Mamas im Job pushen die Wirtschaft: Was wir von Skandinavien lernen können

Deutschland und Mütter, die wieder in den Job einstiegen wollen? Diese Kombi ist nicht immer ganz leicht. Lange wurde in Politik und Wirtschaft ein ganz konservatives Familienbild verfolgt: Der Mann geht arbeiten, eine Frau, die ein/mehrere Kind/er hat, nicht. Es gab viel zu wenig KiTa-Plätze, von Krippen ganz zu schweigen. Schon alleine deswegen mussten viele Frauen, die gerne arbeiten wollten, zu Hause bleiben.

Ein bisschen was hat sich in den letzten Jahren ja schon getan: Es gibt mehr KiTas (knapp sind die Plätze trotzdem noch!) und sowohl Mütter als auch Väter können in Elternzeit gehen.

Auf der anderen Seite sind die verhandenen KiTa-Plätze vielerorts kostspielig, das Ehegattensplitting und eine kostenfreie Mitversicherung nicht arbeitender Ehepartner bieten dazu noch einen echten finanziellen Anreiz, um einen Ehepartner auf den Job verzichten zu lassen. Und das ist eben oftmals die Frau.

In Deutschland wird mal wieder darüber gesprochen gestritten, ob die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert werden muss. Beschäftigte sollen das Recht bekommen, nach einigen Jahren in Teilzeit wieder eine Vollzeitstelle beanspruchen zu können. Die Arbeitgeber wehren sich deutlich gegen diese Pläne.

In den skandinavischen Ländern sieht die Realität schon seit langem ganz anders aus: Klares Ziel der Regierung ist es, Frauen das Arbeiten in ihrem Job (auch in Vollzeit) genauso zu ermöglichen wie Männern, mit gleichen Chancen und Rechten. Die Elternzeit-Regeln sind weitaus großzügiger als hierzulande, KiTa-Plätze sind subventioniert, eine gute Nachmittagsbetreuung der Kinder ist die Regel…

Werden die Kinder liebevoll betreut, fällt einer Mama das Arbeiten viel leichter.                   Foto: Bigstock

Die nordischen Länder unterstützten Familien mit Kindern so umfassend und langfristig, dass beide Eltern ihre beruflichen Ziele verfolgen könnten.

Und neuen Zahlen aus der Wirtschaft zeigen, dass Dänemark, Schweden, Island, Norwegen und Finnland anscheinen den richtigen Weg gehen – denn von der Frauen-im-Job-freundlichen Politik profitieren am Ende auch die Staaten selbst.

Die OECD untersuchte dieses Thema: Die skandinavischen Länder haben ihre Frauen-Beschäftigungsquote in den letzten Jahrzehnten noch um bis zu 25 Prozentpunkte gesteigert – und das schon von einem vorhandenen hohen Niveau ausgehend! Das heißt im Klartext: In allen Industriestaaten arbeiten im Schnitt 60 Prozent der Frauen – in Schweden und Island beispielsweise sind es jeweils um die 80 Prozent.

Diese Steigerung der arbeitenden Frauen und die Tatsache, dass diese in der Regel eine hohe Stundenzahl arbeiten, wirkt sich ökonomisch deutlich aus: Diese Punkte waren in den vergangenen 40 bis 50 Jahren für 0,25 bis 0,4 Prozentpunkte des jährlichen Wirtschaftswachstums pro Einwohner verantwortlich. Deutlich gesagt: Für bis zu 20 Prozent des Wachstums!

Frust: Einfach wird Mamas der Wiedereinstieg in den Job hierzulande nicht gemacht. Foto: Bigstock

Zwar liegt die weibliche Beschäftigtenquote in der Bundesrepublik mit 70 Prozent gefühlt nicht mehr so weit von den skandinavischen Werten entfernt. Allerdings arbeiten 70 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder in Teilzeit, im Schnitt 20 Stunden. Und somit kommen sie auf deutlich weniger Arbeitsstunden als ihre skandinavischen Geschlechtsgenossinnen.

Daraus sollten unsere Politiker vielleicht lernen… Wer Mamas, die arbeiten möchten,  den Wiedereinstig in den Job leichter macht – kann sich am Ende über gute Zahlen in seiner Wirtschaft freuen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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