Der erste Brei: Eine Expertin beantwortet eure Fragen

Wir haben der ganzheitlichen Ernährungsberaterin Tanja Beck aus Landshut Fragen der Echte Mamas Community zum ersten Brei und der Einführung von Beikost gestellt. Hier sind ihre Antworten mit vielen hilfreichen Tipps:

1. Ab wann kann ich meinem Kind den ersten Brei geben? Woran merke ich, dass es soweit ist?

Mit der Beikost, also dem ersten Brei, sollte frühestens begonnen werden, wenn das Baby vier Monate alt ist. Vorher ist das Verdauungssystem noch nicht weit genug entwickelt, um die neue Nahrung zu verarbeiten. Ob ein Kind auch darüber hinaus bereit für das erste Breichen ist, lässt sich daran erkennen, dass es bei Tisch reges Interesse zeigt, wenn jemand etwas isst. Es macht dann meist „große Augen“ und ahmt die Mundbewegungen nach.

2. Mit welchem Alter sollte man spätestens mit dem Zufüttern anfangen?

Es wird empfohlen, spätestens mit sechs Monaten mit dem Zufüttern zu beginnen, weil dann die in der Milch enthaltenen Nährstoffe langsam nicht mehr ausreichend sind.

3. In welcher Reihenfolge fängt man an (Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch)? Ab wann darf ich Kuhmilch, Eier, Nüsse oder andere Lebensmittel geben, gegen die es häufig Unverträglichkeiten gibt?

Man beginnt mit ein paar Teelöffeln Gemüsebrei vor dem Stillen oder Fläschchen zur Mittagsszeit. Der Klassiker ist Karottenbrei, da er schön süß und mild ist. Es kann aber auch anderes mildes, am besten saisonales Gemüse in Breiform gefüttert werden, zum Beispiel Pastinake oder Kürbis. Die Menge wird dann täglich allmählich gesteigert, bis zur kompletten Mahlzeit. Dann fällt das anschließende Stillen beziehungsweise das Fläschchen weg.

Wenn das Füttern gut klappt und das Gemüse gut vertragen wird, kann nach circa einer Woche Gemüse-Kartoffel-Brei, und eine weitere Woche später Gemüse-Kartoffel-Brei mit püriertem Fleisch gefüttert werden.

Wer die Breie selbst zubereitet, sollte sie nicht salzen oder anderweitig würzen. Jedoch sollte immer ein Löffelchen hochwertiges Öl in Bio-Qualität zugegeben werden, zum Beispiel Rapsöl, Maiskeimöl oder Sonnenblumenöl. Das ist sehr wichtig, da der Körper die Vitamine E, D, K und A nur mit Hilfe von etwas Fett aufnehmen kann.

Nach der Einführung des Gemüse-Kartoffel-Breis am Mittag folgt laut Empfehlung der Gesellschaft für Kinderernährung der Milch-Getreide-Brei am Abend. Anschließend wird der Obst-Getreide-Brei als Zwischenmahlzeit am Nachmittag eingeführt.

Morgens reicht zunächst weiterhin die Milch, gestillt oder aus dem Fläschchen. Ab 10 Monaten kann man zum Frühstück auch mal weiches Brot ohne Körner, zerquetschte Banane oder grob pürierten Obstbrei geben.

Wichtig: Der Abendbrei kann mit Säuglingsmilch oder auch bereits mit Kuhmilch zubereitet werden. Als Trinkmahlzeit im Fläschchen eignet sich Kuhmilch jedoch erst ab dem vollendeten 1. Lebensjahr, da die komplexen Milcheiweiße in größerer Menge vorher zu Verdauungsproblemen führen können. Durch die zu frühe Gabe von viel Kuhmilch kann auch eine Unverträglichkeit gegen Laktose oder Milcheiweiß herbeigeführt werden.

Auch bei Ei, Nüssen und Honig sollte gewartet werden. Empfohlen wird, Ei frühestens mit acht Monaten, Honig mit 18 Monaten und gemahlene Nüsse sogar erst ab drei Jahren einzuführen. Ganze Nüsse sollten Kinder aufgrund der Erstickungsgefahr erst ab vier Jahren essen.

Ganz wichtig für die ersten Essversuche:
– Alles in Ruhe angehen, ohne Zwang und Stress!
– Nach dem Einführen eines neuen Lebensmittels stets beobachten, wie es dem Baby geht, bevor ein weiteres Lebensmittel hinzukommt. So lassen sich Unverträglichkeiten besser nachvollziehen.
– Babys brauchen nicht jeden Tag Abwechslung auf dem Teller. Solange es ihnen gut schmeckt, können dieselben Brei-Variationen auch über einige Wochen gefüttert werden.

4. In welchem Abstand führt man neues ein?

Die Zutaten für den Mittagsbrei, also Gemüse, Kartoffeln und Fleisch, sollten wie oben geschildert im Abstand von etwa einer Woche eingeführt werden. Die weiteren Brei-Varianten, also Milch-Getreide-Brei am Abend und Getreide-Obst-Brei am Morgen folgen jeweils im Abstand von vier Wochen.

5. Wie viel kann man geben, ohne den Magen zu überfordern?

Zu Beginn werden nur ein paar Teelöffel gefüttert. Dabei sollte immer auf das Befinden des Kindes geachtet werden. Wenn es gut isst und in den nächsten 12 Stunden keine Blähungen, Verstopfung oder Durchfall bekommt, kann die Menge langsam und kontinuierlich gesteigert werden.

