„Die Kids meiner Nachbarn wohnen quasi bei uns – und ich fühle mich ausgenutzt.“

„Unser Endreihenhaus steht in einem fast schon klischeehaften Neubaugebiet. Alle Straßen sind autofreie Spielstraßen, die Häuser gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Die perfekt gepflegten Gärten laufen parallel zueinander, nur durch niedrige Hecken voneinander getrennt. Wer Privatsphäre haben will, der ist hier fehl am Platze.

27 Jahre meines Lebens wäre es mein Alptraum gewesen, hier zu leben. Dann bin ich Mutter geworden. Mit Maxi, unserem Großen, lebten wir noch in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Als ich dann mit Julienne, unsere kleinen Tochter, schwanger wurde, packte uns die Sehnsucht nach etwas mehr Platz und einem Garten. Und so sind wir hier gelandet. Oftmals spotten wir liebevoll über ,unsere urdeutsche Idylle`, aber an sich fühlen wir uns pudelwohl hier.

Dadurch, dass hier nur Familien leben, haben unsere Kinder immer jemanden zum Spielen.

Das ist toll, im Sommer, wenn alle auf ihren Terrassen sitzen, kann man die Kinder unbesorgt umherstromern lassen.

Bis vor einigen Monaten gab es nur eine Ausnahme hier in der sehr offenen Nachbarschaft. Ausgerechnet unsere direkten Nachbarn igelten sich ein und vermieden jeden näheren Kontakt.

Dabei dachte ich mir schon immer, dass es so gut passen könnte mit uns. Sie haben ebenfalls einen Jungen und eine Tochter, und zwar etwa im selben Alter wie meine beiden. Aber nö, die beiden Kinder spielten wohl nur miteinander oder wurden regelmäßig zum Musikunterricht, Kinderturnen etc. gekarrt.

Kontakt hatten wir nur, wenn dem Paar nebenan ein Zweig unserer Hecke, der in ihren Garten ragte, aufgefallen war oder meine Kinder ein Bonbonpapier in die Mülltonne der Nachbarn geworfen hatten. „Korrekt“ können die, das sage ich euch.

Seit dem ersten Lockdown hat sich das Blatt aber gewendet. Und zwar… komplett.

Ich arbeitete komplett im Homeoffice, unsere Nachbarn mussten ab und zu ins Büro düsen. Als die Kinder dann auch komplett zu Hause waren, klingelte doch tatsächlich eines Tages unsere Nachbarin bei uns und fragte, ob ihre Kinder am kommenden Nachmittag ein paar Stunden bei uns spielen könnten, sie und ihr Mann hätten einen wichtigen Termin.

Ich freute mich richtig! Mal sehen, ob unsere Kinder „harmonieren“ würden.

Das taten sie, die vier verstanden sich prächtig. Alle bettelten regelrecht, dass sie jetzt häufiger miteinander spielen dürften.

Und das dürfen sie. Von uns aus kein Problem! Und von unseren Nachbarn aus – immer und immer lieber.

Es entwickelte sich langsam. Es hat lange gedauert, bis ich grantig wurde. Aber das Maß ist voll.

Die Nachbarskinder waren fortan immer bei uns – und sind es bis jetzt. Sie genießen unseren Garten, in dem man Toben darf, der eine Schaukel, eine Hängematte und im Sommer ein riesiges Planschbecken zu bieten hat. Sie genießen es, dass es hier immer geschnippeltes Obst und bunte Saftcocktails gibt. Sie genießen es, dass man hier auch mal etwas Fernsehen darf. Sie essen mit, wenn wir grillen, sie verschlingen riesige Tortenstücke am Nachmittag.

Bitte denkt nicht schlecht von mir. Ich finde es herrlich, wenn hier Leben ist in der Bude. Ich mag die beiden Kinder sehr, sie sind echt süß. Es reißt uns auch kein Loch in den Geldbeutel, wenn sie hier regelmäßig mitfuttern.

Trotzdem habe ich den Spaß daran verloren. Denn meine Kinder sind NIEMALS bei unseren Nachbarn eingeladen. Ich habe noch nie ein Dankeschön gehört oder die Frage, ob es uns zu viel wird. Es ist alles selbstverständlich. Es wird nicht gewertschätzt.

