Sind eure Kinder auch so verrückt wie meine Tochter?

Seien wir mal ehrlich: Kleinkinder mit ihren unkontrollierten Wutausbrüchen können uns den letzten Nerv rauben. Aber gleichzeitig sind sie auch so wahnsinnig niedlich und manchmal einfach nur wahnsinnig.

Es ist nicht selten, dass die Capricen meiner zweieinhalbjährigen Tochter, der einer Hollywood-Diva ähneln. Trinken ja, aber bitte nur aus diesem Glas mit diesem Strohhalm. Alles klar, Madame! Sonst noch Wünsche?!

Die fabelhaft skurrile Welt von Kleinkindern könnte ein ganzes Buch füllen. Die Liste der spektakulärsten und sinnlosesten Wutausbrüche ist lang, ebenso wie die Liste der charmantesten Wortkreationen oder ungewöhnlichsten Spiele. Sie führen uns vor Augen, wie schön es war, als wir selbst noch unbedarft durch die Welt tänzelten, frei von Schamgefühl, gesellschaftlichen Normen und Enttäuschungen.

Ausschnitte aus dem wahnwitzigen Leben mit einem Kleinkind:

1. Unmöglich erfüllbare Essenwünsche 

„Mama, darf ich bitte eine Banane haben?“ Na klar, diesen Wunsch erfülle ich meiner Tochter gerne, Obst kann sie immer haben. Ich öffne also die Bananenschale und um eine Millisekunde versetzt beginnt das ohrenbetäubende Geschrei meiner Tochter. Wie konnte ich es wagen, die Banane zu öffnen? Die Banane wird verschmäht.

Anderes Szenario, gleiches Ende: Meine Tochter möchte eine Banane. Ich schneide sie in längliche Scheiben, denn schließlich wollte sie es das letzte Mal so haben. Sie brüllt. Die Banane wird verschmäht.

Alternative Version: Ich lege ihr die Banane ungeöffnet vor die Nase. Sie versucht vergeblich, sie zu öffnen. Sie brüllt. Die Banane wird verschmäht.

Ich nehme mir jedes Mal im Supermarkt vor, keine Bananen mehr zu kaufen. Mein Mann dagegen kauft Bananen. Er erzählt mir immer stolz, wie unsere Tochter – wenn er mit ihr alleine ist – genüsslich Mini-Bananen, große Bananen oder Bananenscheiben auf Brot verzehrt.

Vor kurzem versuchte ich, ihr diesen Bananenbrot-Snack anzudrehen. Als ich nach einer Weile auf ihren Teller blickte, entdeckte ich zwei sorgfältig gestapelte Türme von Bananenscheiben und Brotstückchen an entgegengesetzten Enden des Tellers. Alles Banane also!

2. Aberwitzige Wortkreationen

„Mama, meine Gummiefel anziehen“. Wenn es regnet, darf ich also jedes Mal schmunzeln. Dass ihre Füße immer bisschen miefen, nachdem sie ihre Gummistiefel anhatte, machen ihre Wortschöpfung umso passender.

„Hello Kitty“ wird zu „Hello Titty“. Nun stellt euch vor, dass sie diesen Ausdruck beim Einkaufen lauthals durch den Laden brüllt, wenn sie irgendwo diese kleine japanische Katze entdeckt.

„Mama, kannst du mal fogen?“ Was sie meint ist „halten“. Warum? Meine Tochter wächst zweisprachig auf – Deutsch und Ungarisch. Die beiden Sprachen vermischt sie gerne mal zu „Deugarisch“ oder „Ungeutsch“. Ungarische Verben werden auf Deutsch konjugiert und sinngemäß in einen Satz eingefügt. In diesem Fall ist „fogni“ die Grundform des Verbs „halten“. Daraus wird eben ein „fogen“. Macht Sinn!

Der, die, das „Jolini“ – was ist das? Ich weiß es nicht. Meine Tochter verwendet „Jolini“ für komplett unterschiedliche Dinge. Zuletzt taufte sie ein großes Ahornblatt so. Jolini wurde wie ein Baby behandelt. Jolini musste schlafen gelegt werden, und ich musste Jolini auf dem Spielplatz auf eine eigene Schaukel setzen und anschubsen. Also ein Ahornblatt! Eine Kita-Freundin meiner Tochter, heißt Juline. Meine Tochter nennt sie JOline. Ob das Ahornblatt die Rolle ihrer Freundin einnahm? Es ist nur eine wilde Theorie. Ich denke ich werde nie erfahren.

3. Fasching-Fashion-Freakshow

Mit einem Kleinkind in der Familie fühlt es sich fast jeden Tag wie Karneval an: Grölende Freudenausbrüche gehen einher mit einem eigenwilligen Modegeschmack. Wenn meine Tochter nicht in die Kita geht, darf sie ihr Outfit gerne selber aussuchen. Letztes Wochenende wollte meine Tochter mal wieder ihr Prinzessinnen-Kostüm anziehen, das ihr Papa ihr von einer Geschäftsreise mitgebracht hatte. Wäre doch viel zu schade dieses Kleid mit dem fünflagigen Rock nur zu Fasching anzuziehen, oder? Es eignet sich wunderbar zu einem Spaziergang über matschige Felder an einem grauen Sonntag Nachmittag:

Foto: Timea Sternkopf

Timea Sternkopf
Ich lebe mit meiner knapp dreijährigen Tochter und meinem Mann in München und arbeite als freie Autorin und Dolmetscherin. Ich bin nicht nur eine echte Mama, sondern auch ein echter Film- und Serienjunkie. Neben „Game of Thrones“ hege ich eine ebenso große Liebe zu thailändischem Essen und zum Reisen.

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