanerkennung und die Sorgeerklärung wichtig.

Um genau zu sein, brauchst du übrigens nicht nur eine, sondern mehrere Geburtsurkunden. Die erste im Original (kostet 10 Euro), dann eine Geburtsbescheinigung „Elterngeld“ (kostenlos), eine Geburtsbescheinigung „Kindergeld“ (kostenlos), eine Geburtsbescheinigung „Krankenkasse“ beziehungsweise „Mutterschaftsleistungen“ (kostenlos). Für jede weitere Urkunde zahlst du ebenfalls 10 Euro, die brauchst du zum Beispiel zur Taufe.

Step 7: nach der Geburt

Erledige diese sieben To Do’s

  1. Freu’ dich, dein Baby ist da!
  2. Hole die Geburtsurkunde(n) beim Standesamt ab.
  3. Schicke den Kindergeldantrag zusammen mit der passenden Geburtsbescheinigung los.
  4. Melde dein Kind beim Einwohnermeldeamt an. Dazu brauchst du die Geburtsurkunde, deinen oder Papas gültigen Personalausweis und – wenn unverheiratet – die Vaterschaftsanerkennung.
  5. Schicke den Elterngeldantrag mit der passenden Geburtsbescheinigung ab.
  6. Melde dein Kind innerhalb von zwei Monaten bei deiner Krankenversicherung an – oder der von Papa.
  7. Freu’ dich, dein Baby ist da!
Martina Steinbach
Dank meinen Töchtern Jana und Lene fühle ich mich wie der Eintrag im Lexikon zu „Mama, echte“ – oft echt müde, noch öfter echt herausgefordert und ganz oft echt happy! Als ausgebildete Journalistin finde ich es großartig, über das Leben mit Kids schreiben zu dürfen und mit meinen Texten anderen Mamas helfen zu können. Mit Mann und Mädels lebe ich in München und vermisse Hamburg nur noch echt selten :-)

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