Und es nimmt Überhand: Neulich kam der Nachbarsjunge rüber, setzte sich zu mir und erzählte stolz: ,Mama hat erlaubt, dass ich heute ein Eis esse!`Zu süß, wie er sich freute. Ich fragte ihn, was er denn wohl für ein Eis essen würde? Seine Antwort? ,Weiß nicht, welches habt ihr denn in der Truhe?` WTF???? Echt jetzt? Seine Mutter hatte ihm erlaubt, bei uns ein Eis zu essen?????

Oder, einen anderen Tag: Die Nachbarin trat an die Hecke, um ihre Kinder – die gerade mit meinen im Garten Twister spielten – zu rufen. Als diese fragten, warum sie denn kommen sollten, erklärte sie ihnen, das sie einen Abstecher in die Eisdiele machen wollten. Und ja, da zogen die drei bestens gelaunt los. Ohne meine Kinder. Wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, meine beiden einmal mitzunehmen, um sich so zu revanchieren?

Ich werde immer saurer und merke, dass ich schon genervt bin, wenn ich die Nachbarskinder wieder in unserem Garten sehe. Dabei können die beiden ja nun gar nichts dafür.

Was würdet ihr an meiner Stelle machen?


Vielen Dank, liebe Mama, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast.

Alle Namen sind auf Wunsch der Mutter geändert.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
9 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Oxana
Oxana
1 Jahr zuvor

Gott bist du blöd raus mit dem Pack 🤮🤮🤮🤮🤮🤮🤮

Sieglind Holzner
Sieglind Holzner
1 Jahr zuvor

Hallo, ich kenne das auch, auch wenn meine schon viel größer sind. Heute bin ich aber irrsinnig froh darüber, immer alle, egal wen, bei uns willkommen geheißen zu haben, denn heute kommt meine 17 jährige mit ihren Freundinnen um bei uns im Wohnzimmer Filme zu sehen oder auf der Terrasse zu quatschen. Immer wieder finde ich heim 14 jährigen einen übernachtungsfreund, die 2 zocken dann oder sehen sich Filme an. Was soll ich sagen? Ich bin dankbar. Dankbar dafür, dass ich meine Türen immer für alle Freunde jederzeit offen hatte und immer was zu essen und zu trinken bereit hatte. Ja, es war mitunter sehr anstrengend. Selber 3 Kinder, Job, Haus.. und alle wollten zu uns. Im Sommer Pool im Winter Eisfläche. Heute sehen mich meine pubertierenden „Kinder“ nicht als peinlich oder das Zuhause als beschämend an, sondern die kommen: zu mir. Offene Türen, immer was zu essen, offene Ohren für wichtige Gespräche. Dafür hat es sich gelohnt! Mein Haus ist (fast) immer voller junger Erwachsen-werdender, die sich hier wohlfühlen❤️Und meine? Sitzen nicht irgendwo in Parks oder unter Brücken, sondern dürfen immer und jederzeit ihre Freunde mitbringen❤️❤️

Antje
Antje
2 Jahre zuvor

Hallo, die Geschichte habe ich aufmerksam gelesen. Ich verstehe was du meinst und was dich daran verärgert. Wieso sprichst du die Eltern nicht selbst an? Du sammelst den ganzen Groll in dir an und das ist nicht gut weder für dich noch für sonst jemanden und schon gar nicht für die Kinder. Warum fragst du die Mutter nicht ob deine Kinder mal rüberkommen dürfen zum Spielen, Grillen, Eisessen, etc.? Ganz ohne Vorwurf! Einfach nur als Frage. Wenn Sie verneint, dann frage nach dem Grund. Wenn sie bejaht vereinbare verbindlich einen „Termin“. Was kann schlimmstenfalls passieren? Nur das alles so ist wie vorher 🤷‍♀️ Man sollte Kindern auch vorleben das man mit Situationen die einem nicht passen nicht unbedingt leben muss. Das offene Gespräch löst so viele Konflikte. Und nein, deine Probleme solltest du nicht von den Kindern lösen lassen, denn so wie ich das gelesen habe hast ja nur du das Problem und nicht deine Kinder. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Lösen der unschönen Situation und ich gestehe das ich neugierig bin wie es ausgeht. 😉 Viele liebe Grüße

lisa
lisa
2 Jahre zuvor

Hallo, wenn es dich stört würde ich mit den Eltern ins Gespräch gehen, sonst kann es passieren das es dann zum großen knall kommt und dann überhaupt kein Kontakt mehr besteht , kenn ich aus meiner eigenen Kindheit.
Vielleicht nehmen das die anderen ELtern auch nicht so wahr…

