Beschneidung bei Mädchen: 13.000 Mädchen in Deutschland sind gefährdet

Spätestens seit dem Roman „Wüstenblume“, der die Geschichte des Models Waris Dirie erzählt, ist das Tabuthema der Genitalverstümmelung bei Mädchen bekannt.

Die berührende Geschichte über die Kindheit Diries in Somalia, wo sie selbst Opfer der Zwangsbeschneidung wurde, schockierte tausende Menschen und löste Protestwellen gegen diese grausame Tradition aus.

Bei der Genitalverstümmelung, die in vielen Kulturen als Ritual des Erwachsenwerdens zelebriert wird, wird die Klitoris teilweise oder ganz entfernt. Mädchen und junge Frauen, die Opfer des Beschneidens wurden, leiden unter Blutungen, Schmerzen beim Wasserlassen, extremen Schmerzen vor allem beim Geschlechtsverkehr und schweren seelischen Schäden. Bei der Geburt eines Kindes kann die Beschneidung außerdem zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.

Auch heute noch ist die Beschneidung von Mädchen weit verbreitet. Weltweit sind rund 200 Millionen Frauen betroffen. In Europa wird sie als schwere Menschenrechtsverletzung angesehen und ist streng verboten. Bei uns in Deutschland steht sie unter Strafe.

Trotzdem ist die Beschneidung auch hierzulande ein Thema, vor dem wir die Augen nicht verschließen dürfen: Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes vermutet, dass in Deutschland aktuell über 13.000 Mädchen gefährdet sind, beschnitten zu werden.

Die Mädchenbeschneidung wird vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern praktiziert. Charlotte Weil, Fachreferentin zu weiblicher Genitalverstümmelung von Terre des Femmes, erklärt: „Der Anstieg ist besonders auf verstärkte Migration aus Ländern, zurückzuführen, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird.“ Dies betreffe vor allem Eritrea, Somalia und den Irak.

„Uns sind keine Fälle bekannt, wo Mädchen in Deutschland verstümmelt wurden. Das passiert entweder während eines Heimaturlaubes, oder man sucht Beschneiderinnen aus dem Herkunftsland auf, die in anderen europäischen Städten leben, etwa in Paris oder Amsterdam“, sagt Weil gegenüber n-tv.

Eine bedeutende Schwierigkeit bei der Aufklärungsarbeit im Kampf gegen die grausame Praxis ist, dass sie in den Herkunftskulturen ein absolutes Tabu ist. Die wenigsten Betroffenen und auch Angehörigen sind bereit, darüber zu sprechen.

Deshalb sollten  Außenstehende hellhörig werden, wenn ein Mädchen von einem anstehenden Heimaturlaub und einem dort anstehenden „großen Fest“ berichtet.

Bei der Genitalverstümmelung, die in vielen Kulturen als Ritual des Erwachsenwerdens zelebriert wird, wird die Klitoris teilweise oder ganz entfernt. Mädchen und junge Frauen, die Opfer des Beschneidens wurden, leiden unter Blutungen, Schmerzen beim Wasserlassen, extremen Schmerzen vor allem beim Geschlechtsverkehr und schweren seelischen Schäden. Bei der Geburt eines Kindes kann die Beschneidung außerdem zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.

Was kannst du tun?

Wenn du Mädchen oder junge Frauen aus den genannten Ländern kennst, hör gut zu, was sie erzählen. Sprechen auch sie von einer Reise anlässlich eines großen Festes, frag genauer nach. Wenn du vermutest, dass ein Mädchen gefährdet ist oder bereits Opfer wurde, kannst du dich zum Beispiel an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden. Dort erhalten Frauen aller Nationalitäten kostenlos und anonym Hilfe und Beratung bei jeglicher Form der Gewalt.

Das Hilfetelefon ist unter 08000 116 016 erreichbar. Auch eine Beratung per E-Mail ist möglich.

Terre des Femmes hat außerdem eine Liste mit Ansprechpartnern für Betroffene herausgegeben. Diese findest Du hier.

Schau nicht weg! Lasst uns auch über kulturelle Grenzen hinweg zusammenhalten, damit Gewalt gegen Frauen keine Chance hat.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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