Wenn ein Baby zu früh kommt, verändert sich plötzlich alles. Statt Wochen voller Vorfreude folgen Tage, Wochen oder sogar Monate im Krankenhaus – voller Angst, Hoffnung und Bangen um ein winziges Leben. Laura weiß genau, wie sich das anfühlt. Ihr Sohn kam in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt – viel zu früh. Inzwischen ist sie zweifache Mama und möchte anderen Frauen Mut machen, ihrem Körper zu vertrauen und Warnzeichen frühzeitig ernst zu nehmen. Wir erzählen ihre Geschichte und klären rund um das Thema Frühgeburten auf.
„Die Freude war riesengroß – bis plötzlich alles anders kam“
„Kurz nach unserer Hochzeit 2022 wurde ich mit einem positiven Schwangerschaftstest überrascht. Als ich meinem Mann davon erzählte und ihm den Test zeigte, dachte er zuerst, ich wäre Corona-positiv“, erinnert sich Laura. „Als ich ihm sagte, dass ich schwanger bin, war die Freude riesengroß!“
Die ersten Monate verliefen völlig problemlos. „Wir erzählten Freunden und Familie recht zügig über unser Glück und alle freuten sich mit uns.“ Da Laura jung und gesund war, planten sie eine Geburt im Geburtshaus.
Doch beim Screening im zweiten Trimester fiel erstmals etwas auf: Die Plazenta war einseitig angelegt, die Durchblutung ungleichmäßig – und das Baby etwas zu leicht. Laura wurde zur Kontrolle in die Uniklinik überwiesen. „Es war zu dem Zeitpunkt noch keine Rede davon, dass eine Frühgeburt wahrscheinlich ist. Ich sollte nur regelmäßig zur Kontrolle kommen.“

Kurz nach ihrer Hochzeit wurde Laura von einem positiven Schwangerschaftstest überrascht.
Foto: Echte Mamas
„Ich dachte, das sind normale Schwangerschaftsbeschwerden“
Über Ostern in der 27. Schwangerschaftswoche fiel Laura auf, dass ihre Füße angeschwollen waren. „Ich merkte, dass ich nachts seltener auf die Toilette musste – dachte aber, das sei ganz normal.“ Doch nach wenigen Tagen wurde ihr Gesicht stark aufgeschwemmt, und der Blutdruck stieg.
Ihr Frauenarzt schickte sie sofort in die Uniklinik. „Ich dachte, ich bleibe nur ein paar Tage – aber mein Zustand verschlechterte sich schnell.“ Ihr Körper lagerte immer mehr Wasser ein, der Blutdruck ließ sich kaum einstellen. Die Diagnose: Präeklampsie. Bei dieser Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft oder im Wochenbett auftreten kann, trifft hoher Blutdruck mit Organschäden zusammen (meist Leber oder Niere). Eine Präeklampsie klingt erst nach der Entbindung ab.¹
Ein kleiner Kämpfer kommt zu früh
In der 30. Schwangerschaftswoche entschieden die Ärzte, einen Kaiserschnitt zu machen. „Ich hatte gehofft, wir schaffen es wenigstens bis zur 34. Woche – aber es ging um Leben und Tod.“ Laura erinnert sich: „Ich konnte kaum sprechen, war voller Wasser und völlig erschöpft. Ich wusste, es ist soweit.“ Ihr Sohn kam bei 30+3 zur Welt. „Ich hörte einen leisen, aber kräftigen Schrei. Das war der schönste Moment. Ich wusste: Er lebt.“
Nach der Geburt wurde ihr Baby direkt auf die Intensivstation gebracht. „Die ersten Tage waren sehr schwer. Ich war körperlich eingeschränkt, konnte nicht selbst zu ihm – und durfte anfangs nicht bonden.“ Acht Wochen verbrachten sie im Krankenhaus.
In Deutschland kommt etwa jedes elfte Baby zu früh zur Welt – also vor der 37. Schwangerschaftswoche.² Je nach Zeitpunkt sprechen Ärzte von einer späten Frühgeburt (34.–36. Woche) oder einer sehr frühen Frühgeburt (unter 32 Wochen). Vor der 28. Schwangerschaftswoche geborene Babys werden als Extremfrühchen bezeichnet.³ Dank moderner Medizin haben selbst Babys, die wie Lauras Sohn in der 30. Woche geboren werden, sehr gute Überlebenschancen. Heutzutage überleben in Ländern mit einem Gesundheitssystem auf hohem Niveau knapp 95 % der Kinder, die zwischen 28 und 32 Schwangerschaftswochen geboren werden.⁴ „Als wir endlich nach Hause durften, konnten wir es kaum glauben. Diese Stille, kein Piepen, keine Geräte – das war so befreiend“, sagt Laura.

