„Mein Mann will nicht, dass unser Sohn mit Puppen spielt.“

„Ich bin seit acht Jahren verheiratet und seit fünf Jahren Mama eines kleinen Jungens.

Damit habe ich eigentlich alles, was ich jemals wollte und bin sehr glücklich. Wir sind eine harmonische Familie und mein Mann ist ein toller Vater. Er hat es nie so gesagt, aber ich bin mir sicher, dass er heilfroh ist, dass sein Kind ein Junge ist.

Und damit beginnt auch etwas, das mich zur Zeit total beschäftigt und mein Glück ein wenig trübt. Weil es das erste Mal ist, dass mein Mann und ich in Erziehungsfragen aneinander geraten und das ausgerechnet bei einem Thema, das ich für ganz grundlegend wichtig halte.

Mein Mann möchte einen „männlichen“ Jungen. Oder zumindest das, was er dafür hält.

Denn je älter unser Sohn wird, desto mehr fällt mir auf, welche klischeehaften Vorstellungen er von einem ,richtigen Jungen` hat.

Wenn unser Sohn, als er noch viel kleiner war, im Supermarkt nach einer knallpinken statt der blauen Wasserpistole griff und sich bei Spiel-Besuchen bei seiner Cousine sofort Barbie statt Ken griff, witzelte mein Mann darüber noch albern herum. (Niemand sonst hatte darüber überhaupt nachgedacht!)

Aber als auf der Wunschliste unseres Sohnes letztes Weihnachten eine Puppe mit tollen Haaren zum Kämmen stand, witzelte er nicht mehr. Er sagte mir, dass wir ihm diese selbstverständlich nicht kaufen würden! Ich fragte warum, schließlich sei das doch sein einziger Wunsch! Um ihn zu schützen, erwiderte mein Mann, all seine Freunde würden ihn doch auslachen!

Was für ein Hohn… Das glaube ich einfach nicht. Und selbst wenn, dann sollte mein Sohn das doch ruhig selbst herausfinden!

Leider gab ich trotzdem nach. Und ja, unser Sohn freute such irgendwie auch über das Fernlenk-Auto. Nicht ganz so wie sein Papa zwar, aber….

Ich ärgerte mich über mich selbst.

Als ich mir irgendwann mal die Fußnägel lackierte, wollte mein Sohn auch.

Bekam er – kunterbunte Nägel, es sah herrlich aus! Fand mein Mann nicht, als er abends von der Arbeit kam und unser Kleiner ihm stolz seine Füße präsentierte. Im Gegenteil: Abends ,wollte er mit mir reden` und erklärte mir, dass er es nicht wolle, dass ich unseren Sohn in solchen ,weibischen Flausen` unterstützen würde.

Er habe ,ja schon immer geahnt, dass ich mir ein Mädchen gewünscht hatte!` (Was ein Quatsch…) Aber das hätten wir nun mal nicht.

Mir platzte die Hutschnur – warum nur machte er so ein Drama aus etwas, das gar kein Thema wert sein solle? Es wollte mir nicht in den Kopf.

Meine Erklärung bekam ich durch Zufall: Mein Mann hatte einen Freund zu Besuch. Sie spielten Playstation im Wohnzimmer und nachdem ich unseren Sohn ins Bett gebracht hatte, machte ich es mir in der Küche gemütlich. Irgendwann im Laufe des Abends hörte ich, wie mein Mann mit seinem Kumpel über unseren Sohn sprach.

Seine Sorge: Würde unser Sohn schwul werden, mit all seinen ,Mädchen-Interessen`? Oder sich zumindest zum Gespött machen – und seinen Vater gleich mit?

Ich dachte, ich höre nicht richtig. Ernsthaft!? In welchem Jahr lebte mein an sich so moderner Mann denn, was dieses Thema anging?????? Damit hätte ich niemals gerechnet.

Einmal habe ich vorsichtig versucht, dieses Thema anzusprechen. Hat nicht so gut geklappt. Er hat sofort dichtgemacht.

So richtig weiß ich nicht, was ich machen soll. Im Moment ,rebelliere` ich einfach heimlich auf meine Art.

Ich nehme meinen Sohn mit, wenn es beim Discounter Kleidung gibt und wenn er dann ein ,Mädchenshirt` wählt, bekommt er das auch. Zu seinem Geburtstag hat er sich wieder die Puppe gewünscht, die gab es diesmal auch – ich hatte den Wunsch einfach seiner Tante gesagt.

Wenn mein Mann sagt: ,Ey, Kumpel, Superhelden weinen nicht!`, nehme ich meinen Sohn extra fest in den Arm und puste den Schmerz vom blutenden Knie weg.

Ich empfinde es als richtig toxisch, unserem Sohn so ein klischeehaftes Rollenbild zu vermitteln.

Ich fühle mich aber hilflos. Wie gesagt, mein Mann ist ganz toll! Wenn nicht dieses große Problem nicht wäre. Ich hoffe, dass sich mein Sohn nicht von ihm beeinflussen lässt und immer genau das tun wird und so sein wird, was und wie er will.“


Vielen Dank, liebe Mama, dass du deine Sorgen mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe!

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Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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