„Einmal nicht hingeguckt und zack – meine Tochter war kein Kind mehr!“

Meine Tochter ist zwölf. Theoretisch gesehen also irgendwas zwischen Kind und Teenager, oder so.

Vor einiger Zeit habe ich gemerkt: Sie ist eigentlich schon ganz schön erwachsen! Wann das passiert sein soll, dass sie so ,groß‘ geworden ist? Ich habe keine Ahnung.

Schon länger hat sie mit dem Teenager-Dasein geflirtet.

Die Pferde- und Hello Kitty & Co-Shirts sind längst aussortiert – bis auf das My Little Pony-Nachthemd, das sie so sehr liebt (und das, Gott bewahre!, ja noch keiner außer uns sieht).

Sie steht morgens sehr lange vor dem Spiegel und kämpft mit dem ,optimalen‘ Scheitel – kommt aber nach der Schule immer noch vom Toben zerzaust heim.

Sie hat alle Barbies aussortiert – bis auf die eine, ihre erste, der sie selbst einen Haarschnitt verpasst hat.

Sie ist zu cool für alles und wehe, ich verabschiede sie vor ihren Freundinnen mit ,Tschüß, Bärli!‘ – abends aber, wenn wir zusammen einen Film gucken, krabbelt sie wie früher ganz nah an mich ran und zwirbelt eine meiner Haarsträhnen zwischen ihren Fingern, wenn es spannend wird.

Ich könnte diese Liste noch unendlich weiterführen… Aber ihr versteht sicher, was ich meine.

In all ihren coolen Handlungen habe ich doch immer noch mein kleines Mädchen wiedergefunden.

Neulich aber, da waren wir im Restaurant. Sonst hat sie eeewig überlegt, was sie nehmen soll. Hat erst ihren Papa und dann mich um Rat gefragt. Beim Kellner bestellen? Das mussten wir für sie.

Aber an dem Tag war alles anders. Sie überlegte sich im Stillen ganz alleine, was sie essen wollte. Mir ist das gar nicht aufgefallen, weil ich mit ihrem kleinen Bruder beschäftigt war. Erst, als sie mit fester Stimme „Ich nehme das Schnitzel, aber bitte mit Bratkartoffeln statt mit Pommes!“ sagte, blickte ich sie an. Sie saß neben ihr, ich sah also ihr Profil. Sie schaute den Kellner lächelnd an, keine Spur von Aufregung. Und überhaupt – wo waren denn ihre weichen „Babyzüge“ geblieben? Sie sah so groß aus, so erwachsen!

Nun hatte ich mich einmal umgedreht und zack – hatte meine Große ihre Kindheit hinter sich gelassen. das ist melodramatisch? Ja – aber so fühlte es sich in dem Moment an.

Ich glaube, ich starrte sie an. Und nach und nach fiel es mir auf: Waren die Kuscheleinheiten nicht weniger geworden in der letzten Zeit? Verschwand sie nicht ganze Nachmittage in ihrem Zimmer um mit ihren Freundinnen zu telefonieren – von denen ich manche noch nie gesehen hatte?

Ach ja, es ist eben, wie es ist. Wir denken, dass unsere Kinder uns ewig brauchen werden. Und manchmal verfluchen wir es. Aber jetzt, da ich schon einen guten Eindruck davon habe, wie es ist, wenn wir unwichtiger für das Leben unserer ,Kleinen‘ werden, bin ich wehmütig.

Und stolz. Meine Tochter ist ein toller Mensch. Sie war ein tolles Kind, ist jetzt ein tolles ,Dazwischen‘ und wird auch eine wundervolle Frau werden.“


Liebe Nala, vielen Dank für deine Erfahrung. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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