„Ich galt als unfruchtbar – und wurde dann doch noch Mama!“

Dass Ärzte nicht immer richtig liegen, hat „Echte Mama“ Susanne (41) aus Hamburg auf die schönste Art und Weise gemerkt. Obwohl sie als unfruchtbar galt, bekam sie schließlich ihr Wunschkind:

„Über 10 Jahre lang hatten mein Mann und ich erfolglos versucht, ein Kind zu bekommen. Eine wirklich lange Zeit, aber da wir von Anfang an kaum Hoffnung hatten, war das nicht so schlimm. Klar, wir wären gerne Eltern geworden, waren uns aber der Tatsache bewusst, dass wir wahrscheinlich zu zweit bleiben würden. Grund dafür ist eine Hormonstörung, die ich schon seit der Pubertät habe, und die diagnostiziert wurde, als ich 16 Jahre alt war.

Der lange Weg zur Diagnose

Damals hatte ich das fürchterlichste Erlebnis und wurde vergewaltigt. Danach blieb meine Regelblutung aus – die Gefühle, die ich hatte, diese Panik, das kann wohl kaum jemand nachvollziehen.

Ich ging natürlich zum Frauenarzt, der mir Blut abnahm. Schwanger war ich nicht, was für eine Erleichterung, aber nur für den Moment. Die Blutanalyse ergab, dass ich zu viele männliche Hormone hatte und der Arzt stellte eine fürchterliche Diagnose: Verdacht auf einen androgenproduzierenden Tumor! Ein Horror!

Im Verlauf von weiteren Untersuchungen bestätigte sich das allerdings nicht. Ich konnte nicht fassen, dass der Arzt mir unbegründet solche Angst gemacht hatte, war aber natürlich mehr als erleichert, dass es am Ende ,nur‘ eine Hormonstörung war.

Erfolgloser Behandlungsversuch

Die sollte mit Hilfe von Cortison und der Pille behandelt werden. Jeder Körper ist bekanntlich anders und meiner vertrug diese Behandlung gar nicht. Der Zeiger auf der Waage schnellte rasant nach oben, genauso das Risiko für Thrombose. Kurz und gut: Cortison und Pille wurden wieder abgesetzt.

Dafür bekam ich die Aussage um die Ohren gepfeffert, dass ich so nie Kinder bekommen würde. Die Chance darauf, jemals Mama zu werden, liege bei einem Prozent, den Überschuss an männlichen Hormonen würde ich mindestens bis zu den Wechseljahren behalten. Unfruchtbar.

Eine Vergewaltigung und die krasse Diagnose – ich war erstmal völlig fertig. Foto: Bigstock

Große Liebe und der Kinderwunsch

Für ein 16-jähriges Mädchen ist das alles ganz schön viel zu verarbeiten. Um diese Zeit aber lernte ich meinen jetzigen Mann kennen, der mich wörtlich und im übertragenen Sinne in den Arm nahm. Er war mir eine große Stütze und half mir, meinen Körper und mein Schicksal anzunehmen und zu akzeptieren. Ganz schnell wurde klar: Das ist der Mann, mit dem ich mein Leben lang zusammen bleiben werde.

Wir wurden unzertrennlich und ein Traum-Team. Dadurch, dass ich ja praktisch als unfruchtbar galt, hatten wir fast von Anfang an ungeschützten Sex. Schon bald kam auch der Kinderwunsch, und so versuchten wir, die fruchtbaren Tage so gut wie möglich auszunutzen.

Dass jahrelang ,nichts‘ passierte, war für uns – wie gesagt – trotzdem keine Überraschung. So genossen wir die Zeit zusammen, und mein Mann blieb an meiner Seite, obwohl mein Körper sich veränderte. Ich bekam immer mehr Haare, wurde äußerlich männlicher und mein Gewicht unterlag großen Schwankungen.

Als unsere Freunde anfingen, Kinder zu bekommen, war das wirklich schwer für uns. Aber wir machten das Beste daraus, versuchten, uns mitzufreuen und waren immer gerne Babysitter.

Karriere statt Kind

An meinem 31. Geburtstag feierten mein Mann und ich mit einem lachenden und einem weindenden Auge. Es war unser Stichtag, schon länger hatten wir überlegt, unseren Kinderwunsch nun endgültig aufzugeben. An diesem Tag, so beschlossen wir, würden wir ernst machen. Es war das Ende des ,Probierens‘.

Von nun an konzentrierte ich mich voll und ganz auf meine Karriere als Arzthelferin. Ich wollte Fortbildungen machen, befördert werden, neue Herausforderungen suchen. Meine damalige Kollegin sagte aus Spaß immer zu mir, dass ich bestimmt erst schwanger werden würde, wenn sie in Pension geht.

Sie hat Recht behalten. Als es beruflich gut lief und ich ihre Stelle übernehmen sollte, weil sie gerade ihren Pensionsantrag eingereicht hatte, hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Unerwartet überglücklich

Mein Mann und ich waren außer uns vor Freude, die Tränen liefen uns übers Gesicht, wir lachten und weinten und tanzten, alles gleichzeitig. Es war so unglaublich, wir konnten es kaum fassen. Und mein Arbeitgeber musste sich doch eine neue Arzthelferin suchen. Im August wollte meine Kollegin ihre Rente antreten, im Juni davor ging ich in den Mutterschutz.

Im September 2010, als ich 33 Jahre alt war, wurde unser kleines, großes Wunder geboren. Nach so vielen Jahren, in denen ich dachte, unfruchtbar zu sein, endlich unser eigenes Baby in den Armen zu halten – diesen Moment werde ich nie vergessen.

Leon ist inzwischen sieben Jahre alt und ein Einzelkind geblieben. Das ist für uns völlig in Ordnung. Schließlich hält er uns ganz schön auf Trab und kostet uns manchmal ganz schön viele Nerven, genau so wie es sein soll. Wir lieben unseren Schatz mehr als unser Leben und sind jeden Tag dankbar und glücklich, eine kleine Familie zu sein.“

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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