Kinderarmut in Deutschland: So schlecht geht es Hartz IV-Kindern

Kinderarmut in Deutschland ist real, viele Kinder wachsen in Verhältnissen auf, die kaum zu ertragen sind. Zwei Millionen Kinder leben zur Zeit in Haushalten, in denen die Eltern von Hartz IV leben. Dort fehlt das Geld an allen Ecken und Enden, am Ende des Monats ist ein voller Bauch für einige der Kinder einfach nicht mehr drin. Mitten in Deutschland müssen Kinder hungern.

Das macht der Sprecher des gemeinnützigen Kinder- und Jugendwerks Arche, Wolfgang Büscher, aktuell in diversen Interviews deutlich. Anlass dafür ist die Forderung der Berliner CDU, Hartz IV nur noch für über 50-Jährige zu zahlen. Das sei Schwachsinn: „Verlierer sind immer die Kinder!“, warnt er vor diesem Schritt. „Gerade die unter 50-Jährigen haben Kinder, die schon jetzt unter erheblichen Mängeln leiden müssen. Die Kinder werden vom Beginn ihres Lebens an ausgegrenzt und stigmatisiert. Wenn ihren Eltern die Sozialhilfe gestrichen wird, sind sie verloren“, sagte Büscher der Bild Zeitung.

Zu wenig Geld für die Kinder

Dabei tragen die Eltern oft eine Mitschuld an der traurigen Kindheit ihrer Sprösslinge. Viele würden das Geld von Hilfsprojekten wie der Arche lieber für sich ausgeben als für ihre Kinder: „Spätestens ab dem 20. des Monats gibt es, wenn überhaupt, nur noch Nudeln mit Ketchup – aber Hauptsache, der Riesen-Flatscreen-Fernseher flimmert im Wohnzimmer.“

Ausflüge, Theaterbesuche oder einfach nur ein (gemeinsames) Frühstück – das gehöre bei vielen Hartz IV-Familien nicht dazu. Wolfgang Büscher skizziert gegenüber RTL ein düsteres Bild ihres Alltags: „40 Prozent aller Kinder in Deutschland müssen ohne Frühstück in die Schule gehen, weil die Eltern es nicht machen. Weil sie vielleicht auch gar nicht aufstehen.“ So müssen sich die Kinder schon im Grundschulalter morgens selbst fertig machen, selbst aufstehen, sich anziehen, Zähne putzen, zur Schule gehen. Dass das nicht gerade die Selbständigkeit ist, die sich Kinder wünschen, dürfte jedem klar sein.

Manche Kleinkinder kriegen zu wenig zu essen oder müssen sich selbst versorgen. Foto: Bigstock

Mehr Geld für Bezugspersonen

Nur, wie kann man dann helfen? Jedenfalls nicht mit weniger Geld – auch auch nicht unbedingt mit mehr: „Ich habe mal erlebt, dass eine Stiftung einem Kind als Dankeschön ein Spiel für 200 Euro schenken wollte. Ich gab der Mutter des Kindes das Geld und bat sie, das Spiel zu besorgen. Zwei Tage später erzählte sie mir, dass sie sich mal was Schönes gegönnt hat von den 200 Euro. Ich bin aus allen Wolken gefallen,“, erzählt Büscher.

Statt also bei den Eltern anzusetzen, empfiehlt er, mehr Geld an Erzieher und Lehrer zu verteilen. Sie sollen helfen, den Kindern wenigstens eine Chance im Leben zu verschaffen und übernehmen, wo die Eltern versagen: „Erstklässler wissen nicht, wie man sich die Schuhe zubindet oder die Zähne richtig putzt. Und mit schlechten Zähnen sind die Aussichten auf einen guten Job schlecht. […].“

Mit mehr Geld könnten Erzieher und Lehrern den Kindern besser helfen – theoretisch zumindest.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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