Wehmütiger Brief an mein Kind: „Morgen fange ich wieder an zu arbeiten.“

Meine kleine Maus,

morgen ist es nun soweit: Ich fange wieder an zu arbeiten. Und es fällt mir so schwer.

Als du noch in meinen Bauch gekuschelt lagst und es an der Zeit war, bei meinem Arbeitgeber die Elternzeit einzureichen, war ich mir so sicher: Nach einem Jahr will ich wieder anfangen zu arbeiten. Ein Jahr! Ohne dich hörte sich das für mich nach einer unvorstellbar langen Zeit an, die ich zu Hause, „Nur mit Baby!“, verbringen würde. Ich freute mich riesig auf dich, aber war mir sicher, dass ich nach einem Jahr auch superfroh sein würde, wieder zu arbeiten. Vom zweiten Gehalt mal ganz abgesehen.

Jetzt weiß ich: Ich wusste damals gar nichts. Ich wusste nicht, wie sehr es mich ausfüllen würde, dir 24 Stunden am Tag nah zu sein. Jede zarte Veränderung und jede neu erlernte Kleinigkeit mitzuerleben, mich mit dir ohne Hektik durch den Tag treiben zu lassen und dich immer mehr kennenzulernen. Tage voller Liebe und ohne Termindruck? So viel schöner, als ich es mir je hätte vorstellen können.

Soll all das jetzt wirklich ein Ende haben? Wo ist unser Jahr denn nur hin? Viel zu schnell vergingen die Tage und Nächte, in denen sich mein Leben um dich drehte – und ich das so sehr genoss. Ich liebe meinen Job, wirklich. Aber dich liebe ich so viel mehr. Und ich hoffe so sehr, dass du das immer spüren wirst.

Natürlich habe ich überlegt, ganz zu Hause zu bleiben. Könnten wir auch nur mit Papas Gehalt auskommen? Bestimmt, irgendwie. Aber es würde so viele Einschränkungen bedeuten und den Druck auf Papa als Alleinverdiener unermesslich wachsen lassen… Und dir würden lustige Tage mit anderen Kindern und tollen Erlebnissen entgehen, die ich dir so nicht bieten könnte. Ich weiß also nicht, ob es am Ende wirklich die beste Alternative wäre. Ich denke nicht.

Morgen gehe ich nun wieder zur Arbeit und ich weiß, dass ich eigentlich viel Glück habe. Ich liebe meinen Job und mein Arbeitgeber hat viel Verständnis für Eltern. Er weiß, dass ich meine Arbeit gewissenhaft machen werde, aber er weiß auch, dass du an erster Stelle steht. Ich muss nicht in Vollzeit arbeiten. Und ich habe Papa, der uns liebt und unterstützt. Du hast die Eingewöhnung in die Krippe voller Begeisterung mitgemacht, du fühlst dich dort wohl und ich vertraue den Erziehern. Und du hast Großeltern, die uns ebenfalls immer zur Seite stehen. All das wird uns den neuen Alltag erleichtern und ich weiß, dass viele Mamas nicht das Glück dieser bequemen Umstände haben.

Werde ich mich auf meinen Job konzentrieren können? Foto: Bigstock

Und trotz allem: Es fällt mir so verdammt schwer. Was werde ich alles verpassen? Wie fühlt es sich an, dass dich andere in den Arm nehmen, wenn deine Tränen fließen? Wirst du das Gefühl haben, dass ich dich im Stich lasse? Bitte, das darfst du niemals denken.

Denn eines möchte ich dir versprechen: Auch, wenn ich nicht da bin, bin ich mit dem Herzen stets bei dir. Auch, wenn ich gerade weit weg an meinem Arbeitsplatz sitze, wird unsere Nähe nicht weniger. Und die Zeit, die wir künftig zusammen haben, werden wir genießen. Wenn ich das Büro verlasse, habe ich Feierabend. Auch im Kopf. Ich werde dich abholen und ganz bei dir sein, wir werden es uns schön machen und auch weiterhin ganz viel kuscheln, Abenteuer erleben und Quatsch machen.

Zu Hause bin ich weiterhin „nur“ Mama, denn das ist der Job, der mich am glücklichsten macht.

Ich liebe dich über alles, meine Kleine.

Deine Mama

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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