Wenn jemand fremdenfeindlich beschimpft wird, ist das rassistisch, klar. Aber Rassismus ist nicht immer laut. Er ist nicht immer offensichtlich. Oft beginnt er in ganz kleinen Momenten, die für uns gewohnt und harmlos wirken – aber viel Schmerz auslösen können. Und unseren Kindern unbewusst Vorurteile sowie falsche Ausdrucks- und Verhaltensweisen mit auf den Weg geben. Deswegen ist es ein wichtiger Teil der Erziehung, mit Kindern über Alltagsrassismus zu sprechen und über Vielfalt, Respekt und Empathie.
Hier sind fünf Situationen und Beispiele, die man Kindern wunderbar erklären kann:
1. „Wo kommst du denn her?“
Hier startet manchmal ein ganz typischer Dialog: „Aus Berlin.“ – „Nein, ich meine: Wo kommst du EIGENTLICH her?“ Diese Frage wird meist ganz unschuldig aus Neugier oder echtem Interesse gestellt – aber sie kann verletzend sein. Denn sie impliziert: Du bist anders als ich! Das sieht man doch!
Kindern kann man erklären:
Menschen sehen verschieden aus – egal, wo sie herkommen. Sag doch lieber: „Erzähl mir etwas von dir!“, wenn du ein Kind kennenlernst. So zeigst du Interesse, ohne es auszugrenzen oder ihm das Gefühl zu geben, dass es anders ist.
2. „Du sprichst aber gut Deutsch!“
Das soll ein Kompliment sein. Aber es kann so wirken, als würde man der Person nicht zutrauen, Deutsch zu sprechen – nur wegen ihres Aussehens oder Namens. Es ist dasselbe Prinzip wie bei Punkt 1: Es signalisiert erneut „Du bist anders“.
Kindern kann man sagen:
Man sieht einem Menschen nicht an, welche Sprachen er kann. Wenn es dich interessiert, kannst du einfach fragen: „Welche Sprachen sprichst du?“
3. Klischeehaftes Denken über Länder
„Chinesen können kein R aussprechen!“ oder „Türken kochen alles mit superviel Knoblauch!“ sind falsche Klischees, die seit Jahrzehnten durch lustige Filme und Witzbücher wabern. Das Problem: Sie setzen sich im Kopf fest und wirken wie Tatsachen. Dabei verletzen sie Menschen, grenzen sie aus und reduzieren das Bild von wundervollen Ländern auf dumme Einzelheiten.
Kindern kann man erklären:
Jedes Land ist groß und vielfältig. Überall gibt es ganz unterschiedliche Menschen, Berufe, Städte, Landschaften und Lebensweisen. Am besten fragen wir immer wieder nach, statt zu glauben, wir wüssten alles über ein Land oder seine Bewohner.
4. Anderen Menschen in die Haare fassen
Kinder sind herrlich neugierig, auch bei Haaren, die ganz anders aussehen als ihre eigenen. Aber Menschen sind keine „Ausstellungsstücke“, und unerwünschte Berührungen können sich sehr unangenehm anfühlen. Schon allein die Frage danach zeigt wieder: „Du bist anders als ich!“
Kindern kann man sagen:
Jeder Körper gehört nur einem selbst. Man darf niemanden einfach anfassen – auch nicht die Haare.
5. Nachgeplapperte Wörter und Bezeichnungen
Kinder hören Wörter aus Filmen, Liedern oder von Erwachsenen und wiederholen sie manchmal, ohne zu wissen, dass sie beleidigend sind.
Man kann ihnen erklären:
Manche Wörter tun Menschen weh, auch wenn man sie nicht böse meint. Wenn du nicht sicher bist, ob ein Wort okay ist oder was es eigentlich bedeutet, frag mich gerne! Entweder ich weiß es oder wir finden es gemeinsam heraus. Und wenn das Wort nicht schön ist, finden wir eine freundliche Alternative – so fühlen sich alle wohl.
Es liegt in unserer Verantwortung, unseren Kindern ein offenes Wesen voller Respekt und Empathie mit auf den Weg zu geben – bis sie Alltagsrassismus selbst erkennen und es besser machen können, als so manch ein Erwachsener es tut.



