Sabrinas Geschichte: Warum wir endlich über Fehlgeburten sprechen müssen

TW: Fehlgeburt // Es ist eine der schlimmsten Nachrichten, die eine werdende Mama bekommen kann: Beim Ultraschall kein Herzschlag mehr. Eine Fehlgeburt. Jede sechste Schwangerschaft nimmt dieses tragische Ende – und doch spricht kaum jemand darüber. Sabrina hat das selbst erlebt und erzählt uns, wie sie den Verlust ihres Kindes verarbeitet und was ihr geholfen hat. Fehlgeburten gehören raus aus der Tabu-Zone – darum fassen wir dir in diesem Artikel alle wichtigen Infos rund um das Thema zusammen und wollen Betroffenen sagen: Ihr seid nicht allein ❤️

Sabrinas Geschichte: Als die Vorfreude plötzlich zu Schmerz wurde

„Ich war voller Vorfreude, wollte nach dem Termin meiner Freundin schreiben, dass ich schwanger bin. Doch dann sah ich auf den Ultraschall – und plötzlich war da kein Herzschlag mehr.“ Sabrina, 33, erinnert sich noch genau an diesen Moment im August 2024. Ihr zweites Wunschkind hatte sie voller Liebe erwartet. Doch in der 8. Schwangerschaftswoche blieb das kleine Herz stehen. „Die Worte meiner Ärztin – ‚Ich kann leider keinen Herzschlag sehen‘ – trafen mich wie Messerstiche. Ich war sofort wie in Trance. Der erste Gedanke: Wieso ich?

Sabrina küsst ihren erstgeborenen Sohn beim Schaukeln.

Sabrina bekam vor ihrer Fehlgeburt bereits einen gesunden Sohn – deshalb traf sie der Verlust unerwartet.
Foto: Privat

Was genau ist eine Fehlgeburt?

Von einer Fehlgeburt (medizinisch: Abort) sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn eine Schwangerschaft vor der 24. Schwangerschaftswoche endet und das Baby dabei weniger als 500 Gramm wiegt.¹ In diesem Stadium ist es außerhalb des Mutterleibs noch nicht lebensfähig. Man unterscheidet dabei verschiedene Formen – etwa die frühe Fehlgeburt (bis etwa zur 12. Woche) und die späte Fehlgeburt (zwischen der 13. und 23. Woche).

Endet eine Schwangerschaft nach der 24. Woche, spricht man medizinisch von einer Totgeburt.² Auch wenn diese Begriffe nüchtern klingen: Für die betroffenen Eltern macht das keinen Unterschied – der Schmerz bleibt derselbe.

Viele Frauen erleben eine sogenannte biochemische Schwangerschaft: Die Befruchtung und Einnistung hat stattgefunden, aber der Embryo entwickelt sich nicht weiter.³ Die Blutung kommt dann meist nur wenige Tage später als erwartet, oft ohne dass man wusste, dass man schwanger war.

Fehlgeburten: Häufiger, als viele denken

Etwa jede sechste Schwangerschaft endet in den ersten Wochen oder Monaten – meist, bevor das Baby lebensfähig wäre.Und trotzdem wird kaum darüber gesprochen. Viele Frauen erleben eine Fehlgeburt still, ohne dass ihr Umfeld überhaupt davon erfährt. Das liegt oft daran, dass das Thema noch immer mit Scham und Schuldgefühlen belegt ist. „Ich habe mich gefragt: Wieso ich? Habe ich etwas falsch gemacht?“, sagt Sabrina. Doch diese Gedanken sind völlig unbegründet – denn in den allermeisten Fällen passiert eine Fehlgeburt ohne Einfluss der Mutter.

Viele Frauen wissen gar nicht, wie häufig Fehlgeburten tatsächlich sind. Manche erleben sie, bevor sie überhaupt wissen, dass sie schwanger sind – dann wird die Blutung einfach für eine verspätete Periode gehalten. Andere, wie Sabrina, haben das Herzchen schon schlagen sehen. Für sie ist der Verlust besonders schwer zu begreifen, weil das Baby bereits „real“ geworden ist.

„Ich war so glücklich, als ich den Herzschlag gesehen habe. Und dann war er einfach weg“, erinnert sich Sabrina. „Diese Leere war unbeschreiblich.“ Doch so schwer der Weg auch ist: Jede Frau darf trauern, in ihrem eigenen Tempo. Und jede Fehlgeburt ist real – egal, in welcher Schwangerschaftswoche sie passiert.

Frau vergräbt im Bett sitzend die Hände im Gesicht.

Eine Fehlgeburt kann viele Ursachen haben und lässt sich kaum verhindern.
Foto: Pexels

Mögliche Ursachen – und warum niemand „schuld“ ist

Eine Fehlgeburt kann viele Gründe haben – und in den meisten Fällen hätte man sie nicht verhindern können. Sabrina hat schnell erkannt: „Ich wusste ich hatte keine Schuld an dem Verlust. Meine Ärztin erklärte mir, dass sich Embryonen manchmal nicht weiterentwickeln und es wohl eine Laune der Natur sei.“

Besonders dann, wenn Fehlgeburten wiederholt auftreten, führen sie zu Unsicherheit und zahlreichen Fragen. Immer wieder stellen sich betroffene Paare die Frage nach der Ursache. Diese könnte sein:

  • Chromosomenfehler beim Embryo: Der häufigste Grund. Dabei entwickelt sich das Baby nicht richtig weiter – eine Art Schutzmechanismus der Natur.⁵

  • Hormonelle Ungleichgewichte: Wenn z. B. der Progesteronspiegel zu niedrig ist, kann sich die Gebärmutterschleimhaut nicht optimal auf die Schwangerschaft vorbereiten.⁶ Wenn du schwanger bist, kannst du z.B. unter www.progesteron.de herausfinden, ob Progesteron in einer Schwangerschaft in Erwägung gezogen werden kann. Der anonyme Online-Selbsttest orientiert sich an den Empfehlungen von medizinischen Fachgesellschaften.

