Sind ätherische Öle in der Schwangerschaft problematisch?

Wenn der Kopf dröhnt, der Rücken schmerzt oder Übelkeit den Tag vermiest, greifen wir unter normalen Umständen schnell mal in das Arzneischränkchen, um mit einem geeigneten Medikament gegenzusteuern. Jedoch verzichten die meisten werdenden Mamas während der Schwangerschaft ihrem Baby zuliebe lieber auf chemische Wirkstoffe und setzen lieber auf natürliche Helfer – Stichwort: Ätherische Öle in der Schwangerschaft. Aber sind diese Essenzen in der Kugelzeit überhaupt erlaubt? Wir klären auf.

Ätherische Öle in der Schwangerschaft: Was du wissen musst

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Bei ätherischen Ölen handelt es sich um sogenannte flüchtige Pflanzenstoffe mit intensivem Geruch oder Geschmack.
  • Zum Einsatz kommen sie in Form einer Aromatherapie, werden inhaliert oder auf die Haut aufgebracht.
  • Es handelt sich dabei um Verfahren der Naturheilkunde, die in der Schulmedizin oft ergänzend zum Einsatz kommt.
  • Die positive Wirkung bestimmter, ätherischer Öle ist wissenschaftlich nachgewiesen.
  • In der Schwangerschaft können ätherische Öle Schmerzen lindern, Wehen stoppen oder fördern oder bei der Entspannung helfen.
  • Besprich den Einsatz ätherischer Öle aber am besten immer mit deiner Frauenärztin, denn sie können auch Nachteile haben.
  • Zum Beispiel steigern die Öle von Ysop oder Rosmarin den Blutdruck.
  • Setze vor allem auf qualitativ hochwertige, naturreine Produkte.

Was sind ätherische Öle überhaupt?

Ätherische Öle sind flüchtige Pflanzenstoffe, die einen starken Duft absondern und intensiv schmecken. Das Gemisch aus Duftstoffen bzw. Aromen und einem speziellen Öl produziert die Pflanze in ihren Öldrüsen, die sich – abhängig von der Pflanzenart – in den Blüten, Blättern, Wurzeln, der Rinde oder Schale befinden.

Nicht alle Pflanzen sind jedoch in der Lage, eine solche Essenz herzustellen. Im Gegenteil. Nur ein geringer Anteil der Pflanzenwelt produziert ätherische Öle; von diesen verwendet die Naturheilkunde wiederum auch nur eine kleine Auswahl.

Der Begriff „ätherisch“ ist von dem griechischem Wort „Äther“ abgeleitet, was so viel bedeutet wie „obere, reine Luft, Himmel“. Ätherische Öle sind also „flüchtige“ Düfte.

Über den Duft locken Pflanzen Insekten an, damit sie bestäubt werden und sich so fortpflanzen. Der Duftstoff dient ihnen also als eine Art betörendes Parfüm. Die intensiven Geschmacksstoffe wirken genau andersherum. Sie sollen Parasiten, Pilze und Bakterien abschrecken und so das Überleben der Pflanze sichern.

Wie werden ätherische Öle gewonnen?

Es gibt drei verschiedene Verfahren, mit denen ätherische Öle aus dem Gewebe der Pflanzen gewonnen werden:

  1. Wasserdampfdestillation
  2. Mechanisches Auspressen (Kaltpressung)
  3. In Handarbeit (Enfleurage).

Am häufigsten wird die Wasserdampfdestillation angewendet. Weit weniger kommt das alte Verfahren der aufwendigen Handarbeit noch zum Einsatz, bei dem die Blüten in Fett gedrückt werden. Sobald dieses den Duft angenommen hat, wird das Fett mit Alkohol aufgelöst und schließlich werden Alkohol und die Blütenessenz voneinander getrennt.

Wie werden ätherische Öle als Heilmittel angewandt?

