Eigentlich gibt es ja nichts Schlimmeres, als wenn Mamas nicht zusammenhalten, sondern sich gegenseitig schlecht machen. Aber ganz ehrlich: Wer von uns kann sich wirklich komplett frei machen von Gedanken über andere Mütter, die einen manchmal ganz ungewollt in den Kopf schießen? Mama Iris (der echte Name ist der Redaktion bekannt) kann ein Lied davon singen. Und das, obwohl sie eigentlich immer dafür gekämpft hatte, dass Frauen sich gegenseitig supporten sollen. Iris hat uns ihre Echte Geschichte erzählt:
„Ich war immer ein bisschen stolz darauf, eine echte ,Frauenfreundin‘ zu sein. Ich weiß, das war albern, aber ich kannte eben superviele Frauen, die sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Nägeln gegönnt haben.
Ich war dagegen eine von denen, die sich über jede Gehaltserhöhung für Kolleginnen ehrlich mitfreute. Eine, die „Du machst das großartig!“ schrieb, wenn Freundinnen sich von ihren doofen Männern trennten oder andere neue Weg betraten. Ich war die größte Supporterin unserer weiblichen Azubis und propagierte Zusammenhalt. Na, ihr versteht schon.
Und dann wurde ich Mutter. In der Theorie hätte das meine Haltung nicht ändern sollen. Aber in der Praxis: Hat es das. Und wie.
Ich bemerkte es nicht sofort. Anfangs war ich nur erschöpft, überwältigt, emotional. Mein Kind schrie viel, stundenlang. Und es schlief wenig. Ich war froh über jede freundliche Nachricht, jedes Verständnis, jede Durchgewachte-Nacht-Solidarität von Freundinnen und neuen Bekannten, die ich in Babykursen kennengelernt hatte. Es war wie immer: Zusammen waren wir Frauen stark.
Doch irgendwann schlich sich ein anderer Ton ein – in meinen Gedanken.
„Stillt die etwa immer noch?“ „Also, ich hätte mir das nicht gefallen lassen.“ „Ist ja klar, dass das Kind nicht schläft, wenn sie das so macht.“
Ich sagte diese Sätze nicht laut – noch nicht. Aber sie nisteten sich in mein Hirn ein. Ich, die große Feministin, hatte plötzlich Meinungen über die Kinderwägen anderer Mütter, über ihre Rückbildungsübungen, über ihre Art , mit den Kindern zu sprechen, sie zu erziehen. Ich verurteilte. Innerlich, immer wieder und nebenbei. Und es fühlte sich nicht gut an.
Ich glaube, es war eine Mischung aus Unsicherheit und Überforderung. Ich wollte es richtig machen. So komplett richtig! Also versuchte ich, mich abzugrenzen: Wenn sie es falsch machten, dann machte ich es doch vielleicht wirklich nicht so schlecht? Es war kein bewusster Prozess.
Es brauchte einige Zeit, bis es mir auffiel, wie garstig ich geworden war!
Ich schämte mich. So wollte ich doch nie sein! Und dann fing ich an, zuzuhören. Hinzusehen. Ich sah die Augenringe der anderen Mütter, den Druck, die Zweifel,… Und ich wusste, dass wir alle unser Bestes gaben, um unsere Kleinen gut großzubekommen. Wir alle liebten unsere Kinder, und darum ging es.
Heute bin ich wieder auf dem Weg, Frauenfreundin zu sein. Vielleicht sogar mehr denn je. Denn ich weiß jetzt, wie leicht es ist, zu urteilen – aber wie viel beglückender es ist, sich einfach austauschen zu können, ohne zu urteilen und ohne Angst, selbst verurteilt zu werden. Denn eines weiß ich inzwischen auch noch: Dass man es nicht komplett richtig machen kann.
Und wenn ich heute sehe, wie eine Mutter ihr Kind auf dem Spielplatz mit einer Handvoll Gummibärchen zum Gehen ,überreden“ will, dann lache ich nicht mehr innerlich spöttisch. Ich denke: ,Mach’s dir leicht, Mama. Du machst das gut.‘ Und ich selbst merke, wie viel entspannter ich bin.“
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