Ein Papa erzählt: „Wie ich nach der Scheidung die Liebe meines Lebens fand.“

Auch Männer leiden heftig an der Liebe. Das musste auch Jörg ter Veer erfahren, als seine Ex-Frau und er sich scheiden ließen. Zwei Jahre kämpften die beiden um eine einvernehmliche Trennung, die der gemeinsamen Tochter möglichst wenig schaden sollte.

Den Glauben an die Liebe hat der Autor aus der Nähe von Heidelberg trotzdem nie verloren. Hier erzählt er, wie er sich wieder auf Partnersuche begeben hat – und dass er auf sein Glück trotz seiner Bemühungen jahrelang warten musste. Seine Geschichte hat er auch in dem Buch „Wir sollten uns kennenlernen. Eine zu 99 % wahre Geschichte über meine atemberaubende Partnersuche nach der Scheidung“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 12,99 €) niedergeschrieben.

„Zwei Jahre hatte sich unsere Trennung hingezogen. Endlose Gespräche, ein Coaching und eine Mediation hatten das Ende begleitet. Und jetzt war ich Halbzeit-Papa, sah meine Tochter also regelmäßig jede Woche – Gott sei Dank.

Ich wollte ab sofort keine Schlussstriche mehr im Leben. Ich wollte einen Neuanfang. Ich wollte nur noch nach vorne schauen. Und das am liebsten mit einer tollen Frau, mit der ich das Glück so teilen konnte, dass genug für beide übrig blieb. Aber wo und wie würde ein 46-jähriger Papa wie ich überhaupt jemanden kennenlernen?

Nach dreizehn Jahren Ehe wusste ich gar nicht mehr so richtig, wie das geht mit dem Suchen und Finden. Ich hatte keinen Single-Freund, der mich im angesagten Szene-Club seinen Single-Freundinnen vorstellt. Mein Freundeskreis bestand seit längerem nur noch aus Paaren mit Kindern. Und an meinem Arbeitsplatz gab es zwar viele nette Menschen nur leider keine Traumfrau für mich.

Aber irgendwann fing dann doch alles irgendwie an. Vor einer roten Ampel, während ich im Auto saß und meinen Gedanken nachhing. Ich merkte plötzlich, dass ich die ganze Zeit auf ein Plakat gestarrt hatte. „Ü30 Party“ stand da. Na klar! Einfach mal locker an der Frau fürs Leben vorbeitanzen und sie zum Abendessen einladen. Das musste doch klappen, denn tanzen konnte ich halbwegs. Und Restaurants kannte ich auch.

Natürlich klappte gar nichts! Bereits vor dem Eingang lief mir meine Nachbarin über den Weg. Die war auch noch eine gute Freundin meiner Ex-Frau. Und statt meinen Körper lässig im Rhythmus zu bewegen, schwang ich ihn noch vor 22.00 Uhr frustriert wieder in meinen Familienvater-Kombi und fuhr nach Hause.

Eine Woche später entdeckte ich dann (wirklich!) zufällig Kontaktanzeigen in einem regionalen Kulturmagazin. Ich schrieb einige Mails, bekam prompt eine Antwort und am Mittwoch darauf war es soweit: Mein erstes Blind Date! Ich bog sozusagen auf die Zielgerade ein. Der Rest war sicher nur noch Formsache. Die Frau hatte auf dem grob gerasterten Schwarzweiß-Foto nämlich ganz nett ausgesehen und mir in den wenigen Tagen sogar noch mehr Nachrichten geschrieben als ich ihr. Und das wollte was heißen.

Mein erstes Blind Date – und viele Verabredungen danach

Der vermeintliche Zieleinlauf entpuppte sich jedoch als schlimmstes Blind Date meines Lebens. Das ist nicht übertrieben. Die Frau war zwar Bikerin so wie ich aber gleichzeitig Kettenraucherin und in natura noch mitteilungsbedürftiger als in ihren E-Mails. Außerdem krönte sie jeden zweiten Satz mit lautem Gelächter, das kurz darauf in einen ausgewachsenen Raucherhusten mündete. Und als Mitarbeiterin einer Personalabteilung wollte sie dann zum Schluss noch, dass ich ihr von meinen Stärken und Schwächen erzähle. Auch das ist nicht übertrieben. Ich bezahlte nach dem viel zu langen Abendessen entnervt die komplette Rechnung, um mich freizukaufen.