Um eine körperliche Reaktion hervorzurufen, wird der Duft der ätherischen Öle eingeatmet oder das verdünnte Öl direkt auf die Haut gegeben. Die flüchtigen Duftstoffe der ätherischen Öle setzt du am einfachsten frei, indem du sie in Wasser verdampfst. Das kann bei einem Kopfdampfbad, als Zusatz im Badewasser, als Saunaaufguss oder im Schälchen einer Duftlampe sein.

Die Duftstoffe der ätherischen Öle gelangen über die Nase zum Gehirn und stimulieren dies auf unterschiedliche Weise. Die einen Düfte sorgen dafür, dass das Hirn den Körper dazu veranlasst, vermehrt die Botenstoffe (Neurotransmitter) Endorphin, Noradrenalin oder Serotonin freizusetzen. Diese nehmen Einfluss auf unsere Gefühlswelt. Während Endorphine beruhigend wirken, gibt Serotonin einen Gute-Laune-Kick und Noradrenalin verhilft zu mehr Energie.

Ätherische Öle hindern auch Pilze und Bakterien – einige sogar Viren – am Wachstum. Nach Rücksprache mit einem Schulmediziner können sie bei entsprechenden Erkrankungen anstelle eines synthetischen Medikaments als Gegenmittel eingesetzt werden.

Die Behandlung von Beschwerden mittels ätherischer Öle bezeichnet man als „Aromatherapie“. Direkt auf der Haut werden sie auch im Zuge einer Öl- Massage oder als Körperöl angewendet.

Überblick: Ätherische Öle und ihre Anwendungsgebiete in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kommen ätherische Öle unter anderem zum Einsatz, um Wehen zu stoppen oder zu fördern, um Entspannung herbeizuführen oder Schmerzen zu lindern.

Im Bereich der Aromatherapie werden häufig verschiedene ätherische Öle miteinander kombiniert, um gezielt eine Verbesserung der Beschwerden zu erreichen. Die Wirkung der pflanzlichen Duftstoffe auf den Organismus unterscheidet sich dabei zum Beispiel folgendermaßen:

  • Eukalyptusöl* wirkt bei Erkältungskrankheiten wohltuend und entschleimend auf die Atemwege
  • Jasminöl* lindert Anspannung und Angstzustände, wirkt stimmungsaufhellend
  • Kamillenöl* lindert schwangerschaftsbedingte Schlafprobleme, wirkt beruhigend und entspannend auf die Haut
  • Kiefernöl* reinigt die Atemwege, wirkt wärmend und beruhigend
  • Lavendelöl* lindert Kopfschmerzen und Übelkeit, wirkt entspannend, beruhigend und einschlaffördernd
  • Mandarinenöl* wirkt beruhigend, entspannend und stimmungsaufhellend
  • Neroli* wirkt stimmungsaufhellend, stärkt die Nerven, beruhigt, entspannt und löst Ängste
  • Rosmarinöl* reinigt die Atemwege, wirkt wärmend, stärkt die Nerven und fördert die Konzentration
  • Sandelholzöl* beruhigt und fördert das Einschlafen
  • Teebaumöl* hilft bei Hauterkrankungen und Insektenstichen, lindert Schmerzen und wirkt antimikrobiell (hemmt Wachstum von Pilzen, Viren und Bakterien)
  • Thymianöl* wirkt anregend, konzentrationsfördernd, beruhigt die Nerven, befreit die Atemwege
  • Wacholderöl* wirkt konzentrationsfördernd, regt an und stärkt die Nerven
  • Zitronenöl* wirkt erfrischend und hilft gegen Übelkeit
  • Zypressenöl* wirkt beruhigend, löst Ängste und hellt die Stimmung auf

Worauf musst du bei ätherischen Ölen in der Schwangerschaft achten?

