„Liebe Schwangere, hört auf euer Bauchgefühl! Meines rettete das Leben meines Babys.“

Unsere echte Mama Lena aus Hannover war zum ersten Mal schwanger. Alles schien gut und auch die Ärzte waren bei jeder Routine-Kontrolle zufrieden. Aber die 30jährige war trotzdem unruhig. Sie spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Und am Ende sollte sie mit ihrem Bauchgefühl recht behalten.

Hier erzählt Lena uns ihre Geschichte – und möchte vor allem anderen Schwangeren damit helfen:

„Liebe werdende Mamas,

ich bitte euch, hört auf euer Bauchgefühl! Auch, wenn es schwer fällt, weil euer Umfeld euch nicht glaubt – es ist euer Körper und euer Kind.

Mein eigenes Bauchgefühl hat am Ende wahrscheinlich das Leben meines Kindes gerettet – auch, wenn ich schon viel eher darauf hätte hören sollen.

Es war meine erste Schwangerschaft und ich habe unseren kleinen Schatz schon sehr früh bemerkt. Ich litt nur unter kleinen, ganz typischen Schwangerschaftsbeschwerden – nichts Auffälliges, alles lief super. Unser kleiner Mann (er outete sich sehr früh) und wir genossen zusammen sogar nochmal einen Urlaub.

Unser Sohnemann wuchs und wuchs und somit auch mein Bauch. Ich fühlte ihn häufig und er gab sich stets große Mühe bei seinen täglichen Turnübungen.

Und trotzdem hatte ich immer dieses ungute Bauchgefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Meine Frauenärztin beruhigte mich und mein gesamtes Umfeld auch. Ich hörte auf sie und dachte, dass ich wegen der Hormone vielleicht nur zu empfindlich sei.

Irgendwann begann dann mein Geburtsvorbereitungskurs und die leitende Hebamme tastete beim ersten Termin bei jeder Mama den Bauch ab, um zu zeigen, wie das Baby liegt. Als ich an der Reihe war, lächelte sie nicht mehr. ,Oh, dein Bauch ist ja hart!‘, sagte sie. Ich erzählte ihr, dass ich das oft hätte und dass ich auch immer wieder ein Ziehen spürte – dass laut meiner Frauenärztin aber alles bestens sei. Unser ernstes Gespräch wurde von meinem kleinen Sonnenschein unterbrochen, der mich wild trat und wir lachten, weil mein Bauch sich stark wölbte.

Mein kleiner Mann trat mich oft sehr kräftig – man konnte es richtig sehen! Foto: privat

Trotzdem dachte ich mir nach diesem Gespräch: Ich muss zum Arzt, und zwar schnell! Mein ungutes Bauchgefühl wurde immer stärker, ich dachte mir, warum hast du nicht gleich auf dich gehört?! Und ärgerte mich so über mich selbst.

Am nächsten Tag rief ich bei meiner Ärztin an und zog den nächsten Kontroll-Termin vor. Und so saß ich zwei Tage später, bei SSW 29+2, bei meiner Ärztin. Eigentlich sollte bei diesem Termin das erste CTG gemacht werden, ich hatte mich so darauf gefreut. Ich erzählte meiner Ärztin von meinen – für sie ja nicht neuen – Beschwerden und über das Gespräch mit der Hebamme.

Sie bat mich, mich freizumachen und mich auf die Liege für einen Ultraschall zu legen. Ich versuchte, mich innerlich zu sammeln und dachte: ,Du übertreibst, wie immer… Alles wird okay sein, wie immer…‘

Das war es aber nicht!

Meine Frauenärztin war während der Untersuchung sehr ruhig und dann sagte sie: ,Dein Gefühl hat dich nicht getäuscht, du musst ins Krankenhaus, sofort.`

Ich hatte gar nicht recht verstanden, was denn überhaupt los war. Ich brach in Panik aus und begann zu weinen. Ich dachte: ,Mir wird mein Baby wegkommen, mein kleines Wunder!‘

Sie sagte, mein Kind habe sehr gute Überlebenschancen. Ich dachte nur: ,Ich will aber nicht, dass es viel zu klein zur Welt kommt. Es soll in meinem Bauch bleiben, wir brauchen uns doch noch!`

Im Kreissaal angekommen, sah ich während meiner Wartezeit überall entspannte Mamas sitzen. Ich dachte mir: ,Warum ausgerechnet ich?!‘ Mein Partner kam, so schnell es ging, von seiner Arbeitsstelle in einer anderen Stadt zu mir.

Dann wurde ich zum CTG gebeten. Mein erstes CTG, zum ersten Mal den Herztönen so richtig lauschen, ich habe nicht genug davon bekommen. Es beruhigte mich in dieser Situation so sehr, das Herz meines Kindes zu hören.

Und dann kam mein Ziehen im Bauch wieder… Was ist das denn nun, dachte ich verzweifelt, etwa Wehen? Die Hebamme kam und sagte:,Ja, das sind Wehen.‘ Das CTG sah aber gut aus, mein kleiner Mann war in einer guten Verfassung.

Als schließlich die Stations-Ärztin mit mir redete, kullerten wieder meine Tränen. Ich war einfach überfordert. Ich fragte sie, was denn überhaupt los sei, ich hätte es nicht verstanden.

