Wenn ein zweites Kind kommt, wird vieles anders. Nicht nur für die Eltern – auch für das erste Kind. Sarah musste genau das erleben und erzählt in ihrer echten Geschichte davon: eine Zeit voller Tränen, Schuldgefühle, Erschöpfung und emotionaler Distanz. Doch heute weiß sie: Liebe wächst – manchmal ganz langsam.
„Ich möchte gerne meine Geschichte erzählen – darüber, wie es mir nach der Geburt meines zweiten Kindes ergangen ist.
Mein erster Sohn wurde kurz nach der Geburt seines kleinen Bruders drei Jahre alt. Er war mitten in einer schwierigen Phase. Er liebte sein Brüderchen sehr, das merkte ich sofort.
Und trotzdem hatte er stark mit der ‚Entthronung‘ zu kämpfen. Ich stillte ihn noch – und für ihn war es kaum zu ertragen, diese Nähe plötzlich teilen zu müssen.
Es hat mir das Herz zerrissen, ihn so leiden zu sehen.
Täglich gab es mindestens zwei Wutanfälle. Er fing plötzlich an zu stottern, bekam einen Neurodermitis-Schub. Gefühlt stillte ich ihn mehr als das Neugeborene. Dazu kommt: Er ist hochsensibel und reagierte extrem auf jede Veränderung.
Gleichzeitig war es für mich unglaublich schwer, überhaupt eine Verbindung zu meinem zweiten Sohn aufzubauen. Ich wusste, dass er mich brauchte. Aber ich empfand ihn nur als Last. Ich fütterte ihn, wickelte ihn – und versuchte irgendwie, den Tag mit ihm zu überstehen. Ich fühlte… nichts.
Kein Muttergefühl, keine Wärme.
Nur Überforderung und ein schlechtes Gewissen, weil ich dem Großen nicht mehr meine ganze Aufmerksamkeit schenken konnte.
Oft entschuldigte ich mich bei ihm. Dafür, dass ich ihm das ‚angetan‘ hatte –ein Geschwisterchen, das plötzlich so viel Raum einnahm. Ich bin ein Mensch, der es immer allen recht machen will. Aber mit einem Neugeborenen und einem Dreijährigen kommt immer einer zu kurz. Und das auszuhalten, fiel mir wahnsinnig schwer.
Die ersten drei Monate waren die Hölle.
Mein älterer Sohn kämpfte mit der Umstellung. Ich steckte mitten im Babyblues. Und das Baby hatte Regulationsstörungen, schrie stundenlang. Es war einfach nur schlimm. In dieser Zeit hatte ich oft Gedanken, nicht mehr leben zu wollen. Ich bin unendlich dankbar, dass ich ein so gutes Umfeld hatte – Menschen, die für mich da waren und mir geholfen haben.
Heute möchte ich anderen Mamas Mut machen: Ihr seid nicht allein. Es wird besser.
Die Zeit heilt wirklich Wunden.
Jetzt sind meine Jungs zwei und fünf Jahre alt – und ich genieße die Zeit mit ihnen sehr. Ich liebe sie unendlich. Und ja: Ich stille noch immer. Der Große liebt es nach wie vor, und der Kleine genießt es auch.
Ich wünschte, ich hätte ebenso schöne Erinnerungen an die Babyzeit meines zweiten Sohnes wie an die meines ersten. Aber ich genieße die jetzige Zeit – und die, die noch kommen wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen zweiten Sohn jemals so sehr lieben würde, nach diesem schwierigen Anfang.

Heute ein Herz und eine Seele. Foto: Privat
Es wurde besser, als ich bewusst Zeit nur mit ihm verbrachte.
Die Liebe kam langsam – aber sie kam. Und sie wächst immer noch. Jeden Tag ein kleines bisschen mehr. Das gilt für beide Kinder. Ich glaube ohnehin, dass die Liebe zu den eigenen Kindern nie aufhört zu wachsen, solange man mit ihnen sein darf.
Mein Großer hat den Kleinen von Anfang an akzeptiert – nicht aber die Situation, dass ich ihm nicht mehr all meine Aufmerksamkeit schenken konnte. Die beiden verstehen sich heute richtig gut. Ich glaube, der Große liebt den Kleinen fast noch mehr als umgekehrt. Einmal, als der Kleine bei der Oma übernachtete, weinte der Große bitterlich, weil er ihn so sehr vermisste. Das war süß – und herzzerreißend.
Wenn ich erzähle, dass ich beide Kinder noch stille, reagieren viele locker.
Aber bei manchen sehe ich im Gesicht, was sie wirklich denken – auch wenn sie mir ins Gesicht lächeln. Doch das ist mir egal. Es muss für uns stimmen. Und das tut es.“
Liebe Sarah, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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