Ganz leicht: Beim Spielen die Entwicklung deines Kindes fördern

Denise Calhoun
Denise Calhoun
-Expertin

Denise Calhoun ist staatlich anerkannte Ergotherapeutin und begleitet seit über 15 Jahren Kinder in ihrer frühkindlichen Entwicklung. Mit viel Herz zeigt sie Eltern, wie Förderung im Alltag einfach, spielerisch und ohne Druck gelingt. Auf Instagram teilt sie mit ihrer Marke mykidslounge (@mykidslounge) kreative Ideen und sinnvolle Beschäftigungen, die sich schnell und leicht umsetzen lassen. Über 160.000+ Familien, Pädagog:innen und Therapeut:innen folgen ihr bereits für Inspiration, Fachwissen und liebevoll entwickelte Materialien zur kindlichen Entwicklung.

Mehr Informationen

GEPRÜFT DURCH

Wenn ich unserem zweijährigen Sohn beim Spielen zuschaue, werde ich fast ein bisschen neidisch. Ganz ehrlich: Wann bin ich zuletzt in einer Sache so aufgegangen, wie er beim Erkunden seiner Umgebung? Mit konzentriertem Gesicht steckt er Bausteine zusammen, nimmt sie auseinander, steckt sie wieder neu zusammen. Am Ende streckt er mir stolz seine Hand entgegen, mit einem kunterbunten „Wau Wau“ darin.

„Als Ergotherapeutin sehe ich jeden Tag, wie Kinder durchs freie Spiel wachsen“, sagt Denise Calhoun. Die Gründerin von mykidslounge.de hat mit uns darüber gesprochen, warum unsere Kinder für ihre Entwicklung keine komplizierten Förderprogramme brauchen, dass weniger häufig mehr ist, und wir Eltern uns oft zu viel Stress machen.

Mit Spaß die Welt (be-)greifen

Gerade das freie Spielen ist für die Entwicklung deines Kindes total wichtig, das belegt unter anderem diese Studie vom Max Planck Institut.

„Wenn es selbst ausprobieren darf, erlebt es: Ich kann das! Genau dieses Gefühl ist der Motor für Motivation, Lernfreude und Selbstvertrauen“, erklärt Denise.

Unser älterer Sohn hatte als Kleinkind gefühlt ein Zimmer voll mit Spielzeug. Er hat sich nie lange für eine Sache interessiert, und wir haben ihm immer schnell etwas Neues angeboten, weil wir dachten, er bräuchte das.

„Genau das erzählen mir viele Eltern, oft frustriert, weil sie das Gefühl haben, sie müssten immer wieder Neues kaufen, um ihr Kind richtig zu fördern“, bestätigt Denise. Was Kinder wirklich brauchen: „Zeit, sinnvolle Materialien, die sie immer wieder neu entdecken können, Raum und Gelegenheiten,  selbst etwas auszuprobieren. Oft sind es gerade die einfachen Dinge, mit denen die schönsten Lernerfahrungen entstehen, ganz spielerisch, mit Freude und ohne Druck.“

Unserem Kleinen bieten wir deshalb weniger an – und tatsächlich beschäftigt er sich länger mit einer Sache, bis er all ihre Funktionen ertüftelt hat. Seit er den Dreh raus hat, liebt er es, bunte Steine immer wieder neu aufeinanderzustecken. Selbst, wenn er mal schimpft, weil es nicht sofort klappt, probiert er ganz schnell etwas Neues aus. Dabei wird er jeden Tag ein Stück geschickter.

„Gerade beim Spielen mit Bausteinen wie LEGO® DUPLO® können Kinder all das wunderbar üben“, erklärt Denise. „Sie probieren aus, was zusammenpasst, beobachten, was hält, und lernen, Dinge eigenständig zu gestalten. Das stärkt ihre Selbstständigkeit, ihre Wahrnehmung und motorische Fertigkeiten.“

Mädchen baut einen Baum mit LEGO DUPLO.

Das Spielen mit Bausteinen, wie LEGO® DUPLO® stärkt die motorischen Fähigkeiten unserer Kinder. Und mit viel Glück beschäftigen sie sich damit auch ein paar Minuten alleine. Foto: Echte Mamas

Kinderleicht: Motorik, Denken und Fantasie im Alltag fördern

Eine kleine Menge an Spielzeug und einfache Alltagsgegenstände können nämlich ganz viele Lernprozesse fördern:

  • Grobmotorik: Türme stapeln und wieder umwerfen. Mit Kissen, kleinen Hockern etc. einen Parcours bauen.
  • Feinmotorik: Greifen, Stecken, Stapeln, z.B. mit Bausteinen.
  • Sprachentwicklung: Bilderbücher. Besonders schön, wenn sie Alltagssituationen deines Kindes zeigen (z.B. KiTa), die es wiedererkennen und so später auch benennen kann.
  • Muster erkennen, Logik: Dinge nach Farbe, Größe oder Zweck sortieren. Geht super mit Bausteinen, aber auch mit Alltagsgegenständen, wie (Kinder-)Besteck, Teller, Becher oder mit Naturmaterialien (Eicheln, Kastanien,..).
  • Räumliche Wahrnehmung: Bewegungsspiele, Magnet-Spiele, Bausteine,… Mit ihnen lernt dein Kind, Objekte im Raum zusammenzusetzen und deren Verbindung zueinander zu begreifen.
  • Kreativität und Fantasie werden bei jeder Art von freiem Spiel mitgefördert.