  • Anatomische Ursachen: Fehlbildungen oder Verwachsungen in der Gebärmutter können die Einnistung erschweren.⁷

  • Infektionen oder Entzündungen: Bestimmte Erreger können die Schwangerschaft stören.⁸

  • Autoimmunerkrankungen oder Gerinnungsstörungen: Sie können den Blutfluss zur Plazenta beeinträchtigen.⁹

  • Starke körperliche oder seelische Belastung: Sie sind selten der alleinige Grund, können aber eine Rolle spielen.¹⁰

Die Ursachen für Fehlgeburten können von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Wichtig ist: Nur eine ärztliche Untersuchung kann klären, was bei dir der Grund war – und was du vielleicht unterstützend tun kannst, wenn du erneut schwanger werden möchtest oder es schon bist.

👉 Sprich am besten mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen. Sie können dich individuell beraten, ggf. Tests veranlassen und dir helfen, deinen Körper besser zu verstehen. Denn Wissen ist nicht nur Aufklärung – es schenkt auch ein Stück Kontrolle und Zuversicht.

„Darüber zu reden, hat mir am meisten geholfen“

Nach der Diagnose war Sabrina am Boden zerstört. „Ich war traurig, habe so viel geweint, dass mir die Augen weh taten.“
Was ihr half: Offenheit. „Ich habe viel mit Freunden und Familie gesprochen. Ich wollte kein Geheimnis daraus machen – es gehört zu meiner Geschichte.“ Und tatsächlich: Je mehr sie sich öffnete, desto öfter hörte sie ähnliche Geschichten.
„Fast jeder kannte jemanden, der auch eine Fehlgeburt erlebt hat. Das hat mir gezeigt, dass ich nicht allein bin.“ Sabrina hat sogar einen Abschiedsbrief an ihr Sternenkind geschrieben. „Ich bin mir sicher, meine Großmutter passt im Himmel gut auf sie auf“, sagt sie.

Nach dem Sturm kam ihr Regenbogen

Sabrina möchte allen Betroffenen Mut machen: „Man darf nach einem Verlust auch mit einem erneuten Wunder rechnen.“ Im ersten Zyklus nach der Fehlgeburt wurde Sabrina erneut schwanger. „Natürlich hatte ich Angst – was, wenn ich das Baby wieder verliere? Aber ich versuchte, positiv zu bleiben.“ Als in der 12. Woche beim großen Ultraschall alles in Ordnung war, konnte sie endlich aufatmen. Im Juni 2025 kam ihr zweiter Sohn gesund zur Welt. „Er ist unser Regenbogenbaby – das Licht nach einem Sturm. Ich weiß jetzt, dass jedes Kind ein Wunder ist.“

Sabrinas Regenbogenbaby kurz nach der Geburt.

Direkt nach ihrer Fehlgeburt wurde Sabrina erneut schwanger und bekam im Juni 2025 ein gesundes Regenbogenbaby.
Foto: Privat

Du bist nicht allein

Sabrina hat ihre Geschichte geteilt, weil sie anderen Mut machen will. „Redet darüber. Sucht euch Menschen, die euch halten und verstehen. Und gebt euch selbst keine Schuld – euer Körper hat nichts falsch gemacht“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass Fehlgeburten kein Tabuthema mehr sind – dass Frauen offen über ihren Verlust sprechen dürfen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. „Egal, ob man sein Baby in der 6. oder der 15. Woche verliert – es ist immer ein Verlust. Jede Frau trauert anders, und jede darf sich dafür Zeit nehmen.“

Wenn du selbst betroffen bist: Bitte glaube daran, dass du nicht allein bist. Sprich mit deiner Ärztin oder Hebamme, such dir Menschen, die dir guttun – und vertraue darauf, dass Heilung möglich ist. Nach einem Sturm kann wieder Sonne scheinen. Und manchmal entsteht daraus sogar ein Regenbogen. 🌈

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Quellenangaben:

¹ https://www.aok.de/pk/magazin/familie/geburt/fehlgeburt-anzeichen-risikofaktoren-symptome/

² https://www.aok.de/pk/magazin/familie/geburt/fehlgeburt-anzeichen-risikofaktoren-symptome/

³ https://www.ptaheute.de/aktuelles/2023/05/03/was-ist-eine-biochemische-schwangerschaft

https://www.profamilia.de/themen/schwangerschaft/fehlgeburt

https://www.aok.de/pk/magazin/familie/geburt/fehlgeburt-anzeichen-risikofaktoren-symptome/

https://www.muenchen-klinik.de/geburt/fehlgeburt/

https://www.muenchen-klinik.de/geburt/fehlgeburt/

https://www.muenchen-klinik.de/geburt/fehlgeburt/

https://www.muenchen-klinik.de/geburt/fehlgeburt/

¹⁰ https://www.muenchen-klinik.de/geburt/fehlgeburt/

Laura Fast

Mit meinem Ehemann, unserer kleinen Tochter und unserem Hund lebe ich auf dem Land im Norden von Hamburg. Neben dem Schreiben koche und backe ich leidenschaftlich gerne und verbringe am liebsten viel Zeit mit Familie und Freunden. Guilty Pleasure: Ich bin seit Jahrzehnten riesengroßer Harry Potter Fan und warte jeden Sommer auf meinen Hogwarts-Brief.

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