Adoption: Schwules Paar findet Baby – und lässt es nie mehr los

Es war eine einfache Fahrt in der New Yorker U-Bahn, die Danny Stewards ganzes Leben verändern sollte: Er entdeckte ein kleines Baby, das alleine auf dem Boden lag. Wenig später ließ sich von der Richterin überzeugen, es gemeinsam mit seinem Partner Pete Mercurio zu adoptieren.

20 Jahre später verarbeitet Papa Pete Mercurio die Familiengeschichte in einem Buch.

Gepostet von RND – RedaktionsNetzwerk Deutschland am Mittwoch, 7. April 2021

Im August 2000 fiel Danny Steward in der U-Bahn ein merkwürdiges Bündel auf, wie das RND berichtet. Bei näherer Betrachtung hielt Danny es für eine kleine Babypuppe, die jemand achtlos auf dem Boden an die Wand gelehnt hatte. Er wollte gerade weitergehen, als er sah, dass sich die vermeintliche Puppe plötzlich bewegte. Da realisierte der junge Mann, dass da, eingewickelt in einem braunen Pulli, ein kleiner Junge vor ihm lag.

„Du wirst für den Rest deines Lebens mit diesem Baby verbunden sein.”

Das Kind war winzig, schien etwa einen Tag alt zu sein. Danny konnte nicht anders und streichelte dem Baby über seinen kleinen Kopf. Dann rief er um Hilfe, aber niemand beachtete ihn, er wurde ignoriert. Per Münztelefon habe er zunächst die Polizei alarmiert und dann seinen Partner Pete angerufen. Dieser kam dazu, als die Polizei das Baby schließlich mitnahm: „Weißt du, du wirst für den Rest deines Lebens auf irgendeine Weise mit diesem Baby verbunden sein“, hätte er damals zu Danny gesagt.

Das Paar versuchte ein paar Tage später herauszufinden, wie es dem Kind geht, bekam aber keine Auskunft. Erst bei der Gerichtsanhörung erfuhr sein Finder Danny, dass es dem Baby gut geht. Er sollte eigentlich nur aussagen, wie er das Neugeborene gefunden hatte, aber am Ende fragte die Richterin ihn ganz direkt, ob er sich vorstellen könnte, das Baby zu adoptieren. Auch wenn er zuvor nicht daran gedacht hatte, antwortete Danny einfach „ja“.

Partner Pete zunächst verärgert über Adoptionswunsch

„Ich fühlte das dies nicht einfach die Chance auf ein Kind war, es war ein Geschenk”, erinnert sich Danny zurück. Auch die Richterin erzählt später, dass sie während seiner Zeugenaussage einfach gespürt hätte, welche Verbindung er zu dem Kind hatte. Sein Partner Pete hingegen war alles andere als begeistert. Er fühlte sich übergangen, weil sein Freund die Entscheidung einfach ohne ihn getroffen hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Männer seit drei Jahren ein Paar.

Die beiden Männer stritten deswegen viel und Danny war sogar schon bereit, das Kind auch ohne Pete zu adoptieren. Dann kam es zum ersten Besuch bei dem kleinen Jungen, der inzwischen in einer Pflegestelle lebte. Schnell war es auch um Pete geschehen: „Ich sah ihn an und es war fast so als hätte er einen Druckpunkt in meinem Finger gefunden, der mir einfach das Herz öffnete und mir in diesem Moment zeigte, dass ich einer seiner Eltern sein könnte, einer seiner Väter.“

Baby bekommt den Namen Kevin – nach Petes verstorbenen Bruder

Zwei Tage vor Weihnachten 2000 zog das kleine U-Bahn-Baby dann bei seinen neuen Papas ein. Erst kurz vorher erfuhren die beiden davon und richteten in höchster Eile das Kinderzimmer ein. Glücklicherweise konnten sie dabei auf die Hilfe ihrer Familien zählen. Sie nannten den kleinen Jungen „Kevin“, nach Petes Bruder, der bei der Geburt gestorben war. Zum Einzug bastelte Pete dem kleinen Kevin auch ein Bilderbuch, das seine eigene Geschichte erzählt. Das liebte der kleine Junge, auch wenn er erst Jahre später verstand, dass es darin um ihn geht.

Eigentlich sollte Kevin erstmal nur für ein paar Tage bei Danny und Pete bleiben, aber er blieb für immer. Am 17. Dezember 2002 adoptierten die Männer ihn offiziell und als es dann 2011 möglich wurde, heirateten die beiden auch. Getraut wurden sie übrigens von der gleichen Richterin, die damals Danny fragte, ob er das Baby adoptieren möchte.

Gepostet von Danny Stewart am Sonntag, 24. Dezember 2017

Inzwischen ist Danny über zwanzig Jahre alt, studiert Mathematik und liebt es, Marathons zu laufen. Das einstige U-Bahn-Baby ist heute zwei Meter groß und überragt damit seine beiden stolzen Väter.

Papa Pete hat kürzlich ein Buch über die Familiengeschichte geschrieben: „Our Subway-Baby“ (Affiliate Link) ist bisher allerdings nur als englische Ausgabe erhältlich.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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