Janina Brandt
Janina Brandt
2 Jahre zuvor

Ich kann dich verstehen das dich diese Situation frustet. Ich bin auch jemand der gerne gibt und oftmals bekommt man wenig zurück. Bei meinem Großen hatten wir oft Freunde zu Besuch da. Einen Klassenkameraden habe ich regelmäßig mit eingesammelt weil das Kind sonst den ganzen Tag nicht zu essen bekommen hätte. Ich wusste bei einigen das da nie etwas zurück kommt und habe es auch nicht erwartet. Aber ich habe immer meine Grenzen festgesteckt. Wenn ich keine Lust auf Besuch hatte oder etwas alleine mit meinem Sohn machen wollte, dann habe ich das getan.
Die Kinder können nichts dafür wie die Eltern sind. Wenn die Kinder aber gut zusammenpassen dann lasst die Situation einfach wie sie ist.

Alexander
Alexander
2 Jahre zuvor

Ich finde die Geschichte hat die falsche Tonalität. Worüber ärgert sich die Erzählerin? Darüber, dass sie vermeintlich immer nur gibt, aber von den anderen Eltern nichts zurück bekommt. Das findet sie ungerecht. Der Punkt ist aber, dass sie das nicht für die anderen Eltern macht, sondern für ihre eigenen Kinder.
Ihre Kinder wollen mit den Nachbarskindern spielen, nicht sie. Insofern würde ich mich da schlicht zurück nehmen und diese negativen Gedanken an Ungerechtigkeit aus meinem Kopf verbannen. Ich mache das nicht für die anderen Eltern, sondern für meine Kinder.
Ich kann andere Eltern nicht erziehen. Wenn diese egoistisch und egozentrisch sind, dann ist das so. Ich kann nur meine eigenen Kinder zu besseren Menschen machen. Wenn ich diesen nun eine großzügige und lebensfrohe Haltung vorlebe, dann werden sie das übernehmen und selber im Leben glücklicher werden. Das ist dann der Hauptgewinn meines Lebens und wen interessieren die Macken der Anderen. Die bekommen ihre Rechnung, wenn ihre Kinder als Erwachsene den vorgelebten Egoismus übernehmen und diesen zuallererst an ihren Eltern auslassen…

Thomas
Thomas
2 Jahre zuvor

Hallo! Ich kann dir da nur ein Rat geben. Mach weiter so und erfreue dich daran das die Kinder vom Nachbarn kommen und sich mit deinem so gut verstehen! Und versuche dich nicht über deren Eltern aufzuregen. Und vor allem mach es nicht das du da irgendwelche Beispiele bringst um die Kinder gegen einander aufzubringen! Von wegen weist du noch was der gemacht hat ? denk da mal drüber nach ! Nee das regeln die Kinder untereinander schon alleine. Sei nicht wie viele Eltern und misch dich da ein, das bringt nur Unmut zwischen den Kindern . Es wäre was anderes wenn deine Kinder unter den anderen leiden würden. Aber die mögen sich also belasse es dabei auch wenn’s dann und wann auch mal schwer fällt! Tschönen Tach noch

Daniela
Daniela
2 Jahre zuvor

Bei uns ist es manchmal auch so, die Kinder verstehen sich super mit den Nachbars Kindern, als die dann täglich da waren dachte ich auch langsam wird es aber viel, aber im Endeffekt habe ich an meine Kinder gedacht weil sie jedes Mal so toll spielen.
Und sind wir doch Mal ehrlich jeder hatte doch in seiner Kindheit eine Freundin bei der er ein und aus ging.
Ich finde es nicht schlimm aber ich arbeite auch nicht von zu Hause aus, aber würde auch immer helfen wenn andere Arbeiten müssen und keine Betreuung haben.

