Babybrei-Erpresser gesteht: Sein Motiv, sein Leben

Jochen S. aus Ofterdingen soll Babynahrung vergiftet haben, um eine Summe im zweistelligen Millionenbereich zu erpressen:

Am Wochenende gelang der Polizei den 53-Jährigen zu fassen. Der Verdächtige soll inzwischen gestanden haben und auch seine Motive offen gelegt haben.

Wie die Bild-Zeitung berichtete, soll ein hoher Schuldenberg das Motiv für die Tat von Jochen S. sein. „Er ist eine gescheiterte Existenz, ein Lebensbrankrotteur“, so Uwe Stürmer, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Konstanz, zu der Zeitung.

Es gehe ihm um Macht und Dominanz.

Der Mann sei bereits seit 30 Jahren pleite und habe Vorstrafen wegen Betrugs und Gewaltdelikten. Er versuchte sich mehrmals erfolglos als Unternehmer und häufte einen Schuldenberg an. Wie hoch diese sind, sagten die Ermittler nicht. Jochen S. arbeitete zum Beispiel als selbstständiger Hundetrainer.

Die Pleiten setzten sich im Privatleben fort. „Er hatte Beziehungen, die scheiterten, zu einer Ehe hat es nie gereicht“, so ein Ermittler zur „Bild“-Zeitung. Offensichtlich kam er mit Tieren besser zurecht, als mit Menschen. Seine Mitbewohner waren zuletzt zwei Kaninchen Gin und Tonic und ein Hund. Er wurde Freitag Nachmittag gefasst, als er gerade mit seiner Retriever-Hündin Gina Gassi ging.

Was hatte zur Festnahme geführt?

220 Ermittler der SoKO „Apfel“ waren hinter dem Erpresser her. Die Bevölkerung lieferte die wertvollen Hinweise, die schließlich zum Verdächtigen führten. Er wurde noch am Freitag Abend verhört.

Der Mann galt als „dringend tatverdächtig“, fünf mit Ethylenglykol vergiftete Gläser Babynahrung in Friedrichshafen in Supermarktregale gestellt zu haben – inzwischen hat er seine Tat der Polizei Polizei gestanden.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung in Osterdingen hatten die Polizei eine Flasche mit dem Gift Ethylenglycol gefunden. Es ist das Frostschutzmittel, das in der vergifteten Babynahrung zum Einsatz kam. DNA-Spuren an den vergifteten Gläschen gaben ebenso Hinweise an den Mann.

Außerdem habe der Jochen S. die Vernichtung von Beweismitteln vorbereitet. Einen Laptop, Schuhe und eine Tasche fanden die Beamten in einem Altkleider-Container.

Und so lief die Erpressung ab:

Ein Unbekannter drohte damit, vergiftete Babynahrung in Supermarktregalen zu platzieren. 

Er erpresste damit große Supermärkte und Drogerien wie Aldi, Rossmann, Lidl, DM, Müller, Edeka, Norma und Rewe damit, Babybrei zu vergiften und in die Regale zu stellen. Die Forderung ging bereits am 16. September ein.

In Friedrichshafen (Baden-Württemberg) wurden fünf manipulierte Gläschen mit Babynahrung gefunden.

Der Erpresser forderte einen zweistelligen Millionenbetrag – und nahm dafür in Kauf, dass Kinder sterben.

Es waren Produkte von verschiedenen Herstellern betroffen.

Der verwendete Schadstoff war laut Behörden Äthylenglykol. „Es wurde in die Nahrung eingerührt“, sagte Ministerialrätin Petra Mock. Das ist eine klare, süß schmeckende Flüssigkeit. „Schon 30 Milliliter sind bei Erwachsenen gesundheitsgefährdend.“ Ethylenglykol müsse aber nicht tödlich sein, wenn rechtzeitig ärztlich dagegen vorgegangen werde.

Letzten Donnerstag um 12 Uhr gab die Polizei eine Pressekonferenz in Konstanz.

„Überwachungskameras einer Filiale haben eine verdächtige Person festgehalten, nach der wir jetzt suchen. Sie hat sich sehr verdächtig verhalten“, sagte Alexander Boger, Leitender Oberstaatsanwalt.

Die Polizei veröffentlichte Fotos des Mannes, dessen Alter auf rund 50 Jahre geschätzt wird – und folgende Hinweise: Die Brille habe er „eventuell zur Tarnung“ getragen. Auffällig sei auch der weiße Sohlenrand an den Turnschuhen.

„Bei dem Mann handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Giftausbringer.“

So war es dann auch!

Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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