Nachdem ihr Sohn in der 31. Schwangerschaftswoche geboren wurde, verbrachte Laura mit ihm acht Wochen im Krankenhaus.
Foto: Echte Mamas
Mögliche Ursachen für Frühgeburten
Frühgeburten können viele verschiedene Ursachen haben – und meist kommt mehr als ein Faktor zusammen. In Lauras Fall war es die Präeklampsie, doch es gibt noch weitere Ursachen für Frühgeburten. Mögliche Ursachen sind Komplikationen während der Schwangerschaft, wie:
- vorzeitiges Springen der Fruchtblase oder Wehen (geht oft mit Infektionen o. Ä. einher)
- Infektion der Geburtswege
- Störungen der Plazenta
- Muttermundschwäche/Gebärmutterhalsverkürzung
- Gebärmutterfehlbildungen⁵
Relevant können aber auch andere Faktoren sein wie:
- medizinische Vorgeschichte der Mutter (zum Beispiel eine bereits durchgemachte Frühgeburt, künstliche Befruchtung)
- Vorerkrankungen der Mutter wie Bluthochdruck, Diabetes oder Asthma
- Mehrlingsschwangerschaften
- Anzahl der vorangegangenen Schwangerschaften und der zuvor gesund geborenen Kinder
- Lebensstil der Mutter (wie Alkohol-, Drogen- oder Nikotinkonsum, starkes Über- oder Untergewicht, starke körperliche Arbeit, hohe soziale oder psychische Belastungen)
- Alter der Mutter (unter 18 oder über 35 Jahre)
- Erkrankungen des Kindes (z. B. Fehlbildungen, Mangelentwicklung oder Chromosomendefekte)⁶
Bei Schwangeren z.B. mit Gebärmutterhalsverkürzung hat sich als Präventionsmaßnahme eine Progesteron-Substitution bewährt – es kann die Frühgeburtlichkeit in Risikogruppen um über 30 Prozent senken. Progesteron kann helfen den Gebärmutterhals zu stabilisieren und die Gebärmuttermuskulatur zu entspannen und somit vorzeitige Wehen zu verhindern.⁷
👉 Besprich am besten mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen, ob eine Messung der Zervixlänge bei dir sinnvoll sein kann – beispielsweise bei der 2. Ultraschallvorsorgeuntersuchung. Sie bzw. er kann dich individuell beraten, ggf. Tests oder Untersuchungen veranlassen und dir helfen, deinen Körper besser zu verstehen. Denn Wissen ist nicht nur Aufklärung – es schenkt auch ein Stück Kontrolle und Zuversicht.

Laura durfte ihr zweites Kind bis zur 42. Schwangerschaftswoche austragen – und es sogar spontan zur Welt bringen.
Foto: Echte Mamas
„Ich hatte große Angst, dass es wieder passiert“
Als Laura erneut schwanger wurde, war die Freude groß – aber auch die Angst. „Ich hatte große Sorge, dass es wieder eine Frühgeburt wird.“ Diesmal ließ sie ein Präeklampsie-Screening machen, das ein erhöhtes Risiko zeigte.
Sie holte sich Unterstützung beim Bundesverband für Präeklampsie und HELLP Syndrom e. V., ließ ihre Werte regelmäßig kontrollieren und bekam Empfehlungen für Ernährung, Medikamente und Therapien. „Nachdem ich alles umgesetzt hatte, wurden meine Werte schlagartig besser.“ Laura durfte ihr zweites Kind bis zur 42. Schwangerschaftswoche austragen – und es sogar spontan zur Welt bringen. „Ich bin so dankbar, dass ich durch die Hilfe und das Wissen diese Erfahrung machen durfte.“
Lauras Botschaft an alle Schwangeren: Nutzt die Vorsorgemöglichkeiten
Heute ist ihr erster Sohn ein gesunder, fröhlicher Junge. „Er liebt es, Staubsauger auseinanderzubauen und Laufrad zu fahren.“ Laura sagt: „Ich kann jeder Schwangeren nur empfehlen, das Präeklampsie-Screening zu machen. Wenn man das Risiko kennt, kann man vieles tun.“ Für sie war dieses Wissen in der zweiten Schwangerschaft lebensverändernd: Mit gezielter medizinischer Begleitung, der richtigen Ernährung und einer genauen Überwachung konnte sie ihr zweites Kind ganz ohne Komplikationen austragen.
Laura möchte anderen Müttern Mut machen, sich frühzeitig zu informieren und auf ihren Körper zu hören. „Vertraut eurem Bauchgefühl – und nehmt Warnzeichen ernst. Aufklärung kann Leben retten – das eigene und das des Babys.“
Quellenangaben:
² https://www.welt-fruehgeborenen-tag.de/zahlen-fakten.htm
³ https://www.aok.de/pk/magazin/familie/schwangerschaft/fruehchen-ursachen-und-entwicklung/
⁵ https://www.aok.de/pk/magazin/familie/schwangerschaft/fruehchen-ursachen-und-entwicklung/
⁶ https://www.aok.de/pk/magazin/familie/schwangerschaft/fruehchen-ursachen-und-entwicklung/
