Postpartale Psychose: „Heute bin ich stärker denn je.“

Ida (echter Name ist der Redaktion bekannt) hatte sich sehr auf ihr Kind gefreut und die Schwangerschaft in vollen Zügen genossen. Doch als ihr Baby auf der Welt war, ging es ihr schon bald schlechter – und zwar psychisch. In ihrer Echten Geschichte hat uns Ida erzählt, was passierte – und wie es ihr heute geht:

„Ich hatte eine unkomplizierte, schöne Schwangerschaft und im Dezember kam mein Wunschkind nach einem ungeplanten Kaiserschnitt zu Welt.

Zurück zu Hause hatte ich viele Probleme mit dem Stillen, und das Anlegen wurde schnell richtig unangenehm. Nach einigen Wochen merkte ich erste Veränderungen an meinem Wesen. Und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich eine Panikattacke. Danach kamen die Panikattacken häufiger und ich konnte kaum noch essen.

Die Angst wurde mein ständiger Begleiter.

Ich merkte also, dass ich Hilfe brauchte, und begann, danach zu suchen. Vertraute mich meiner Hebamme an, rief in der Uniklinik an und auch einen Termin bei einer Psychiaterin hatte ich. Die Probleme wurden jedoch abgetan als zu viel Stress, Schlafmangel und eine Angststörung. Während einer besonders schlimmen Panikattacke rief ich sogar den Krankenwagen. Die Sanitäter verschrieben mir ein starkes Beruhigungsmittel und sagten nur, ich solle schlafen.

Nachdem ich fast eine Woche kaum gegessen hatte und dabei immer noch voll stillte, ging ich in die Notaufnahme und wurde auch dort wieder weggeschickt. Doch ich veränderte mich immer mehr. Wurde misstrauisch, verwirrt und war kaum mehr ich selbst. Auch das Schlafen fiel mir zunehmend schwer.

Eines Nachts war es soweit, dass ich anfing, einen Verfolgungswahn gegenüber meinem Partner zu entwickeln.

In meiner geistigen Abwesenheit rief ich wieder den Krankenwagen. Die Sanitäterin erkannte endlich den Ernst der Lage und nahm mich sofort mit.

Endlich bekam ich eine Diagnose. Ich hatte eine Postportale Psychose. Der Krankenwagen brachte mich direkt in die Psychiatrie, wo ich anschließend drei Wochen auf der geschlossen Station und dann noch drei Wochen auf der offenen Station verbrachte. Die extreme Angst und meine eigene Vorurteile verschärften die Situation in der Psychiatrie.

Mein Kind sah ich in der ersten Zeit maximal eine Stunde am Tag.

Ich hatte immer wieder quälende Wahnvorstellungen, aber durch die Medikamente wurde meine Situation aber besser und ich durfte nach Hause. Ich hoffte auf das Ende einer sehr schwierigen Zeit. Doch was kam, war ebenfalls völlig unerwartet für mich. Ich entwickelte eine Depression und fiel in ein großes Loch.

Jeder Tag war eine Herausforderung und von meiner Lebensfreude war nur noch wenig übrig. Doch ich kämpfte mich durch. Ging in eine Tagesklinik, dann in eine Verhaltenstherapie und nahm verschiedene unterstützende Medikamente.

Nach anderthalb Jahren war der Spuk vorbei.

Und obwohl ich nicht mehr dieselbe wie früher bin, bin ich nur eine neue, bessere Version von mir selbst.

Und auch, wenn diese Zeit mit Sicherheit eine der schwersten in meinem Leben war, würde ich es für mein Kind und diese unbeschreibliche Liebe, die ich jetzt empfinde, sofort wieder tun.

Liebe Ida, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Wenn du nach der Geburt psychische Probleme hast, kannst du dich anonym an die Deutsche Depressionshilfe wenden. Dort stehen dir immer Menschen zur Verfügung, mit denen du telefonieren, chatten oder in dich in Foren unterhalten kannst. Du erreichst die Hilfe telefonisch unter 0800 / 33 44 533 oder über die Website https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start

Und hier findest du den Selbsttest der Depressions Hilfe, den auch Linda gemacht hat: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest-offline

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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