11 Dinge, die dich bei der Geburt überraschen könnten

Ganz ehrlich: Ich fand meinen Geburtsvorbereitungskurs super: Da  saßen wir werdenden Mamas alle in einem Boot –  voller Aufregung, Ängste und vor allem gewaltiger Vorfreude. Wir haben uns Mut gemacht, gemeinsam imaginäre Wehen veratmet, Vokale getönt und gehechelt. Gebracht hat es mir am Ende allerdings wenig. Aus der natürlichen, selbstbestimmten Geburt, die ich mir ausgemalt habe, wurde ein Kaiserschnitt. Gehadert habe ich mit meinem Schicksal allerdings nur kurz. Ich war bloß froh darüber, dass der Eingriff mir einen gesunden Sohn bescherte.

Außerdem war ich nicht die einzige Mutter, die am Ende von dem wahren „Wunder“ der Geburt ein wenig… überrollt wurde, vorsichtig gesagt. Bei einem späteren Treffen mit unseren Babys fand ich heraus, dass zwar fast alle anderen eine natürliche Geburt erlebt hatten – aber keineswegs alles so verlief, wie sie es sich vorgestellt hatten. Was kaum eine (mich eingeschlossen) von ihnen vorher wusste:

1. Das Fruchtwasser entweicht nicht (immer) in einem Schwall

In Komödien läuft es so ab: Die werdende Mama steht gerade im Supermarkt oder streitet mit ihrem Mann – und steht plötzlich in einer gewaltigen Pfütze. Alles klar! Die Fruchtblase ist geplatzt, und es wird Zeit, dass Papa den Wagen vorfährt. In Wirklichkeit fühlt es sich oft anders an: Die Flüssigkeit entweicht langsamer und gleichmäßiger. So, als würdest du dich gerade einpinkeln, ohne es aufhalten zu können. Es kann noch Stunden dauern, bis die Wehen kommen, so dass du eventuell noch eine ganze Weile (mit einer Maxi-Binde im Slip) rumhängst.

2. Möglicherweise platzt die Fruchtblase gar nicht

Es kann aber auch passieren, dass die Wehen zuerst da sind – und die Fruchtblase erst noch in der  Klinik „gesprengt“ werden muss. Das ist aber zum Glück nur halb so brutal, wie es klingt.

3. Aaaaaaaufwachen, Baby!

Eine Geburt ist auch für dein Baby eine echt harte Arbeit. Die darf es nicht einfach so verpennen. Hat die Hebamme den Eindruck, der Winzling würde seine Geburt verschlafen wollen, wird sie ihn womöglich wecken – mit Ruckeln am Bauch, mit lautem Lärmen…

4. Huch, da kommt ja viel mehr raus, als gedacht

„Und jetzt ganz fest pressen!“ Ein lauter Schrei zum Finale, schwups ist das Baby da und liegt kurz darauf niedlich im Arm der frischgebackenen Mama. Auch das kennen wir alle aus Filmen. Im echten Leben presst du auf dem weiten Weg noch jede Menge weniger romantischer Dinge heraus – sehr wahrscheinlich entleert sich nochmal dein Darm, in jedem Fall flutscht (im Idealfall) nach der eigentlichen Geburt noch die Plazenta heraus.

5. Aufs Klo musst du trotzdem nochmal

Deine Ausscheidungen werden leider auch nach der Geburt nicht gleich wieder zur Privatsache. Meistens will dich das Klinikpersonal nicht nach Hause lassen, bevor du nicht einmal ordentlich auf Toilette warst. Dass sie so direkt danach fragen, klingt ein wenig aufdringlich. Sie wollen aber nur sicherstellen, dass deine Körperfunktionen nicht durch die Geburt, bzw. eventuell notwendige Nähte und Schnitte beeinträchtigt wurden.

6. Die PDA kann wie eine Droge wirken – oder alles verlangsamen

Nicht jeder, der sich eine PDA wünscht, bekommt eine. Manchmal ist der Geburtsvorgang einfach schon zu weit fortgeschritten. Diejenigen meiner Bekannten aber, die eine PDA bekamen, waren größtenteils so erleichtert, als der Anästhesist endlich mit der Nadel kam, dass es sie nicht mehr groß störte, dass er ihnen damit an die Wirbelsäule wollte. Eine Mama berichtete sogar, dass sie sich danach beinahe ein wenig high gefühlt hat und die Geburt danach ganz leicht war. Eine andere argwöhnte allerdings, dass die PDA daran Schuld war, dass am Ende doch noch ein Kaiserschnitt notwendig wurde – die Wirkstoffe können nämlich auch die Hormonausschüttung hemmen, die es für die Geburt braucht, so dass ein Stillstand eintritt.

7. Auch ohne OP wird häufig genäht

Du hast ein ganzes Baby aus deiner Vagina gepresst. Das geht meistens leider nicht ganz ohne Risse im Dammbereich vonstatten. Manchmal wird sogar ein kleiner Schnitt gemacht. Ein Trost: Die meiste der  Mamas, bei denen eine Verletzung genäht werden musste, berichteten, dass sie die Stiche zwar irgendwie spürten, aber nicht wirklich mitbekamen, da sie bereits ihr Baby im Arm halten durften.

8. Knuddelig und rosig? Von wegen!

Vielleicht glaubst du in deiner Hormonüberflutung, dass du noch nie etwas so Wunderschönes wie dein gerade geborenes Baby gesehen hast. Erschrick nicht (und halte dich nicht für eine Rabenmutter), wenn dein erster Eindruck etwas realistischer ausfällt: Ja, dein kleiner Schatz sieht schrumpelig, beinahe greisenhaft aus, und die Haut wirkt oft eher bläulich. Womöglich klebt auch noch Käseschmiere am kleinen Körper.

9. Vielleicht heulst du nicht (nur) vor Glück

In den ersten Tagen nach der Geburt ist ein sogenannter Baby Blues ganz normal. Eine Geburt ist eine krasse Erfahrung. Plötzlich hast du ein Kind – und damit wahnsinnig viel Verantwortung. Außerdem spielen deine Hormone verrückt. Erwarte jetzt nicht zu viel von dir, sondern lass dir – wann immer es geht – von deinem Partner oder zum Beispiel der Großmutter helfen. Seltener kommt es zu einer echten postnatalen Depression. Sollten das Gefühl der Antriebslosigkeit oder Traurigkeit aber einfach nicht verschwinden, oder kannst du keine Bindung zu deinem Baby aufbauen, suche am besten einen Arzt auf.

10. Stillen kann total stressen

Etwas anderes zu behaupten, lässt alle Mamas an sich zweifeln, bei denen das Kind nicht einfach mal so lässig andockt. Manche, die gerne stillen würden, geben es deshalb sogar auf. Sie denken, dass die Brustfütterung ganz natürlich flutschen muss, und nur sie es nicht gebacken bekommen. Das ist Unsinn. Die meisten von uns brauchen viel Übung (und die Hilfe einer Hebamme).

Und wenn es gar nicht klappt – dann ist das eben so.

11. Du wirst all dies viel schneller vergessen als du denkst

Mittlerweile erinnert sich kaum noch eine Mama, die ich kenne, detailliert an ihre Geburt – sonst wäre die Menschheit vielleicht schon ausgestorben. Ehrlich gesagt, war die Geburt schon wenige Monate später kaum noch ein Thema (es sei denn es kam zu echten Traumatisierungen). Es gab nämlich etwas, das für uns alles andere überlagert hat: die überwältigende Existenz dieses neuen kleinen Menschen, dem wir unseren Körper geliehen haben.

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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