„Wir müssen aufhören, Eltern zu sagen, dass ihre Babys durchschlafen müssen!“

Kaum ein Thema treibt frischgebackene Eltern so um wie der Schlaf. Es ist aber auch kein Wunder, oder? Man selbst ist oftmals dauermüde, das Baby will einfach nicht zur Ruhe kommen und meldet sich dann in der Nacht in schöner Regelmäßigkeit. Fakt ist: Bevor man ein Kind hat, kann man sich das Ausmaß von so wenig Schlaf einfach nicht vorstellen.

Schlimmer wird es nur noch, wenn man ins Grübeln gerät. Eigentlich weiß man natürlich, dass die meisten Babys nicht durchschlafen. Aber dann liest man in seiner müden Verzweiflung im Internet, wie jedes Baby schlafen lernen kann. Hört von Bekannten, dass ihr Kind in dem Alter schon längst mehrere Stunden am Stück geschlafen hat. Oder jemand deutet an, dass man „den kleinen Schatz aber auch wirklich etwas verwöhnt!“, wenn man „immer gleich springt“.

Ja, man weiß es eigentlich besser. Aber wer durch den Schlafmangel wie ein Zombie durch sein Leben geht, der ist empfänglich für Zweifel: Ist da doch etwas dran? Mache ich etwas falsch?

All diese Gedanken kennt auch Anneliese Lawton. Die kanadische Bloggerin hat auf ihrer Facebook-Seite dazu einen wunderbaren Text verfasst:

Lose übersetzt lauten ihre Worte:

„Können wir aufhören, Eltern zu sagen, dass ihr Baby die Nacht durchschlafen muss?

Bitte. BITTE. Können wir aufhören, den Eltern so etwas zu erzählen?

Ich lese es ständig in diesen Mami-Facebook-Gruppen:

,Wann wird mein Baby die Nacht durchschlafen?` ,Kann jemand einen guten Schlaftrainer empfehlen?` ,Mein Sohn / meine Tochter trinkt immer noch nachts. Kann ich das abgewöhnen?‘

Leute, bitte. Ich weiß, dass ich hart klinge, aber können wir nicht einfach damit aufhören?“

Denn Anneliese kennt diese Nöte und Fragen nur zu gut. Man möchte das Beste für sein Baby – und fragt sich deshalb ständig, ob man etwas falsch macht:

„Auch ich war diese Mutter.

Mit den beschäftigten Fingern. Ich habe all die Dinge gegoogelt, die möglicherweise mit meinem Kind falsch sein könnten, weil er einfach. nicht. geschlafen. hat.

Im Ernst.

Habt ihr schon von meiner postpartalen Depression gehört, über die ich hier oft so offen geschrieben habe? Ich bin mir ziemlich sicher, dass anderthalb Jahre großer Schlafentzug damit zu tun hatten.“

Das größte Problem war dabei aber gar nicht, dass Annelieses Baby sie nachts so oft brauchte… sondern die Reaktionen darauf aus ihrem Umfeld:

„Und zwar nicht nur, weil mein Baby nicht geschlafen hat – sondern weil mir wirklich jeder Mensch und auch deren Mütter mir erzählten, dass etwas mit meinem Baby falsch war. Ich müsste ihn irgendwie in Ordnung bringen.

Also war ich besessen vom Schlaf.

BESESSEN davon!

Bloß kein Familienbett.

Familienbett.

Schlaf nicht trainieren.

Schlaf trainieren.

Kein Schnuller.

Schnuller.

Keine nächtlichen Mahlzeiten.

Nächtliche Mahlzeiten.

Oh mein Gott, Leute. GENUG!“

Denn all die verunsicherten Versuche, ihr Baby zum Schlafen zu bringen, brachten natürlich keinen Erfolg:

„Ich habe den armen Kerl verwirrt und es ehrlich gesagt für uns beide schlimmer gemacht.

Peter Fleming, Professor für Kindergesundheit und Entwicklungspsychologie an der University of Bristol, sagt, dass die Idee, dass Babys die Nacht durchschlafen sollten, eine Idee des 21. Jahrhunderts ist. Es ist für sie natürlicher, oft aufzuwachen.

Erwachsene schlafen auch nicht die ganze Nacht durch.“

All ihre ermüdenden und schmerzhaften Erfahrungen möchte die Mama aus Toronto anderen Eltern ersparen:

„Verdammt. Lass die Eltern in Ruhe.

Einige. Babys. Schlafen. Nicht.

Schaut, ich verstehe es ja. Schlaf ist magisch. Er ist so nötig. Wir vermissen ihn. Und ein Mangel daran kann uns ehrlich gesagt wütend machen.

Ich verstehe es.

Aber lasst uns einfach tun, was wir tun müssen, um die ersten anstrengenden Jahre des Lebens unseres Kindes zu überstehen.

Wir müssen keine Angst haben, dass wir ein von uns abhängiges kleines Wesen kreieren, das eines Tages mit Schnuller und Schnuffeltuch in die Mittelschule gehen wird.

Ich bin darüber hinweg.

Wir müssen den Schlaf des Babys nicht verbessern.

Wir müssen auf seine Bedürfnisse hören.

Es möchte gehalten werden? Halte es.

Es möchte neben dir schlafen, weil es sich dadurch sicher fühlt? Lass es.

Es schläft gerade? TOLL! Überprüfe das nicht. Es wird dich riechen, sobald du den Raum betrittst und das Spiel ist vorbei.

Und an die Leute mit all den Ratschlägen …. (Oh, ich denke, jetzt ich bin ich auch so eine, oder? Hoppla.)

Bring einfach Kaffee mit.

Bring den verdammten Kaffee!

Und lobe die Eltern dafür, dass sie die beste verdammte Arbeit machen, die sie können.

Denn manchmal landet man einfach bei dem Kind, das nicht schläft.“

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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