Sie erklärte mir dann schließlich, dass ich fast keinen Gebärmutterhals mehr habe, nur 5mm sei er noch lang, und dass sich ein großer Trichter gebildet habe. Das bedeutet, dass sich der innere Muttermund bereits anfängt zu öffnen.

Eine Frühgeburt drohte!

Die Ärztin meinte, sie würden mir sofort die erste Spritze zur Lungenreife geben – insgesamt würde diese Vorbereitung der Atmung des Kindes auf eine zu frühe Geburt 48 Stunden dauern und sie würde hoffen, dass wir diese noch abschließen könnten.

Ich verstand: Es war also sehr ernst. Und dachte: Bin ich schuld? Was habe ich falsch gemacht, wie konnte das passieren?

Die Ärztin beruhigte mich in dieser Hinsicht und sagte, dass dies leider häufig passieren würde und man als Schwangere keinen Einfluss darauf nehmen könne.

In der Nacht im Kreissaal wurde das Kontroll-CTG direkt an meinem Bett gemacht, aufstehen durfte ich nicht mehr. Am nächsten Tag bekam ich die zweite Spritze zur Lungenreife. Und: Ich bekam einen Wehenhemmer, der zu wirken schien.

Eine Kinderärztin klärte uns über die Situation einer Frühgeburt auf, das half uns, tat aber natürlich auch weh. Wir schauten uns die Station für Frühgeborene an, um besser für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein und ein erstes Bild zu bekommen. Eine Kinderkrankenschwester erklärte uns genau den Ablauf auf der Station und was mit unseren kleinen Sohn passieren würde, falls er zu früh geboren werden würde.

Nie zuvor waren wir mit diesem Thema in Berührung bekommen oder hatten uns damit auseinandersetzen müssen, eventuell ein zu kleines Baby zu bekommen, warum auch? Doch nun wollten wir möglichst gut vorbereitet sein! Zum Glück waren die Hebammen auf meiner Station sehr einfühlsam und ich habe mich zu jeder Zeit super aufgehoben gefühlt.

Schließlich waren die wichtigen 48 Stunden, um die Lungenreife abzuschließen, geschafft. Alles blieb stabil, ich sollte entlassen werden.

Aber da war es wieder, mein Bauchgefühl: Ich bin geblieben.

Am nächsten Tag wurde ich wieder untersucht und jetzt war sogar schon die Fruchtblase zu sehen. Panik! Ich wurde auf der Wochenbettstation einquartiert.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich angefangen, mich über jeden weiteren Tag zu freuen, den mein Sonnenschein und ich geschafft hatten. Ein weiterer Tag, den er mehr im Bauch reifen durfte.

Mein Tagesablauf im Krankenhaus war sicher nicht aufregend, aber das machte mir nichts. Ich ging regelmäßig zum CTG und Familie und Freunde versüßten mir den Klinikaufenthalt, der sich fast vier Wochen zog.

In meiner 33. Schwangerschaftswoche habe ich mich entschlossen, mit meinem Partner in unsere neue Wohnung zu ziehen. Der Umzug und die Renovierung wurden überwiegend von Freunden und Familie während der Zeit gemacht.

Nach vier Wochen waren die Ärzte in der Klinik absolut für eine Entlassung, weil die gesamte Zeit alles stabil blieb, was niemand gedacht hätte. Ich kam in unserer neuen Wohnung an und ab diesem Zeitpunkt an genoss ich die Ruhe sogar sehr.

Ich packte allerdings sofort meine Kliniktasche, damit ich vorbereitet war und hielt mich dann an mein ruhiges Tagesprogramm.

Meine neue Frauenärztin betreute mich wöchentlich prima und war zufrieden mit der Entwicklung.

An meinem Geburtstag war ich bei SSW 36+6 und irgendwie fühlte ich mich nicht besonders fit an diesem Tag. Wir machten uns einen ruhigen Tag. Nachts wurde ich dann wach, wovon kann ich bis heute nicht sagen, aber als ich aufstand, tropfte es. Es ging los! Die Wehen setzten direkt ein und ich war voll darauf fokussiert, ab ins Krankenhaus!

Die Geburt ging dann relativ schnell und rückblickend war es wirklich eine schöne Geburt. Klar hatte ich höllische Schmerzen, wer nicht!? Aber als ich die runden Kulleraugen meines kleinen Tigers gesehen habe, war alles vergessen. Unser Kampf und unsere positive Energie hat uns 8 Wochen durchhalten lassen! Es war rückblickend garantiert nicht immer leicht, aber viele Gespräche haben mir geholfen. Andere Betroffene zu ermutigen und selber auch ermutigt zu werden.

Heute ist mein Spatz fast drei Monate alt und immer wieder könnte ich vor Glück in Tränen ausbrechen, es ist einfach nicht alles selbstverständlich.

Danke für eure Aufmerksamkeit und ich hoffe, dass hier andere Betroffene einfach ein wenig Trost und Mut aus meiner Geschichte schöpfen.

Und noch einmal meine Bitte: Hört auf euer Bauchgefühl, es ist zu jeder Zeit der richtige Wegweiser!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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