In den darauffolgenden Monaten bescherten mir die Kontaktanzeigen noch etliche Verabredungen mit Frauen. Ich traf jetzt wie durch ein Wunder zwar nur noch nette Menschen, die sogar gut in meinen Bekanntenkreis gepasst hätten, aber den ersehnten Funkenflug gab es bei keinem der Treffen. Es lag wohl an einer Mischung aus Misserfolg und Neugierde, dass ich mich nach knapp vier Monaten in einem Onlineportal anmeldete. Die Online-Partnersuche war 2010 längst noch nicht so verbreitet wie heute. Darum fand ich mich ziemlich mutig und hielt meine Mitgliedschaft auch vor Freunden lange Zeit geheim.

Dating fühlte sich an wie eine „Achterbahnfahrt. Foto: Bigstock

Und dann ging es erst richtig los, denn was ich in den folgenden Jahren erlebte, beschreibt das Wort „Achterbahnfahrt“ am besten. Ich suchte und schrieb und verabredete mich, dass mir manchmal fast schwindelig wurde. Es ging mir übrigens nie um One-Night-Stands sondern um eine ernsthafte Partnerschaft. Und zweimal klappte es auch. Allerdings scheiterten beide Beziehungen nach einem guten Jahr.

Vom Single-Papa zum Patchwork-Papa

So saß ich knapp vier Jahre nach der Ü30 Party erneut als Single-Papa zu Hause. Ziemlich ausgelaugt, teilweise desillusioniert, mit vielen Erfahrungen und berührenden Geschichten im Gepäck, aber immer noch alleine. Trotz meiner Niedergeschlagenheit beschloss ich, einen weiteren Versuch zu wagen, denn nur wer durchhält, kommt ins Ziel. Frauen wissen das einfach, Männer müssen sich das immer wieder lauthals mitteilen. Ich registrierte mich dieses Mal sogar in zwei Portalen gleichzeitig – bei Elite Partner und bei Parship – und fuhr anschließend erstmal mit meiner Tochter in Urlaub.

Kurz nach meiner Rückkehr meinte es das Schicksal dann auf einmal doch noch gut mit mir. Die überraschendste Nachricht in meinem Postfach stammte nämlich von einer Frau, die ich einige Jahre zuvor schon einmal getroffen hatte. Sie wusste nicht, dass wir uns bereits kennen, denn mein Foto konnte Sie noch nicht sehen. Sie fand mein Internetprofil ganz lustig und hatte sich entschieden, ausnahmsweise mal selbst den ersten Schritt zu wagen und „diesen Typen“ zu kontaktieren. Totaler Zufall also.

Wir fanden das kurios und machten uns gemeinsam darüber lustig, dass wir die Ladenhüter im Internet waren. Und weil wir noch nichts vorhatten, verabredeten wir uns spontan für das nächste Wochenende. Ganz ungezwungen, als „alte Bekannte“ und ohne Erwartungen oder Partnerschafts-Ambitionen. Wir würden vielleicht spazieren gehen und später noch was trinken oder zu Abendessen, wenn wir uns nicht zu sehr auf die Nerven gingen, mal sehen.

Es war ein Treffen, das unser Leben veränderte. Erstaunte Liebe auf den zweiten bis dritten Blick, sozusagen. Anfangs noch etwas ungläubig und zögerlich, aber dann mit Vollgas und Haut und Haaren. Vier Jahre sind wir jetzt zusammen, waren mit unseren Kindern schon mehrfach in Urlaub und es passt einfach. Ich bin noch heute dankbar und stolz darauf, dass ich so viele Jahre lang nicht aufgegeben habe. Auch wenn ich letztendlich nur „wiedergefunden“ wurde.“

Jörg ter Veer heute glücklich mit seiner neuen Frau. Foto: www.nele-fotografie.de

Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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