Wenn ich dir beim Schlafen zusehe, ist meine Welt wieder in Ordnung

Heute war ein langer Tag. Ein anstrengender. Ein stressiger, der sich an eine ganze Reihe vorausgegangener ermüdender Tage anschloss.

Schon morgens war ich gereizt, als keine einzige deiner Hosen dir mehr gefiel und du sie dir alle wieder sofort herunterzogst. Nicht frühstücken wolltest. Auf einmal deine Schuhe nicht mehr anziehen konntest. Viel zu spät und mit verweintem Gesichtchen lieferte ich dich in der Kita ab.

Und so, wie der Tag startete, ging er auch weiter. Ärger bei der Arbeit, viel Geschimpfe und einige Mini-Dramen mit dir am Nachmittag…

Heute war ich wirklich froh, als du in deinem Bettchen lagst und schliefst. Genau das wollte ich auch: Ab ins Bett, Decke über den Kopf und schlafen.

Bevor ich aber mein Licht ausmachte, wollte ich doch noch einmal nach dir sehen. Als ich dann neben dir saß und dich wieder in die weggestrampelte Decke kuschelte, passierte etwas mit mir.

Ich sah in dein Gesicht, die Augen mit ihren langen Wimpern geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Dein Atem ging ruhig, du hast ein bisschen geschnarcht und du sahst so friedlich aus.

Mein Bauch wurde warm vor Glück und Liebe. Du hast im Schlaf leicht geseufzt.

Tränen stiegen mir in die Augen. Wie nur kann ich dich oft so ungerecht behandeln? So ungeduldig mit dir sein? Du bist doch meine kleine große Liebe. Und Du brauchst mich, als deine rettende Insel in der großen Welt, als verlässlichen Hafen in deinem stürmischen Leben.

Ich weinte, weil ich in deinem zarten Gesicht das Baby wiedererkannte, dass du vor nicht allzu langer Zeit noch warst. Du bist so wunderschön geworden und so groß, der Babyspeck ist verschwunden. Wann ist denn das alles nur passiert?

Ich weinte, weil ich mich an deinen schwierigen Start ins Leben erinnerte und daran, was für ein starkes Persönchen du schon damals warst.

Ich weinte, weil ich so dankbar war, dass du meine Tochter bist und ich deine Mama sein darf.

Ich weinte, weil ich so oft die Geduld mit dir verliere, obwohl du in diesen Momenten meine volle Unterstützung brauchen würdest.

Ich weinte, weil du es verdient hättest, dass ich jederzeit richtig auf deine Bedürfnisse reagiere. Aber das tue ich nicht immer. Ich kann es einfach nicht immer.

Ich weinte, weil du mich trotzdem so sehr liebst. Auch, wenn ich mal ungerecht bin. Diese Liebe ist nicht selbstverständlich. Und doch nehme ich sie oft als genau das hin. Zu oft.

Ich weinte, weil ich dich so sehr liebe, dass es mein Herz manchmal kaum aushalten kann.

Ich weinte. Aus Wehmut. Aber vor allem aus Glück.

Denn obwohl ich offensichtlich nicht perfekt bin – meine Welt war es in diesem Moment.

Du hast meinem Leben ganz neue Bedeutung gegeben. Denn ich darf dich auf dem ersten Stück deines Weges begleiten, du vertraust mir. Und ich werde mein Bestes geben, um dich nicht zu enttäuschen.

Ich kuschelte mich ganz nah an dich, im Schlaf nahmst du meine Hand. Ich roch an deinem Haar und hörte langsam auf zu weinen. Voller Dankbarkeit, Liebe und mit dem Gefühl, dass dieser Moment in meinem Herzen bleiben wird – ein Leben lang.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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