Katharina
Katharina
2 Jahre zuvor

Hallo liebe Mama,

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Puls beim Lesen deiner Geschichte hatte. Das Verhalten deiner Nachbarn ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Wir sind unseren Kindern und all ihren Freunden gegenüber sehr,sehr großzügig und ehrlich gesagt, erwarte ich das auch von anderen Eltern. Und da ist kein Elternteil dabei, welches es sich nicht finanziell leisten könnte. Mein Sohn hatte sich neulich mit einem Kindergartenfreund, den er nicht mehr so oft sieht, verabredet, zu einer Fahhradtour. Unsere Tochter durfte mit. Der Papa hatte ihnen 10 Euro mitgegeben. Mein Sohn fragte mich, ob er seinen Freund auf ein Eis einladen dürfte. Da es schon einige unschöne Erlebnisse mit diesem Freund gab, sagte ich, ja er dürfe ihn einladen, aber er solle für sich darüber nachdenken, ob er das wirklich möchte (er war zu dem Zeitpunkt 13 und unsere Tochter 12) Ich erinnerte ihn an zwei Situationen, an denen mein Kind die Geizigkeit der Mutter des anderen Jungen auf unschöne Art und Weise zu spüren bekam. Das eine Mal waren die beiden Jungs mit dem Fahrrad unterwegs und ihnen gingen die Getränke aus. Der andere rief seinen Mutter an, welche daraufhin mit den Auto kam und nur ihrem Sohn eine Flasche Wasser brachte. Sie hatte es vll zwei Kilometer näher zu den Jungs, als wir, allerdings rief uns unser Kind nicht an. Mein Sohn hatte ein wenig Geld dabei und musste sich in einer Gaststätte etwas bestellen, weil es Sonntag war. Die Mutter des Jungen hat es als selbstverständlich gesehen, nur ihrem Kind etwas zu bringen.
Das andere Mal feierte der Junge seinen 13. Geburtstag in einem Adventure Park. Die eingeladenen Kinder mussten alle selbst Verpflegung mitbringen. Da es eine Checkliste des Parks war, dachte ich, dass es nicht speziell auf diesen Tag gemünzt ist und ging davon aus, das Geburtstagskind würde für alle Snacks und Getränke mitbringen. Dennoch gab ich meinem Sohn etwas mit. Im Nachhinein war das auch gut so, denn tatsächlich hatten die Gastgeber nichts mitgebracht. Es hatte an dem Tag fast 30 Grad.
Zurück zu meiner Ursprungsgeschichte: mein Sohn hatte meine Worte verinnerlicht. Er rief also seinen Freund an und bat ihn, Geld für ein Eis mitzunehmen. Dessen Antwort war ‚mal sehen‘.
Tatsächlich hatte der Junge kein Geld dabei, woraufhin mein Sohn sagte, er würde ihn später einladen. Das war für den Bengel so eine Selbstverständlichkeit, dass er die ganze Zeit darauf drängte, wann sie sich endlich ein Eis holen.
Mein Kind ist so ein lieber Kerl, dass er dann eine super Zwischenlösung fand. Er kaufte im Supermarkt eine Großpackung mit mehreren Eispäckchen, sodass der Freund auch eines bekam, er ihn aber quasi nicht klassisch eingeladen hatte. Ein Dankeschön erhielt er übrigens nicht dafür. Und mein Sohn hatte sich ausgenutzt gefühlt.

Worauf ich hinaus will: lass deine Kinder für dich regeln. Frag sie einmal, wie sie die Situation empfanden, als die Nachbarn zur Eisdiele fuhren, ob sie nicht auch gerne mitgekommen wären. Und bitte sie, es den Nachbarskindern zu sagen. Die werden sicher ihre Eltern darauf ansprechen. Das wird ihnen unangenehmer sein, als wenn du deine Nachbarn ansprichst.

Ganz ehrlich, dieses „Kinder können nichts für ihre Eltern“ kann ich nicht mehr hören. Sie sind ein Spiegelbild ihrer Eltern. Und du bist nicht der Lakaie unverschämter Leute.

Ganz liebe Grüße