EHEC-Ausbruch: Rückruf von Bio-Sprossen wegen Befall

Voller Sorge beobachten Experten seit einiger Zeit eine rasante Ausbreitung des EHEC-Keims. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern steigen die Zahlen seit Mitte August dramatisch an, aber auch in Hamburg schnellen die Fälle nach oben. Besonders Kinder sind von einem schweren Verlauf betroffen.

Update vom 13. Oktober 2025:

Im Zuge der auffälligen EHEC-Verbreitung wird aktuell ein weiteres Produkt von seinem Hersteller zurückgerufen: Mehrere Chargen der Bio-Sprossen von  „Vitalsprossen – Christoph Gurtmann“ mit Sitz in Stelle (Landkreis Harburg) werden aufgrund eines positiven Befunds auf STEC/EHEC-Erreger zurückgerufen.

Bei einer Eigenkontrolle im Betrieb seien die Darmbakterien entdeckt worden, gibt der Landkreis Harburg bekannt.

Vom Rückruf betroffen sind drei Produkte:

  1. Bio-Mungobohnen-Sprossen (125 Gramm),
  2. Bio-Vitaspross-Mischung (100 Gramm und 500 Gramm)
  3. Bio-Gourmet-Mischung (125 Gramm)

alle mit folgenden Verbrauchsdaten:

  • Verbrauchsdatum: 06.10.2025 (Lotnummer: 16298)
  • Verbrauchsdatum: 08.10.2025 (Lotnummer: 16516)
  • Verbrauchsdatum: 10.10.2025 (Lotnummer: 21025)
  • Verbrauchsdatum: 13.10.2025 (Lotnummer: 16697)

Es wird gewarnt, dass der Verzehr  zu schweren Durchfallerkrankungen führe könne. Im Handel waren die betroffenen Sprossen in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Die gute Nachricht: Bisher gibt es keine Kenntnisse über Erkrankte gebe es aber keine, wie der NDR berichtet.

Update vom 19. September 2025:

Auch im Saarland stiegen die EHEC-Infektionen:  Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden bis zum 10. September 2025 bereits 62 Fälle registriert, während im gleichen Zeitraum 2024 lediglich 15 Infektionen gemeldet wurden. Unter den Fällen befinden sich leider auch zwei Kinder, die in der Folge ihrer Infektion an dem seltenen hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) erkrankten.

Und auch Belgien klagt über einen Anstieg der EHEC-Infektionen. Dort sollen sich in den letzten Wochen vor allem ältere Menschen angesteckt haben, es gab mehrere Todesfälle. Nach Angaben des RKI hängen die Ausbrüche in Mecklenburg-Vorpommern und Belgien aber nicht zusammen, da jeweils unterschiedliche EHEC-Typen nachgewiesen wurden.

Zwei Updates vom 18. September 2025:

1. Elf weitere EHEC-Infektionen

Wieder ist die Zahl der EHEC-Infizierten in Mecklenburg-Vorpommern gestiegen. Nachdem die Infektionswelle Anfang dieses Monats zunächst abgeflacht war und die Hoffnung wuchs, dass der EHEC-Ausbruch gebannt sei, meldete das Landesamt für Gesundheit und Soziales nun gestern, am 17.9.2025, elf weitere Infektionen. Damit steigt die Zahl der bestätigten EHEC-Fälle landesweit auf 89. Darunter sind 15 Fälle mit einem schweren Verlauf, dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS).

Offiziell ist Mecklenburg-Vorpommern nicht als Risikogebiet eingestuft. das heißt, es gelten keine besonderen Reisewarnungen, Auflagen oder Einschränkungen.

Die Ursache für den Ausbruch gilt weiterhin als unklar. Die Identifizierung des verantwortlichen Bakterienstammes (s. weiter unten im Text) hatte Hoffnungen geschürt, endlich die Quelle der Ausbrüche zu identifizieren – doch dies ist bisher nicht gelungen.

2. Zwei neue Produktrückrufe im Zusammenhang mit EHEC:

  1. Der Lebensmittel-Discounter Penny warnt dem Verzehr der „Mettwurst frisch, nach Art einer schnittfesten Rohwurst“. Das Produkt wird aus dem Sortiment genommen, da darin Giftstoffe nachgewiesen wurden, die durch EHEC ausgelöst werden. Es wurde bundesweit verkauft.Betroffen sind ausschließlich Produkte, die folgende Punkte erfüllen:
    • in der 100-Gramm-Packung aus dem Kühlregal
    • hergestellt von der Firma Bedien-Concept GmbH in Blankenfelde-Mahlow
    Haltbarkeitsdatum 2.10.25, 4.10.25, 7.10.25 und 9.10.25

 

2. Schleizer ruft seineZwiebelmettwurst“ bundesweit zurück.  Vom Verzehr folgender (aber nur dieser) Charge wird ausdrücklich abgeraten, da dort EHEC nachgewiesen wurde:

  •  500-Gramm-Packung
  • Charge 133
  • Haltbarkeitsdatum bis 27. August 2025

 

Wie immer gilt: Die Produkte können auch ohne Kassenzettel  am Kaufort zurückgegeben werden, der Kaufpreis wird auch ohne Kassenbon erstattet.

Was ist EHEC und was sind die Symptome einer Infektion?