Generell gehören ätherische Öle zu den sanften Heilmethoden, deren Anwendung sich auch in der Schwangerschaft eignet. Doch es gibt Ausnahmen. Denn: Einige ätherische Öle dürfen in dieser Zeit nicht auf das Duftlämpchen oder die Haut. Da ätherische Öle hochkonzentriert sind, können sie unverdünnt angewendet Haut und Schleimhaut reizen. Darüber hinaus gibt es ätherische Öle, auf die du in der Kugelzeit besser verzichten solltest.

Ätherische Öle, die in der Schwangerschaft nicht erlaubt sind

Jede Wirkung kann eine unerwünschte Nebenwirkung hervorrufen – das gilt auch für den Einsatz ätherischer Öle. In der Schwangerschaft solltest du daher bei der Auswahl von ätherischen Ölen besonders wachsam sein. Folgende Essenzen meidest du am besten während der Schwangerschaft:

  • Majoran und Thymian -> sie senken den Blutdruck
  • Ysop und Rosmarin -> sie steigern den Blutdruck
  • Fenchel, Anis und Salbei -> sie können in den Hormonhaushalt eingreifen
  • Nelken, Ingwer, Kampfer, Zimt, Eisenkraut und Muskatellersalbei -> sie können Wehen fördern

Generell solltest du einen Einsatz von ätherischen Ölen während der Schwangerschaft mit deiner Ärztin besprechen. Denn: Selbst wenn die Essenzen für die Schwangerschaft geeignet sind, können verschiedene Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes dazu führen, dass diese für dich nicht infrage kommen.

Wichtig: Beachte die Qualität der ätherischen Öle in der Schwangerschaft

Beim Vorbeischlendern an den Regalen mit ätherischen Ölen kann die Vielfalt schon einmal Verwirrung stiften. Am besten siebst du – insbesondere in der Schwangerschaft – die Fläschchen aus, die nicht der höchsten Qualität entsprechen. Wenn du ein geprüftes und naturreines Produkt kaufst, bist du auf der sicheren Seite. In diesem Fall besteht es aus 100 Prozent reinem ätherischen Öl und wurde nicht mit anderen Stoffen versehen oder verdünnt.

Zudem sollten die verwendeten Pflanzen aus kontrolliertem biologischen Anbau oder aus Wildsammlung stammen. Dann sind sie nicht mit Pestiziden oder Düngemitteln belastet.

Den Begriff „naturrein“ dürfen Hersteller nur dann für ihr Produkt verwenden, wenn das ätherische Öl vollständig aus der Mutterpflanze gewonnen worden ist. Irreführend ist die Angabe „naturidentisch“. Dahinter verstecken sich synthetisch hergestellte Duftöle.

Ist die Wirkung ätherischer Öle wissenschaftlich bestätigt?

Der Einsatz einer Aromatherapie gehört nicht in das Spektrum der Schulmedizin sondern zur Naturheilkunde. Jedoch setzen einige Kliniken und Hebammen diese Form der Behandlung ergänzend zur Schulmedizin ein.

Die Reaktionen über olfaktorische Reizweiterleitung auf verschiedene Gewebe lassen sich wissenschaftlich nachweisen. So ist bestätigt, das ätherische Öle eine bakterizide, viruzide und fungizide sowie psychologische, wundheilungsfördernde, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung entfalten. Die Wirkung der Düfte ist also wissenschaftlich anerkannt.

Welche ätherischen Öle kommen bei dir während und nach der Schwangerschaft zum Einsatz?

Gibt es Anwendungsgebiete, bei denen du auf ätherische Öle schwörst?

Wir freuen uns über deine Erfahrungen damit – teil uns gern mit, wie du damit umgehst.
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Unsere Expertin

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Pamela Koch ist Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin. Seit 14 Jahren berät sie Familien und Multiplikator*innen wie Erzieher*innen zu den Themen Allergieprävention, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Säuglingen und Kindern.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen hat sie in Ihrer Praxis mittlerweile mehr als 2.000 Familien beraten. Als dreifache Mutter liegen ihr die gesunde Ernährung und die therapeutische Unterstützung von Familien besonders am Herzen.

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Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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