„Der größte Wunsch meiner Tochter ist meine größte Angst: ein Geschwisterchen.”

Kirstens Schwangerschaft endete mit einem gesunden Baby – doch die Angst blieb. Was als Erschöpfung begann, entpuppte sich als lebensbedrohliche Schwangerschaftsvergiftung. Die Erfahrung hat sie körperlich und seelisch an ihre Grenzen gebracht. Heute, fünf Jahre später, steht in ihrer Echten Geschichte nicht nur die Frage nach einem zweiten Kind im Raum – sondern vor allem die, ob sie den Mut dafür je wieder aufbringen kann.

„Ich habe ein Baby bekommen – und habe Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Meine Tochter ist jetzt fünf Jahre alt. Sie fragt mich oft nach einer kleinen Schwester. Aber ich kann mich nicht überwinden, weil ich eine Schwangerschaftsvergiftung hatte.

Meine Schwangerschaft war ein Albtraum.

Ganze 35 Wochen lang ging es mir nicht gut – fünf davon habe ich mich regelmäßig übergeben. Ich habe insgesamt 36 Kilo zugenommen, hatte starke Wassereinlagerungen in den Beinen, hohen Blutdruck, Herzklopfen und ein ständiges Unwohlsein. Ich war erschöpft und lange Zeit in keiner guten Verfassung.

Kirsten während der Schwangerschaft.

Kirsten während der Schwangerschaft.

In der 35. Schwangerschaftswoche ging ich wegen meiner Beschwerden erneut zu meiner Frauenärztin. Sie sagte mir, das sei alles ganz normal – das gehöre zur Schwangerschaft dazu. Bei der Untersuchung verursachte sie aus Versehen eine Blutung. Diese hörte bis zum Abend nicht mehr auf.

Aus Sorge fuhr ich ins Krankenhaus.

Die Ärzte hörten sich meine Geschichte genau an – und nahmen mich sofort stationär auf. Eine Stunde später dann die Diagnose: Präeklampsie. Schwangerschaftsvergiftung. Meine Blutwerte waren schlecht – die Geburt musste eingeleitet werden.

Ich bekam einen Antibiotikatropf. Ich war müde, ausgelaugt und hatte Angst um mein Baby. Dann platzte die Fruchtblase, es folgten Wehentropf, noch ein Antibiotikatropf – und Corona: Mein Mann durfte nur zur Geburt ins Krankenhaus kommen. Für eine PDA war es zu spät.

Die Wehen waren heftig.

Mein Körper war am Ende, aber ich hielt durch. Ich schaffte es. Meine Tochter kam in der 35. Woche mit 2008 Gramm zur Welt. Sie musste lernen zu saugen – mithilfe eines Schlauchs und einer Spritze. Aber sonst war sie gesund.

Im Nachhinein bin ich dankbar für die Blutung. Ohne sie wäre die Schwangerschaftsvergiftung vielleicht unentdeckt geblieben. Sie hat letztlich mein Leben und das meines Kindes gerettet.

Ein zweites Kind war eigentlich geplant.

Ich selbst habe drei Geschwister, mein Mann ist ein Zwilling. Wir wissen beide, wie schön es ist, mit Geschwistern aufzuwachsen. Auch deshalb war der Wunsch nach einem weiteren Kind da.

Mein Mann versteht meine Angst – er hat ja miterlebt, wie schlecht es mir ging. Ich war kaum noch draußen, habe nur noch funktioniert. Auch nach der Geburt hörte die Sorge nicht auf. Unsere Tochter nahm zunächst kaum zu. Die Hebamme kam jeden Tag zum Wiegen.

Die kleinste Kleidergröße war zu groß.

Sie verschluckte sich oft beim Trinken. Ich weinte viel. Ich liebte dieses kleine Wesen so sehr – und hatte gleichzeitig ständig Angst, sie zu verlieren. Ich war körperlich und seelisch am Ende.

Kirsten ist erschöpft und verunsichert.

Kirsten ist erschöpft und verunsichert. Foto: Privat

Trotzdem hat die Erfahrung unsere Beziehung nicht zerstört – im Gegenteil. Unsere Bindung ist stark. Ich war übervorsichtig, aber nicht distanziert. Ich war eher wütend: auf mich, dass ich nicht öfter zum Arzt gegangen bin.

Und auf meine Ärztin, die sagte, alles sei normal.

Ich sehe an meinem Patenkind, was für eine wundervolle große Schwester meine Tochter wäre. Wie stolz sie ist, wenn sie helfen darf. Der Wunsch ist also da. Aber die Angst auch.

Sie sitzt tief in meinem Kopf.”


Liebe Kirsten, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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