„Mein Kind muss nicht teilen!“

Mit Begeisterung folgen wir Zweifach-Mama Sara Kulka auf Facebook und Instagram. Sie bringt viele Seiten das Mamaseins auf den Punkt und spricht auch heikle Dinge erfrischend ehrlich an.

In ihrem neuesten Post berichtet sie über ein Erlebnis, das sie mit ihrer kleinen Tochter Annabell hatte.

Es geht um folgende Situation: Saras Tochter Annabell hatte sich gerade ein tolles neues Sandspielzeug gekauft. Als sie auf dem Spielplatz selig mit ihren heißgeliebten Förmchen spielte, kam ein größeres Mädchen und nahm sie ihr weg. Annabell weinte, das Mädchen lies das Spielzeug los und ging zurück zu ihrer Mama. Die sagte, sie solle doch noch mal lieb fragen, Annabell antwortete allerdings mit Nein, das Mädchen nahm sich trotzdem was. Wieder Tränen bei Annabell, schlußendlich ging das Mädchen (ohne das Spielzeug) zurück zu ihrer Mama, die sagte: „Mein armes Mädchen, du bist so fein und teilst immer dein Spielzeug. Aber es gibt auch böse Kinder, die können das nicht!“

Sara Kulka ging daraufhin zu der Frau. „Entschuldigen Sie bitte, haben Sie ein Auto?“ Dies bejahte die Frau, woraufhin Sara Kulka fragte: „Oh super, wo steht es und wo ist Ihr Autoschlüssel? Ich müsste mal Einkaufen fahren.“ Natürlich meinte die andere Mama, dass sie ganz sicher ihr Auto keiner Fremden leihen würde! Sara daraufhin: „Aber wieso denn, ich habe gehört, was Sie für eine feine Frau sind und dass Sie Ihre Sachen gerne teilen. Sie erwarten von meinem anderthalbjährigem Kind, das gerade mal 5 Sachen besitzt, die ihm sehr wichtig sind, dass es diese selbstvertändlich teilt. Aber Sie sind nicht mal bereit, eines von ihren zahlreichen Besitztümern zu teilen? Bevor sie anfangen zu verurteilen, sollten sie bei sich anfangen und Vorbild sein!“

Starke Worte – die aber auch für Diskussionen unter Saras Usern führen. Denn ob es ein Kind frühzeitig lernen muss, zu teilen – oder eben nicht – daran scheiden sich die Geister.

Und schön zu sehen: Wie konstruktiv und weitestgehend freundlich die Kommentare unter ihrem Post sind – egal, ob die Mamas Saras Meinung sind oder die Situation völlig anders bewerten. Und es stecken auch einige gute Ideen darin, wie man mit so einer Situation umgehen kann.

Aber lest selbst:

„(…) Ich sehe das mit dem teilen genauso. Kindergeburtstag. Das Kind bekommt Geschenke. ,Lass die anderen auch damit spielen`. Ja, ist klar. Wir bekommen ein neues Handy und geben es erstmal der besten Freundin… Never!“

„Hättest du die Zeit lieber investiert, deiner Tochter zu erklären, dass Spielzeug auf einem Spielplatz auch für andere interessant ist. Wegnehmen ist natürlich nicht in Ordnung. Aber teilen muss eben gelernt werden. Das andere Kind muss das Nein akzeptieren noch lernen. (…) Ein Auto ist nicht gleich zu setzen mit einer Buddelform. Ein Erwachsener ist nicht gleich zu setzen mit kindlichen Verhalten.“

„Wenn das Spielzeug einfach da liegt und das andere Kind fragt, sag ich immer dass es das nehmen kann, weil meine Tochter im Moment nicht damit spielt… aber wenn sie es dann zurückhaben will, dann sag ich das auch, finde das völlig legitim. Ich sag ja auch wenn ich was Ausgeliehenes wieder brauche.“

„Wahres Teilen wird durch Vorbilder, also uns, gelernt, nicht durch die bloße Anordnung. Hier hat eine Mutter sein Kind in seinen Emotionen wahrgenommen, ernst genommen, begleitet und untertützt. Das allein lässt mir schon das Herz aufgehen!“

„Es ging weniger um das Kind als um den Kommentar der Mutter. Ein 1,5 jähriges Kind muss nicht ,fein` sein und fremde Kinder einfach als ,böse´ zu betiteln ist einfach unverschämt. Ich denke dem anderen Mädchen hat Sara Kulka es nicht übel genommen.“

„Ohne Frage war das Verhalten der Mutter nicht angemessen in Bezug auf so ein kleines Kind… Ich hätte mich an Sarahs Stelle nicht auf das Niveau herab gelassen. Wenn ein Kind weint, muss man das eben klären… ansonsten sollten Kinder das weitgehendst alleine klären.“

„Wir geben die Heiligtümer der Jungs, wenn Besuch kommt, ins Kinderzimmer. Dieser Bereich ist tabu. Das, was dann im Wohnzimmer bleibt, wird mit dem Besuch geteilt. Das funktioniert bisher reibungslos.“

„Danke, dass du so Momente immer mit uns teilst. Heute hast du mich mal zum nachdenken gebracht, ich bin eigentlich auch immer eine Mama, die möchte, dass ihr Kind teilt. Aber aus diesem Standpunkt mal betrachtet, müssen meine Kinder nicht mehr teilen. Danke für diese Lektion.“

„Ich finde einfach, dass wir als Eltern da aber gefragt sind. Nimmt mein Sohn ein Spielzeug anderer Kinder, dann bekomme ich das mit und frage für meinen Sohn. Nein wird akzeptiert und Trauer darüber begleitet. Es wird nichts weggeschleppt. Und ich biete oft was im Tausch an. Ebenso spiegele ich Gefühle des anderen Kindes für meinen Sohn: schau mal, wie sehr er/sie sich freut, weil er/sie mit deinem Spielzeug spielen darf. Und gerade sehr aktuell beliebtes Spielzeug mag er nicht teilen, und das erkläre ich dem anderen Kind, biete Alternativen an. Einfach Vorbild sein.“

„Kinder teilen jeden Tag in der Kita oder Tagesbetreuung. Sollen sie doch bitte auch selbst entscheiden dürfen, was sie von ihrem Eigentum außerhalb davon teilen möchten. Von keinem erwachsenem Menschen wird verlangt, sein Persönliches zu teilen…und schon gar nicht mit einem Fremden. Kinder dürfen und können selbstbestimmt sein!“

„Also irgendwie hast du das charmant erzählt …..aber irgendwie sehe ich das ambivalent . Der schönste Spielplatz (für uns) ist hier so ’ne kleine Hutschefiedel in Hamburg, wo ich vor allem eines wahrgenommen habe:  Das Bestreben der Eltern, eine nette Gemeinschaft zu bilden (…) So dass es kein Drama ist, etwas kurzfristig zu teilen. Denn – hey, ÜBERRASCHUNG! – man bekommt es zurück. Irgendwie ja auch ein geiler Lerneffekt in einer immer egoistisch werdenderen Zeit. Ich finde das toll! NATÜRLICH mit dem Lernen, vernünftig zu fragen!!! Und nach dem ersten Jaulen des Besitzer-Kindes lief das immer super… und mit etwas Übung quasi tiefenentspannt .“

Und wie seht ihr das? Sollten Kinder frühzeitig lernen, zu teilen? Oder müssen sie das nur, wenn sie es aus freien Stücken tun?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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