Auszeiten für Kinder: Eine gute Erziehungsmaßnahme?

In die Ecke stellen und sich schämen, auf einem Stuhl sitzen bleiben und „über das eigene Verhalten nachdenken“… diese Methoden zur Erziehung sind zum Glück nicht mehr allzu verbreitet. Ein Satz, der dagegen noch häufig fällt, ist: „Und jetzt gehst du mal auf dein Zimmer und kommst erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!“ Auszeiten für Kinder.

In den meisten Fällen sind sie eher gut gemeint. Denn diese kleine Pause hilft Eltern, aus der Situation eines Trotzanfalls herauszugehen, ehe er immer schlimmer wird. Und ehe sie sich selbst mitreißen lassen, gereizt, laut und vielleicht sogar grob werden. Und ja, natürlich hört das Kind danach meist schnell auf zu bocken. Kommt „wieder lieb“ oder mit „bedauerndem“ Weinen zu seinen Eltern zurück.

Auszeiten für Kinder: Mission Erziehung geglückt?

Nee. So eine Auszeit während eines Trotzanfalls kann sich auf  ein Kinder ganz anders auswirken, als es zuerst den Anschein macht. Denn es empfindet diese angeordnete Pause, bei der es aus dem Zimmer – weg von Mama oder Papa! – geschickt wird, schlichtweg als Ablehnung. Und das in einer Situation, in der es sowieso gerade aufgewühlt, überfordert und besonders verletzlich ist.

Dieses Aufs-Zimmer-schicken, wo es dann über sein Verhalten nachdenken und sich beruhigen soll, signalisiert ihm nur, dass es sein Gefühlschaos alleine ordnen muss. Dass es sich um seine Emotionen, die es gerade gar nicht versteht, selbst zu kümmern hat. Und dass sie fehl am Platz sind.

Das führt dazu, dass es sich verängstigt und verwirrt fühlen kann – und ganz sicher nichts Gewinnbringendes aus dieser Situation lernt, wie es sich seine Eltern vielleicht erhofft haben. Denn ein zwei- oder dreijähriges Kind kann noch nicht sein eigenes Verhalten reflektieren und sich überlegen, was Mama denn daran nun falsch fand.

Wie reagiert man nun aber besser, wenn der kleine Schatz herumwütet und sich immer mehr in einen Wutanfall hineinsteigert?

1. Zusammen-Zeiten statt Auszeiten für Kinder

Auch das ist eine Auszeit, in der sich alle Gemüter beruhigen können. Allerdings eine begleitete, in der Mama bei ihrem Kind bleibt und für es da ist – wenn es das möchte. Das könnte beispielsweise so aussehen: „Tobe dich mal in Ruhe aus. Ich sitze hier neben dir und bin für dich da, wenn du mich brauchst.“

Bei einigen Kindern funktioniert es, sie einfach direkt in die Arme zu schließen. Aber die meisten denken ganz sicher nicht an Kuscheln, wenn sie gerade rot vor Wut sehen!

Deswegen ist es oft am besten, sich einfach sichtbar für das Kind hinzusetzen, es aber nicht anzusprechen oder zu berühren, bis es signalisiert, dass es dazu bereit ist. Aus eigener Erfahrung: Diese Zeit kann sich verdammt lang anfühlen. Sie lässt sich aber prima dazu nutzen, ruhig zu atmen und den eigenen aufkeimenden Ärger verrauchen zu lassen.

Die Hauptsache hier: Das Kind merkt, dass Mama (oder natürlich Papa) da ist. Und es immer mit offenen Armen unterstützen wird.

2. Verständlich miteinander sprechen

Hat sich die Situation beruhigt, kann man sie noch einmal besprechen. Hier sollte man als Elternteil keine überzogenen Erwartungen haben: Kinder können ihre Gefühle natürlich noch nicht genau verstehen oder sich so detailliert ausdrücken wie ein Erwachsener. Signalisieren wir aber unserem Kind, dass wir verstanden haben, warum es so stinksauer war, ist schon viel getan. Dann kann man aber natürlich auch noch kurz und kindgerecht erklären, wie man sich selbst gefühlt hat: Warum hat man etwas verboten? Warum hat man vorher geschimpft?

Ein sehr kurzes Gespräch auf Augenhöhe reicht. Dann sollte die Situation auch nicht mehr thematisiert werden. Was nämlich menschlich total verständlich ist, aber gegenüber einem Kleinkind gar nicht geht: nachtragend sein!

Geht man so mit einem Wutanfall um, fördert das die Bindung zwischen Kind und Eltern. Unser Schatz spürt, dass es uns vertrauen kann – egal, in welcher Situation. Lasst uns immer daran denken: Kinder wollen sich nicht schlecht benehmen, sie wissen es nicht besser. Und je sicherer sie sich unserer sind, desto mehr Freude haben sie daran, von uns zu lernen.

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Stadion zu finden. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Dazu nutze ich auch die Bastel-Erfahrungen mit meinen Kindern für einfache DIY-Anleitungen.

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Steffi
Steffi
3 Jahre zuvor

Nein, das sehe ich echt total anders. Ich kann nicht neben dem Kind sitzen oder in der nähe sein. Das bringt nichts. Man bekommt die schläge und tritte ab, wird angebrüllt und hat danach Kopfschmerzen. Nicht nur Kinder sind emotionale Gefühlsmenschen sondern auch die Eltern. Wir müssen immer die Perfekte reaktion zeigen, dürfen nicht auch mal emotional werden und müssen uns alles gefallen lassen was Kinder uns antun/ an den kopf werfen etc. Es stehen immer nur die Kinder im Fokus, weil wir Erwachsenen MÜSSEN funktionieren. Ja Kinder brauchen Liebe, Fürsorge, Geborgenheit Aufmerksamkeit und Verständnis. Nur irgendwo sind Grenzen und es gibt Regeln.

Alleinerziehende
Alleinerziehende
5 Jahre zuvor

ein wirklich toller Artikel und eine wirklich tolle Seite? Macht weiter so!

LG,
Jenny