Vater erkennt seine tote Familie auf Zeitungsbild – und hat einen Wunsch

Als Familienvater Serhiy Perebyinis das Bild sieht, weiß er sofort, dass seine Familie tot ist. Er erkennt die Rucksäcke, den blauen Rollkoffer und die kleine Tiertransportbox, die auf dem Bild neben seiner getöteten Frau und den beiden gemeinsamen Kindern liegen.

Fotoreporterin der New York Times fotografiert die leblosen Körper

Die Fotoreporterin Lynsey Addario von der „New York Times“ hat mit ihrer Kamera festgehalten, wie eine ukrainische Familie auf der Flucht über den Fluss Irpin nach Kiew von russischen Granaten getötet wurde.

Es ist ein Foto, das nur schwer zu ertragen ist und das sich in den letzten Tagen rasant verbreitet hat. Auch deswegen, weil Vater Serhiy sich klar dafür ausspricht, dass das Bild mit den leblosen Körpern seiner Familie gezeigt werden sollte.


Triggerwarnung: Auch wir zeigen das Bild weiter unten im Text. Du solltest also nur weiterscrollen, wenn du dir sicher bist, dass du das Foto von der getöteten Familie ertragen kannst.


„Ich sah diese kleinen Stiefel und Daunenjacken, und ich dachte natürlich an meine eigenen Kinder.”

Wie verschiedene Medien berichten, befand sich die Fotografin zwanzig Meter entfernt hinter einer Betonwand, als Granaten hochgingen. „Als unser Sicherheitsmann sagte, wir könnten jetzt über die Straße rennen, rannte ich und sah diese Familie am Boden“, berichtete Addario.

Ich sah diese kleinen Stiefel und Daunenjacken, und ich dachte natürlich an meine eigenen Kinder. Und ich dachte, es ist respektlos, ein Foto zu machen, aber ich muss das fotografieren. Dies ist ein Kriegsverbrechen.“

Mutter Tetiana (43), Sohn Mykyta (18) und Tochter Alisa (9) starben bei dem Versuch, aus dem umkämpften Umland von Kiew ins Stadtzentrum zu fliehen. Bei ihnen war auch ein ehrenamtlicher Helfer, der ebenfalls tödlich verwundet wurde.

Auf ihrer Flucht hätte die Familie die Deckung kurz verlassen, um eine Straße zu überqueren, dort wurden sie beschossen. Die Rakete sei nur wenige Meter neben Tetiana, Mykyta, Alisa und ihrem Begleiter explodiert.

Sie hatten keine Chance.

Der Familienvater Serhiy war Mitte Februar in seine Heimatstadt in der Ostukraine gereist, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern. In einem emotionalen Interview mit der New York Times erzählt er, dass mit Ausbruch des Krieges eine Rückreise zu seiner Familie unmöglich gewesen sei.

Serhiy sieht das Bild seiner Familie wenig später im Netz

Der Familienvater versuchte, die Flucht seiner Familie mithilfe einer Tracking-App zu verfolgen. Als diese ihm plötzlich ein Krankenhaus als aktuellen Standort anzeigte und er seine Frau telefonisch nicht mehr erreichen konnte, ahnte er bereits, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Wenig später sieht er das Bild seiner getöteten Familie im Internet.

Bei ihrem letzten Telefongespräch, in der Nacht vor ihrem Tod, hatte Serhiy sich noch bei seiner Frau entschuldigt, dass er nicht bei seiner Familie sein konnte: „Ich sagte ihr‚ verzeih mir, dass ich nicht da bin, um euch zu verteidigen.‘ (…). Sie antwortete: ‚Mach dir keine Sorgen, wir kommen hier raus!‘“

„Die ganze Welt soll sehen, was dort passiert ist.”

Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt hat. Der Familienvater wird seine Frau und die beiden Kinder nie wieder in die Arme schließen können. Deswegen ist ihm besonders wichtig, dass sie nicht in Vergessenheit geraten: „Die ganze Welt soll sehen, was dort passiert ist.”

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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