Bedrückend: So haben ukrainische Eltern ihre Kinder auf den Krieg vorbereitet

Schon lange schwelt der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. In den letzten Wochen und Tagen überschlugen sich die Meldungen, bis schließlich gestern (24. Februar 2022) Russland die Ukraine angriff.

Lange hoffte die ganze Welt und natürlich vor allem die ukrainische Bevölkerung, dass es nicht zu diesem schlimmsten aller Szenarien kommen würde. Leider wurde dieser Krieg aber immer wahrscheinlicher, so dass viele Eltern in der Ukraine begannen, ihre Kinder darauf vorzubereiten. So gut es eben möglich ist.

Today Parents sprach mit einigen von ihnen. Und ihre Erzählungen brechen einem das Herz, wenn man sich in die Lage der angstvollen Eltern hineinversetzt.

Zur Schule mit ganz bestimmten Aufklebern

Montag hatte Putin in seiner Rede die „Unabhängigkeit“ zweier separatistischer, pro-russischer Regionen in der Ostukraine „anerkannt“. Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew ist, bezeichnete diese Tat als Kriegserklärung – und die Bevölkerung der Ukraine war noch alarmierter als zuvor.

Ab diesem Tag begannen viele Eltern, Aufkleber für ihre Kinder anzufertigen. Eine Idee, die in diversen Elterngruppen bei Facebook aufkam – und danach sogar von einigen Schulen vorgeschrieben wurde.

„Es ist wie ein Stück Papier mit Blutgruppeninformationen, den Namen ihrer Eltern und Telefonnummern“, sagte Vasyl, ein Papa, gegenüber TODAY Parents am Telefon. „Es gibt kein Formular für einen solchen Aufkleber. Es hängt von jedem Elternteil selbst ab, ob es den Sticker herstellt. Es liegt bei den Eltern.“

Khrystyna, eine Mama von drei Töchtern, erklärte: „Ich habe noch keine Aufkleber. Aber ich hatte ein sehr intensives Gespräch mit meiner älteren Tochter (13), weil sie manchmal alleine von der Schule nach Hause kommt.“

Im Notfall auf die Erwachsenen hören

„Ich habe ihr gesagt, dass sie im Notfall auf ihre Lehrerin hören muss. Wir haben besprochen, wo wir uns treffen würden, wenn es zum Äußersten käme.“ Zudem gingen die beiden den „Leitfaden für Teenager in Notsituationen“ durch. Ist es nicht eine Schande, dass es so ein Regelwerk überhaupt geben muss?

Während sie ihre große Tochter zur Schule schickte, blieben ihre beiden anderen Töchter (3 und 5 Jahre) bei ihr zu Hause. „Der Kindergarten ist weit weg von der Schule meiner Tochter und unserem Zuhause“, erklärt Khrystyna. „Ich habe Angst vor der Logistik – wenn etwas passiert, wird es zu schwierig für mich, sie alle zusammenzubringen.“

Die Gespräche mit ihren beiden Kleineren waren deutlich weniger detailliert als die mit ihrer großen Tochter. Sie brachte ihnen lediglich bei, ihre Adresse, ihren Vor- und Nachnamen und den vollständigen Namen ihrer Mutter zu kennen. Denn „natürlich ist das ein sehr heikles Thema für sie und sie könnten zu viel Angst bekommen. Was sie aber wissen, ist Folgendes: ‚Du musst auf deine Mutter hören und tun, was sie sagt.’“  Das gelte vor allem, wenn sie „sehr laute Geräusche` hören würden.

Es ist jetzt so viel schwieriger, die Elternrolle zu besetzen

Khrystyna erklärte, dass sie viel Zeit damit verbringt, nach den neuesten Informationen zu suchen. „Es ist, als stünde man die ganze Zeit unter totalem Druck. Was die Leute international über diese möglichen Luftangriffe schreiben – für mich ist es absolut, wie soll ich sagen, unglaublich. Unvorstellbar. Und viele davon sind neue Wörter für mich. Wörter wie ‚Raketen‘, ‚Luftangriff‘ und ‚Luftschutzbunker‘. Ich habe diese Wörter noch nie auf Englisch lesen müssen.“

Die Mama gab an, dass sie trotz der drohenden Kriegs-Gefahr die ganze Zeit versuchte, mit ihren Kindern ein möglichst normales Leben zu führen: „Ich versuche, alles zusammenzuhalten“, sagte sie. „Ich möchte, dass sich die Kinder wie im normalen Leben fühlen – sie in ihre regulären Kurse wie Tanz, Musikschule und Pfadfinder schicken, nur um ein normales, normales Leben zu führen. Aber worüber spreche ich mit den anderen Eltern? Das hat sich total geändert.“

Die Schule bereitet Kinder auf den Ernstfall vor

Papa Vasyl erzählte, dass die Schulen seiner Töchter die Kinder mit Übungen auf einen möglichen Angriff vorbereiteten. „Meine ältere Tochter hat Unterricht, der sich auf verschiedene Arten von Ereignissen wie Feuer oder Bombenanschlag bezieht. Im Falle eines Bombenanschlags wurden sie zum Beispiel angewiesen, wohin sie gehen sollten. Für uns war es eine U-Bahn- oder U-Bahn-Station. In Kiew haben U-Bahnen eine doppelte Bedeutung – sie sind eine U-Bahn, aber sie sind auch ein Luftschutzbunker . Also haben sie den Kinder) beigebracht und trainiert, wie man ohne Panik aus der Schule geht, damit es richtig organisiert ist.“

Und auch zu Hause haben Vasyl und seine Frau versucht, ihre Kinder mit vielen Gesprächen auf den „Worst Case“ vorzubereiten. Der nun gestern eingetreten ist.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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