EHEC ist ein Darmkeim, der in schlimmen Fällen sogar lebensbedrohlich werden kann. Die Bakterien werden über verunreinigte Lebensmittel oder von Mensch zu Mensch übertragen. Typische Symptome einer Infektion sind Durchfälle und Bauchkrämpfe, die meist innerhalb einer Woche nach der Infektion auftreten. Gefährlich wird es, wenn sich daraus das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) entwickelt – das ein lebensbedrohliches Nierenversagen verursachen kann.

Besonders gefährdet sind Babys, Kleinkinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Viele erinnern sich jetzt mit Schrecken an 2011: Damals starben über 50 Menschen an EHEC, Tausende erkrankten. Die Ursache waren verunreinigte Sprossen.

Wie ist die aktuelle Lage?

Seit Mitte August wurden allein in Mecklenburg-Vorpommern 45 EHEC-Erkrankungen gemeldet. Zwölf davon hatten die sehr ernste Komplikation HUS. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales spricht inzwischen sogar offiziell von einem Ausbruch.

Aber auch Hamburg kämpft mit einem starken Anstieg: Dort gab es in diesem Jahr schon 113 Infektionen – zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es „nur“ 91. 18 Betroffene mussten 2025 bisher sogar im Krankenhaus behandelt werden.

Das Robert-Koch-Institut beobachtet die Lage seit Monaten. Woher die aktuelle Welle kommt, ist bisher allerdings noch völlig unklar. Ein Grund für den starken Anstieg sei aber auch, dass die Diagnostik heute besser ist.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde außerdem inzwischen ein seltener Bakterienstamm (O45:H2) entdeckt, der besonders schwere Verläufe hervorrufen kann. 14 der bislang 45 bestätigten Fälle in dem Bundesland konnten dem Ausbruch dieses Bakterienstammes zugeordnet werden. Bei den 14 bestätigten Fällen handelt es sich um elf Kinder und drei Erwachsene. Mehrere von ihnen mussten mit drohendem Nierenversagen auf die Intensivstation.

Künftig sollen nur noch Neuinfektionen in die Statistik aufgenommen werden, die labordiagnostisch eindeutig dem Ausbruchsstamm O45:H2 zugeordnet sind. Die (nur augenscheinlich) gute Nachricht: Nach diesen Kriterien sind seit dem 1. September keine neuen Infektionen mehr gemeldet worden. Ob das ein Zeichen für das Ende des Ausbruchs ist, ließ die Behörde aber offen. Und auch, ob es weitere Infektionen mit anderen EHEC-Stämmen gibt, wurde nicht mitgeteilt.

Was ist die Ursache für den EHEC-Ausbruch?

Das Gesundheitsministerium hat mehrere mögliche Faktoren für den auffälligen Anstieg der EHEC-Infektionen benannt:

• Verfeinerte Diagnostikmöglichkeiten: Neue Verfahren erkennen zeitgleich verschiedene Erreger von Durchfallerkrankungen und machen es einfach, EHEC gesondert und unmissverständlich nachzuweisen.

Art der Interpretation der Ergebnisse: Nachgewiesen wird aber dennoch nur das Erbgut des Erregers. Ob dieser auch vermehrungsfähig und dadurch ansteckend ist, lässt sich daraus aber nicht ableiten. Eine Infektion kann mild oder gar symptomfrei verlaufen; nur ein geringer Teil entwickelt wirklich schwere Durchfälle oder HUS.

• Sommerliche Temperaturen: Besonders in den Sommermonaten steigt die Übertragung durch Lebensmittel, die nicht korrekt gekühlt gelagert werden. Zudem haben Menschen durch Ausflüge vermehrt Kontakt mit Tieren in Streichelzoos und Wildparks, diese können EHEC übertragen.

Passend zum Ausbruch gibt es einen Produktrückruf der Firma Wiltmann:

Zurückgerufen wird die „Rein Rind Salami“ von der Franz Wiltmann GmbH & Co. KG.

Betroffen sind:
50-Gramm-Packungen mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 01.10.2025 und der Chargennummer L2521100010.

Die Salami wurde bundesweit in verschiedenen Supermärkten verkauft, darunter Lidl, Edeka, HIT und Kaufland.

Bei einer Kontrolle der Charge wurden EHEC-Krankheitserreger nachgewiesen.

Verbraucher werden dringend gebeten, das betroffene Produkt nicht zu verzehren! Die Salami kann am Kaufort zurückgegeben werden, der Kaufpreis wird auch ohne Kassenbon erstattet.

Wichtig: Andere Produkte der Marke Wiltmann oder andere Chargen der Rindersalami sind nicht betroffen.

Quellen:

    1. Diese Supermärkte rufen Salami zurück“ bei Stuttgarter Zeitung, abgerufen am 9.9.2025, 14.55 Uhr
    2. Fortschritt bei Suche nach Ursache für Ehec-Ausbruch in MV“ bei Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 9.9.2025, 14.57 Uhr
    3. Ehec breitet sich in Deutschland aus – Kinder kämpfen um ihr Leben“ bei Mopo, abgerufen am 9.9.2025, 15 Uhr
    4. EHEC in Mecklenburg-Vorpommern: Infektionszahlen steigen wieder“ bei ADAC, abgerufen am 18.9.2025, 11.16 Uhr

    5. Rekordzahl an EHEC-Fällen auch im Saarland – wie die Keime übertragen werden“ bei Saarbrücker Zeitung, abgerufen am 19.9.2025, 11.25 Uhr
    6. „Wegen EHEC-Erreger: Unternehmen ruft Bio-Sprossen zurück“ bei NDR, abgerufen am 13.10.2025, 15.02 Uhr
Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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