„Eddy ist fast ertrunken – nun kämpft er sich ins Leben zurück.”

„Ich bin Cindy, Mama von sechs Kindern und Heilerziehungspflegerin. Heute möchte ich vom 08.01.22 erzählen, der Tag, an dem Eddys Unfall passierte. Es war ein kalter Tag. Unsere Kinder spielten draußen im Garten, sie waren mit dem Schlitten unterwegs. Größere Geschwisterkinder waren dabei. Ich war im Haus, weil die Kleinste gefüttert wurde und sie die Windel voll hatte. Sie war noch nicht mal ein Jahr alt. Mein kleiner Sohn Eddy war zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt.

Es passierte am späten Vormittag.

Mein Mann fuhr schnell in den Supermarkt, um noch etwas für das Mittagessen zu besorgen. Eddys zweitgrößte Schwester Zoe ging vor das Haus und dachte, Eddy würde bei Papa mitfahren. Mein Mann aber dachte, dass Eddy bei ihr sei und damit in meiner Nähe. Eddy hatte sich in dieser kurzen Zeit wohl schon ans andere Ende des Hauses geschlichen, weshalb Zoe davon ausging, dass er bei Papa mitgefahren sei.

Mein Mann kam kurze Zeit später vom Einkaufen zurück, vorher überprüfte er den Garten, hörte und sah aber niemanden. Fünf Minuten später kamen plötzlich alle größeren Geschwister ins Haus gelaufen. Meine Tochter Zoe schrie: ‚Mama, komm‘ schnell raus, ich glaube, Eddy ist ertrunken!‘ Meine Welt stand still und Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ich legte die kleine Schwester einfach auf dem Teppich ab und rannte raus. Mein Herz schlug wie verrückt. Dann sah ich Eddy, er lag neben dem kleinen Teich in unserem Garten. Ganz weiß und still.

Er war anscheinend im zugefrorenen Teich eingebrochen.

Ich schnappte mein Kind, rannte rein ins Badezimmer, zog seinen Schneeanzug aus und begann sofort mit der Reanimation. Alle haben wild durcheinandergeschrien, mein Mann realisierte, was passiert ist und setzte den Notruf ab. Ich schlug Eddy zwischendurch ins Gesicht, er reagierte einfach nicht. Ich stand so unter Schock, dass mir das Ausmaß, was passiert war, nicht bewusst wurde. Dennoch funktionierte ich irgendwie und reanimierte. Ich hatte es schließlich gelernt.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis die ersten Rettungskräfte vor Ort waren. Ich reanimierte einfach weiter, es kam Wasser aus Eddys Mund und Nase. Warum stabilisiert sich sein Kreislauf nicht, warum wacht Eddy nicht auf? Die Rettungskräfte haben übernommen, wir hatten Glück, dass ein weiterer Notarzt ein Kindernotarzt war. Eddy erhielt Medikamente über einen Knochenmarkschuss und wurde intubiert und unter laufender Reanimation in das Klinikum München Großhadern geflogen. Ich wurde hinterhergefahren.

Das Krisenmanagement war da und versorgte die anderen Kinder.

Sie sagten, wir müssten wahrscheinlich von Eddy Abschied nehmen. Mein Mann organisierte die Kinderbetreuung. Ich bin in der Klinik angekommen und erfuhr, dass es es schlecht für Eddy aussieht. Er habe nur sechs Prozent Überlebenschance. Seine Körpertemperatur betrug nur 23 Grad. Zur Kreislaufunterstützung und Erwärmung wurde die ECMO eingesetzt, eine Maschine, die die Herz-Lungen-Funktion übernimmt.

Wir durften nicht auf der Intensivstation bleiben und mussten nach Hause fahren. Ich saß in Eddys Zimmer, schrie und weinte zu Gott, dass er mir mein Kind wiedergeben soll. Ich musste meine Hoffnung und meinen Glauben in Gottes Hände geben. Gott hat mich gehört, Eddy hat diesen Unfall überlebt, weil seine Körpertemperatur so niedrig war. Die Kälte rettete ihn. Bei einer so niedrigen Körpertemperatur duldet das Gehirn einen 10 mal so langen Sauerstoffmangel.

Nach sieben Tagen wurde Eddy extubiert und atmete selbstständig.

Doch das MRT sah schlecht aus und die Diagnose war ebenfalls schlimm, hypoxisch-ischämische Enzephalopathie nach Ertrinkungsunfall. Mein Kind ertrank, obwohl ich nur wenige Meter entfernt war, obwohl er nicht alleine draußen war. Kinder, die überleben, haben neurologische Schäden. Das Outcome ist ungewiss. Eddy sollte in einem vegetativen Zustand bleiben. So ist es aber nicht gekommen. Wir führen sämtliche Therapien durch, die Eddy benötigt.

Zum Beispiel die Hyperbare Sauerstofftherapie. Eine Therapie in einer Druckkammer unter erhöhten atmosphärischen Druck mit einer aufgesetzten Maske, darunter 100 Prozent Sauerstoff. Eddys Muskeltonus hat sich dadurch verbessert, die Spastiken in den Füßen sind verschwunden, er ist aufmerksam und bei Bewusstsein. Er begann wieder zu lächeln und zu lautieren. Außerdem haben wir eine Stammzelltherapie aus Nabelschnurblut durchgeführt. Nabelschnurblut enthält viele undifferenzierte Stammzellen, die sich in jeder Zelle differenzieren können. Auch in Nervenzellen. Und wir waren mit ihm im Adeli Center für das Neuroreha Intensivprogramm in der Slowakei.

Betroffene Eltern müssen über solche Therapien informiert werden.

Ich habe mich mit anderen betroffenen Familien ausgetauscht, sonst hätte ich all diese Informationen nicht. Ich möchte das unsere Geschichte in der Öffentlichkeit geteilt wird, damit andere Familien auch von Therapiemöglichkeiten profitieren können. Ein großes Netzwerk Betroffener ist wichtig. Wir geben all unsere Informationen über unseren Instagram-Account „cindyaltmann” weiter. Die Therapien sind keine Kassenleistung, weshalb wir für Eddy Spenden sammeln, um die Therapien zu finanzieren.

Ich gebe nicht auf, ich werde Eddy wieder ins Leben zurückbringen. Ich höre erst auf, wenn ich mit Eddy am Ziel bin.”

Wenn du die Familie und Eddy unterstützen möchtest, findest du den Spendenaufruf HIER>>>


Liebe Cindy, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir, deiner Familie und besonders Eddy alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen