Fingerfood statt Brei? Wann Baby-led Weaning gefährlich wird

Beikost einzuführen ist für dich als Mama ja schon aufregend. Um den sechsten Monat ist es dann soweit. Egal, ob du dein Kind stillst, ihm die Milchflasche gibst oder beides miteinander kombinierst, die großen Fragen sind immer die gleichen:

  1. Will mein Baby jetzt essen? 
  2. Was will es essen?

Die Anhänger des aus England stammenden Trends Baby-led Weaning haben eine Antwort für sich gefunden: Statt Brei legen die Eltern kleine Happen auf den Kinderteller. Zum Beispiel ein Stück Brokkoli, Banane, Karotte, Avocado oder Hühnchenfleisch.

Die Idee dahinter: Jedes Kind weiß selbst, was und wie viel es essen will („Baby-Led Weaning“ heißt soviel wie „Vom Baby geführtes Abstillen“). Da es Brei nicht alleine essen kann, muss es eben feste Nahrung sein. Die Eltern dürfen ihm dabei auch nicht helfen. Was daneben oder auf den Boden fällt, wird eben nicht gegessen.

Die Idee stammt von der englischen Gesundheitsberaterin Gill Ripley, die eine gute Absicht verfolgte: Eltern sollen ihre Kinder nicht mehr zum Breiessen zwingen.

Doch der Verband der Kinder- und Jugendärzte befürchtet, dass Kinder mit dieser Methode mangelernährt werden: „Für eine gute Versorgung ist […] ein ausgewogenes Nahrungsmittelangebot wichtig. Dieses kann bei Säuglingen, die „von der Hand in den Mund“ leben, auf der Strecke bleiben.“

„Außerdem kann es sein, dass ein motorisch ungeschicktes Kind bei dem Fingerfood-Konzept nicht richtig satt wird. Oder dass es sich an einem Stück Gemüse oder Obst verschluckt.“

Auch eine Sorge: Das Baby bekommt nicht genug Eisen, das es dringend für die Entwicklung des Gehirns braucht. Schließlich kann es Fleisch, die wichtigste Eisenquelle, noch nicht kauen.

Also, ist „Baby-led weaning“ totaler Blödsinn?

Wenn du den Vorgaben streng folgst, dann kannst du leider deinem Baby damit schaden. Du riskierst, dass es nicht genug Essen und ausreichend Nährstoffe bekommt. Sinnvoll ist aber durchaus eine Mischung aus beidem: Brei geben und ab und zu ein Stück Brot, Obst oder Gemüse.

Was in jedem Fall gilt: Deinen süßen Schatz zu nichts zwingen. Will er zum Beispiel noch keinen Brei, dann stille weiter oder nimm Flaschen-Milch. Biete im zweiten Lebensjahr möglichst viele verschiedene Lebensmittel an (nicht zu scharf, nicht zu salzig) – irgendwas wird ihm schon schmecken!

Auf entspannte Essenszeiten!

Unsere Expertin

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Pamela Koch ist Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin. Seit 14 Jahren berät sie Familien und Multiplikator*innen wie Erzieher*innen zu den Themen Allergieprävention, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Säuglingen und Kindern.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen hat sie in Ihrer Praxis mittlerweile mehr als 2.000 Familien beraten. Als dreifache Mutter liegen ihr die gesunde Ernährung und die therapeutische Unterstützung von Familien besonders am Herzen.

Hier findest du viele weitere Infos , Tipps und Rezepte zum Thema Babyernährung.

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Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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