Almuth Schult: „Ich war der erste Profi, der als Mama weiterspielte.“

Almuth Schult war Torhüterin der deutschen Fußballnationalmannschaft – und ist dreifache Mutter. Sie war die erste Mama, die sich nach Schwangerschaft und Geburt zurück in die höchste deutsche Fußballklasse zurückgekämpft hat.

Für viele Leistungssportlerinnen bedeutet der Kinderwunsch das Aus ihrer Karriere. Almuth aber hat es geschafft, Leistungssport und Familienleben miteinander zu verbinden. Dennoch kämpfte sie immer wieder gegen Vorbehalte gegenüber ihrer Rückkehr in den Profifußball und gegen die Zweifel von außen, ob sie nach der Schwangerschaft überhaupt zurück in ihr gewohntes Leistungsniveau fände.

In unserem Podcast „Ehrlich gesagt“ hat Host Nora mit Almuth Schult über ihre Erfahrungen gesprochen, hört unbedingt mal rein:

Und hier liest du, wie Almuth Schult nach der Geburt wieder zurück ins Profispiel fand:

„2019 war meine Schwangerschaft mit Zwillingen. Ich spielte beim VfL Wolfsburg und war Torhüterin der Nationalmannschaft. In Deutschland und eigentlich ganz Europa gab es im Leistungssport kaum Mütter. Und tatsächlich kannte ich nur eine Zwillingsmutter in dem Bereich: Christina Schwanitz, die Kugelstoßerin. Da habe ich natürlich dann immer genau hingehört, wenn ich irgendwie ein Interview von ihr gelesen habe oder finden konnte.

Ich fing zwölf Wochen nach der Geburt wieder mit dem Profi-Training auf dem Platz an. Ich hatte mich langsam vorbereitet, musste einige Tests der medizinischen Abteilung durchlaufen und bekam dann das Go, wieder loszulegen. Es war ein absolutes Ausprobieren und mein Trainingsplan wurde immer wieder angepasst.

Zu dem Zeitpunkt war ich damit allein. Es gab einige Kolleginnen, die schwanger geworden sind und manche hatten auch angekündigt, sie wollen es versuchen, aber so richtig zurückgekommen ist niemand.

Also, es ist wirklich in den 25 Jahren vorher niemand nach der Geburt seines Kindes in die Bundesliga zurückgekehrt als Spielerin.

Und deswegen war es wirklich ein schwarzes Loch! Ich hatte schon die Jahre vorher immer mal aus Neugierde gefragt, was denn eigentlich passieren würde, wenn hier jemand schwanger werden würde? Und dann wurde immer so gesagt: ,Ja, das sehen wir dann, wenn es soweit ist!‘  Und irgendwann habe ich mich dann gemeldet und gesagt: ,Es ist jetzt soweit.‘ Ja, und deswegen musste man dann erstmal klären: Was darf man denn überhaupt nach dem Mutterschutz und muss ich jetzt irgendwie Teilzeit nehmen oder wie viele Trainingseinheiten und welche Trainingseinheiten muss ich machen, damit ich ein volles Gehalt kriege?

Ich habe mir selbst Druck gemacht,  weil mir auch sehr viele negative Vorurteile entgegengeschwungen sind. Almuth Schult, die wird sowieso ihre Karriere beenden! Sie wird eh nicht zurückkommen. Ich wollte allen das Gegenteil beweisen.

Es gab aber natürlich auch die anderen, die mich ermutigt haben. Die sagten: ,Wenn das eine schafft, dann du!‘  Es war ein Mittelding: Auf der einen Seite habe ich mir diesen Druck gemacht, auf der anderen Seite war ich ja auch super zufrieden mit meiner Karriere, war stolz auf das, was ich erreicht hatte und ich liebte den Leistungssport. Ich wollte einfach auch gerne wieder zurück und auch ein Stück weit Vorbild sein. Und ich habe es geschafft.

Inzwischen hat sich einiges getan. Ich habe vielleicht die ein oder andere ermutigt und die Verbände mussten sich mit der Thematik auseinandersetzen.

Es gab so viel zu beachten und regeln: Dürfen die Kinder mit aufs Trainingsgelände? Mit zu Auswärtsspielen? Wie geht man mit Ausfallzeiten durch kranke Kinder um?

Aktuell bin ich mit meinem vierten Kind schwanger und habe meine aktive Fußballkarriere beendet. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich merke auch eine Art Entspannung: Sport macht mir schon an sich sehr, sehr viel Spaß und es ist schon ein Vorteil jetzt in der Schwangerschaft, dass ich nicht mehr in Richtung Leistungssport gehen muss. Ich habe nicht dieses Muss, ich muss so viel Sport machen, sondern ich kann halt für mich selber entscheiden, wie viel Sport ich mache. Und dann kann ich auch mal einen Tag sagen, nee, heute halt einfach nicht.

Man darf es ja nicht wirklich guten Gewissnes aussprechen, aber die Schwangerschaft komplett genießen kann ich trotzdem nicht.

Konnte ich keine meiner Schwangerschaften, denn ich bin es gewohnt, dass mein Körper leistungsfähig ist. Wenn du als Profisportlerin eine Verletzung hast, wird diese nach und nach besser und du wieder fitter – das ist jetzt natürlich eher andersherum. Aber ich freue mich natürlich trotzdem, weil ich weiß, dass ich am Ende mein Kind im Arm halten werde.“

Was zwischen ihrer ersten und ihrer jetzigen, dritten Schwangerschaft alles passierte, wie die USA mit Spielerinnen, die Mama werden und sind, umgehen und ganz viel mehr hört ihr in der Podcastfolge mit Almuth Schult:

 

 

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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