Mama-Sorgen beim Spielen – und was wirklich stimmt

Puh,… wie oft habe ich mich unsicher gefühlt, wenn ich neben einem meiner Söhne auf dem Fußboden hockte, während er spielte. Bin ich aufmerksam genug? Müsste ich nicht mehr coole Ideen aus dem Hut zaubern? Ist es okay, wenn ich nicht immer mitspielen mag? Unsere Expertin Denise hat für uns die häufigsten Fragen von Mamas beantwortet:

„Muss ich immer mitspielen?“

„Nein. Es ist sogar wichtig für die Entwicklung deines Kindes immer wieder mal frei und ohne ständige Anleitung zu spielen. Kinder üben so viele grundlegende Fähigkeiten, die sie später im Kindergartenalltag und dann auch in der Schule benötigen. Sie lernen, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu Ende zu bringen und mit Frustration umzugehen.

Natürlich sind auch gemeinsame Spielmomente wichtig – für Bindung, Nähe und sozial-emotionale Entwicklung. Das ist keine Entweder-Oder-Frage, ein liebevolles Gleichgewicht zählt. So lernt dein Kind, dass es selbstwirksam sein darf, aber auch, dass gemeinsames Entdecken und Lachen genauso schön sind.“

„Brauchen wir spezielles Lernspielzeug, um die Entwicklung zu fördern?“

„Ganz bestimmt nicht. Kinder brauchen kein spezielles oder teures Lernmaterial, das bald im Schrank landet. Viel wichtiger sind vielfältige Alltagserfahrungen, beim Mithelfen, Ausprobieren, Entdecken. Ob Wäscheklammern, ein Hüpfparcours aus Kreide oder Druckvorlagen. All diese Dinge sind kostengünstig, vielseitig und lassen sich immer wieder neu einsetzen – passend zum Alter und Entwicklungsstand des Kindes.

Bausteine sind ein perfektes Beispiel. Sie lassen sich immer wieder neu einsetzen, mal als Turm, mal als Rollenspiel mit Figuren, mal als Bewegungsspiel oder Farbsortieraufgabe. So werden spielerisch motorische, kognitive und wahrnehmungsbezogene Fähigkeiten gefördert.“

Papa hilft seiner kleinen Tochter dabei, einen Turm aus Bausteinen zu bauen.

Auch wenn Alleine-Spielen die kindliche Entwicklung fördert, ist es schön, wenn Mama oder Papa kurz Hilfestellung leisten. Foto: Echte Mamas

„Mein Kind verliert beim Spielen schnell die Geduld – wie kann ich es unterstützen?“

„Wenn Kinder schnell die Geduld verlieren, ist das völlig normal. Geduld, Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen entwickeln sich erst mit der Zeit, durch Erfahrungen, Wiederholungen und liebevolle Begleitung.

Wenn ein Turm umfällt oder etwas nicht klappt, ist das keine Niederlage, sondern eine wertvolle Lernchance. Kinder brauchen in solchen Momenten kein ‘Ich mach das für dich‘, sondern ein ‘Probier’s nochmal, ich glaube an dich, ich bin hier.‘ Kleine Erfolgserlebnisse sind der Schlüssel. Sie bauen sich wie ein Turm auf, jedes einzelne wird zur Grundlage für das nächste. Starte am besten mit kleinen Aufgaben, die dein Kind sicher meistern kann, und steigere dann langsam den Schwierigkeitsgrad.

So entsteht echtes Lernen, aus dem inneres Vertrauen und Selbstständigkeit wachsen. Und genau diese Haltung – Geduld, Vertrauen und Loslassen – zählt zu den größten Geschenken, die Eltern ihren Kindern mitgeben können.“

Fazit: Kinder wachsen spielend, ohne Stress und teures Zeug

Ich finde es total beruhigend, zu hören, dass meine Kinder kein teures Pädagogikspielzeug brauchen und dass ich nicht jederzeit mitspielen und mir kein Bein ausreißen muss, um meine Jungs mit immer neuen Ideen zu fördern. „Schon deine Anwesenheit, dein Blick oder dein Lächeln zeigen ihm, dass du da bist, und genau das gibt Sicherheit und Vertrauen“, sagt Denise. Genau das möchte ich ihnen so, so gerne vermitteln. Und wahrscheinlich haben wir insgeheim auch schon geahnt, was es wirklich braucht: gemeinsame Momente, die Freude am Spielen, ein bunter Alltag – oder auch mal nur eine Handvoll farbiger Steine.

Jana Seidel

Ich lebe mit Mann und zwei Söhnen im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen