Bericht eines Papas: „Mein Kind nennt mich Mama – und das ist okay!“

Es ist ein unvergesslicher Moment, wenn euer Kind zum ersten Mal „Mama“ oder „Papa“ sagt. Aber was, wenn es darauf beharrt, einfach beide Eltern „Mama“ zu nennen? Unser Echter Papa Daniel aus Bremen kennt genau das von seiner kleinen Tochter Mia. Wie sich das für ihn anfühlt, erzählt er euch hier:

„Um ehrlich zu sein: Am Anfang war es mir richtig peinlich.

,Mamaaaa, ich bin hingefallen.‘ Heute zucke ich nicht mehr  mit der Wimper, wenn unsere zweijährige Tochter Mia mich so ruft. Aber ich weiß noch, dass es mir anfangs tierisch unangenehm war, wenn ich die Blicke der Leute sah. Ich habe Mia sofort korrigiert und dabei leider mehr auf unsere Zuschauer als auf sie geachtet: ,Aber Schatz, ich bin doch der Papa.‘

Sicher war es auch so ein Männerding, dass ich mich nicht so gerne in eine „Frauenrolle“ drängen lassen wollte. Zuerst dachte ich sowieso, sie wollte mich aufziehen, wenn sie mich „Mama“ nannte. Aber in ihrem Gesicht war keine Spur des verschmitzten Lächelns zu erkennen, das sie sonst in solchen Momenten aufsetzt. Sie meinte es absolut ernst.

Auf dem Spielplatz kam mir die Eingebung

Dann sah ich eines Tages auf dem Spielplatz, wie ein anderes kleines Mädchen stürzte und nach seiner Mama schrie. Als kurz darauf ein breitschultriger Kerl zu ihr eilte, musste ich grinsen: Offenbar war ich nicht allein mit meinem „Problem“.  Allerdings zeigte sich gleich darauf, dass dieses Kind ganz genau zwischen Mama und Papa unterschied. Sie stieß den Mann weg und brüllte immer wieder: „Ich will aber zu Mama.“ Mir taten beide leid. Seine Hilflosigkeit genauso wir ihre Verzweiflung darüber, dass der Mensch nicht da war, von dem sie sich am besten getröstet fühlte.  Danach dachte ich: Vielleicht ist „Mama“ für meine Tochter ja nur die Abkürzung für: „Bei dir fühle ich mich rundum gut aufgehoben.“

Mama ist, wer immer für das Kind da ist

Meine Frau und ich haben uns die Elternzeit gerecht geteilt. Ich bin ein halbes Jahr zu Hause geblieben, weil ich von Anfang an alles miterleben wollte. Von Freunden, die schon länger Kinder hatten, wusste ich, dass es viele von ihnen bedauerten, nicht mehr Zeit mit ihnen verbracht zu haben. Oft war ich es deshalb auch, der nachts aufgestanden ist, um Mia das Fläschchen zu geben. Unsere Kleine hat also erlebt, dass meine Frau und ich gleichermaßen für sie da sind. Vielleicht nennt sie deswegen uns beide Mama:Sie erkennt einfach keinen Unterschied. Mama ist das Wort für denjenigen, bei dem sie sich besonders geborgen gefühlt. Für denjenigen, der ihre kleine Welt mit beruhigenden Worten und Zärtlichkeit wieder heil machen kann, wenn etwas schiefgelaufen ist.

Was für ein Kompliment für euch Mütter! Seither sehe ich die Sache gelassen, auch weil ich weiß, dass sie sicher irgendwann „Papa“ zu mir sagt. An alle Männer, die das Gleiche erlebt haben: Findet euch damit ab, dass euer Geschlecht eurem Kind vorerst vollkommen schnuppe ist, und freut euch über das Kompliment!“

Danke, lieber Daniel, für deine Geschichte. Wie ist das mit euren Kindern? Habt ihr vielleicht sogar ähnliche Erfahrungen gemacht? Bei wem suchen eure Kinder am liebsten Trost?

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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RSM
RSM
3 Jahre zuvor

ja du hast recht! Mama ist auch für unsere kleine die Beschützerin und die Trost spenden kann…. mein Mann schafft es aber nicht es zu akzeptieren sondern fühlt sich zurückgewiesen und korrigiert immer und immer wieder.