Ausgebufft: So schützen Kinder ihre Eltern vor Verschwörungsmythen

Eltern haben oft die Sorge, dass ihre Kinder irgendwann „abdriften“ könnten in die falsche Richtung. In irgendein Extrem, dass unkontrollierbar scheint und das Leben der Kinder und ihre Beziehung zu ihren Eltern vergiftet.

Nun, es geht aber auch andersrum, wie jetzt eine Diskussion auf Reddit zeigt. Dort tauschen sich amerikanische Jugendliche über ihre Eltern aus, die QAnon-Verschwörungstheorien folgen. Das Ziel der Kinder: Ihre Eltern zur Vernunft zu bringen.

Was ist QAnon?

Die amerikanische Bewegung verbreitet seit 2017 die Behauptung, dass die USA von einer kriminellen Organisation beherrscht würden. Dieser sollen jede Menge Promis, etwa die früheren Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama, der Milliardär George Soros sowie diverse Hollywoodstars angehören. Es geht um Kindesmissbrauch im großen Stil, um gestohlene Kinder, denen Blut als Jugendelixier abgezapft wird, um politische Verschwörungen…

Das große Problem: Viele QAnon-Botschaften haben einen eindeutig antisemitischen und rechtsradikalen Charakter.

Inzwischen findet QAnon auch in Deutschland immer mehr Anhänger, aktuell ist die Bewegung durch Demonstrationen gegen Corona-Beschränkungen im Fokus – und erfährt großen Zulauf.

Auf Kundgebungen tauchen immer wieder Flaggen mit dem QAnon-Symbol auf. Und dahinter steckt im Zweifel leider so viel mehr, als nur seinen Unmut kundzutun und ein Nachdenken über die Corona-Maßnahmen zu fordern.

Und wie sehen das die Kinder der QAnon-Anhänger?

Die Kinder haben erkannt, dass der Strudel, in dem sich ihre Eltern befinden, gefährlich ist. Denn nach einer gewissen Zeit können sich Menschen, die einfach mit der derzeitigen Situation nicht einverstanden sind und daher auf der Suche nach Informationen waren, in fanatische Extremisten verwandeln.

Reden hat nichts bewirkt

Experten raten in solchen Fällen, Quellen zu prüfen, dann so fundiert zu widersprechen oder sich an Beratungsstellen zu wenden. Aber diese Kinder haben gemerkt: All das fruchtet bei ihren Eltern nicht. Der User „The First Goomba“ erzählt in dem Threat zum Beispiel, dass die eigene „Qmom“ (die mehrere Stunden täglich auf Facebook und Youtube verbringe) mal zu ihm gesagt habe: „Ich brauche keine Fakten. Selbst wenn du Fakten dafür liefern kannst, dass du Recht hast, würde ich es nicht glauben, weil ich weiß, was ich fühle und dass meine Gefühle durch Gott inspiriert sind. Meine Entscheidungen basieren auf Gefühlen und nicht auf Fakten.“

Was haben die Jugendlichen stattdessen getan?

Sie sind wirklich findig geworden. „Craftsmaniac“ erzählt, dass man einfach – im W-Lan der Eltern eingeloggt – den Router so einstellen könnte, dass er bestimmte Webseiten blockiert. „Unterbinde das konstante Tröpfeln des QAnon-Gifts!“ Falls die betreffenden Familienmitglieder die Router-Blockade doch bemerken sollten, könnte es passieren, dass sie wütend reagieren. Für diesen Fall empfiehlt „Craftsmaniac“: „Sag ihnen einfach, dass es Bill Gates gewesen sein muss“. Nutzerinnen und Nutzer teilten Anleitungen und Blocklisten.

Mehr und mehr Kinder erzählten von ihren persönlichen Erfahrungen mit QAnon-Eltern – und von ihren kleinen Tricks, die Eltern in Sachen Verschwörung „auszuhungern“: Die Kindersicherung beispielsweise schützt nicht nur die Kleinsten vor nicht jugendfreien Inhalten – sondern auch die Eltern vor einschlägigen Sendern.

User „WanderWut” erzählt: „Mein Dad nutzt einen Youtube-Account, der mit meinem verbunden ist.“ Die perfekte Chance, den Youtube-Algorithmus zu beeinflussen. „WanderWut“ abonnierte eine Menge harmloser Hobby-Accounts, die nette Filmchen über Gartenarbeit, Handwerkskram und Kochen zeigen. Die Verschwörung-Inhalte seines Vaters blockierte er dagegen heimlich. Das habe funktioniert: „Jetzt hat er ein paar Kanäle, die er sogar gerne anschaut.“

Für diesen Tipp bekommt er viel Applaus:  „Ich denke, das ist wahnsinnig wichtig. Es reicht nicht, das Gift zu entfernen, nach dem sie süchtig sind. Der wahre Lösung ist, die Leere mit etwas Lebensbejahendem zu füllen. Gut gemacht, du hast deinen Dad gerettet!“

Viele Userinnen und User kritisieren das Vorgehen aber auch.

Denn so schön es sei, wenn man den Eltern damit eventuell einige toxische Infomationen vorenthalten kann, so liege das wahre Problem doch ganz woanders: Plattformen wie Youtube & Co sollten in die Pflicht genommen werden, ihre  Inhalte zu regulieren. Und: „Du kannst keine Desinformationen verstecken, du musst sie bekämpfen. Das wird nicht langfristig funktionieren“, schrieb User „OaulWard4Prez“.

Andere denken, dass Eltern, die anfällig für Verschwörungstheorien sind, durch dieses Vorgehen nur noch paranoider werden könnten. „Sie werden dann nur glauben, dass jemand ihren Computer gehackt hat, um sie von der Wahrheit fernzuhalten“, findet User „Watkinobe“. Das könnte Wasser auf den Mühlen derjenigen sein, die an den unguten Einfluss der Medien glauben.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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