Wenn das Kind nicht essen möchte, sollte es dazu niemals gezwungen werden. Dann lieber wieder einen Schritt zurück und es nach ein bis zwei Tagen noch einmal versuchen. 

Bei Verdauungsbeschwerden am besten den zuletzt eingeführten Brei weglassen und ein anderes Gemüse ausprobieren oder auf die gut vertragenen Sorten zurückgreifen. Die Zutat, die Probleme bereitet hat, kann nach vier bis sechs Wochen noch einmal probiert werden.

6. Was und wieviel gebe ich meinem Baby zu trinken, wenn wir mit der Beikost anfangen? Reicht die Muttermilch?

Sie sollten dem Kind während oder nach dem Füttern stilles Wasser oder ungesüßten Tee anbieten, entweder aus dem Fläschchen oder vom Teelöffel. Wie viel es trinkt, bestimmt das Kind selbst.

7. Mein Baby mag nur süßen Obstbrei, Gemüse isst es gar nicht oder nur widerwillig. Was soll ich tun?

Das ist ganz normal, da Babys zu Beginn ausschließlich süße Lebensmittel schmecken können. Alles, was nicht süß ist, schmeckt für sie „falsch“. Meist hilft es schon, ein paar Löffel Apfel- oder Birnenbrei zum Gemüse zu mischen damit es wieder schmeckt. Nach und nach kann der süße Anteil dann reduziert werden, bis sich das Baby an den Geschmack des Gemüses gewöhnt hat.

8. Meine Kleine ist knapp 6 Monate alt und bekommt seit 2 Wochen mittags Gemüsebrei. Anfangs ging es ganz gut, doch jetzt schiebt sie das Essen immer wieder aus dem Mund oder macht den Mund erst gar nicht auf. Ist sie vielleicht doch noch nicht so weit? Was kann ich tun?

Viele Babys verlieren ein wenig die Lust am Essen, wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben und es nicht mehr neu und aufregend ist. Das ist also ganz normal. Dann kann man versuchen, ein bis zwei Tage zu pausieren (und in dieser Zeit wieder ausschließlich Milch zu füttern) oder eine andere Gemüsesorte auszuprobieren.

Meine Tochter konnte ich in dieser Phase wieder für das Essen begeistern, nachdem ich ihr Gemüse mit Reisflocken-Brei mischte. Ich habe die Gemüsemenge dann nach und nach gesteigert, bis der Anteil an Reisflocken sehr gering war. Dieser Trick hat auch schon im Bekanntenkreis sehr gut funktioniert. Bei vielen Kindern klappt es auch wieder besser, wenn etwas Apfel- oder Birnenbrei beigemischt werden und es dadurch süßer schmeckt.

9. Mein Baby (5 Monate) hat gestern zum ersten mal Brei gegessen (ein paar Löffel Karottenbrei) In der Nacht hatte er furchtbare Bauchschmerzen. Kann es sein, dass er noch nicht bereit war für den Brei?

Das ist durchaus möglich und sollte auf jeden Fall beobachtet werden. Am besten den Karottenbrei erst einmal durch ein anderes mildes Gemüse wie zum Beispiel Pastinake, Kürbis oder Zucchini ersetzen. Wenn es dadurch nicht besser wird, zunächst keinen Brei mehr füttern und am besten Rücksprache mit dem Kinderarzt halten.

10. Wie geht es weiter, wenn mein Kind Brei gut isst? Was gebe ich ihm danach bzw. ab wann kann er „richtiges“ Essen bekommen.

Wenn das Baby 10 Monate als ist und bereits drei Mahlzeiten ohne Beschwerden isst, können die letzten Still- oder Fläschchenmahlzeiten durch kleine Zwischenmahlzeiten wie zum Beispiel Obstbrei, Zwieback oder eine Banane ersetzt werden. Die Breie können nun auch stückiger werden, brauchen also nicht mehr püriert, sondern nur noch mit der Gabel grob zerdrückt werden. Jetzt kann das Kind auch mal eine Scheibe weiches Brot mit ein wenig Frischkäse oder Leberwurst oder eine Portion Nudeln mit Tomatensoße mit der Familie essen.

Salz und Gewürze sollten so lange wie möglich nur in sehr geringen Mengen gegeben oder ganz weggelassen werden. Gemüse enthält von Natur aus ausreichend natürliche Salze.

Tanja Beck ist zertifizierte ganzheitliche Ernährungsberaterin. Die 34-Jährige lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Landshut. An ihrem Beruf reizt sie ganz besonders, Schwangere, Mütter und Kinder für gute Ernährung und hochwertige Nahrungsmittel zu sensibilisieren und so einen Grundstein für deren Gesundheit zu legen. Derzeit ist sie mit ihrem dritten Kind schwanger und geht demnächst in Elternzeit. Danach schließt sie sich dem Landshuter Netzwerk „Dei Buzerl & Du“ an, einer Einrichtung mit vielfältigen Angeboten für Schwangere, Babys und Kleinkinder in Landshut und Umgebung. Dort wird sie ab dem Sommer 2018 Kurse, Vorträge und Beratung rund um die gesunde Ernährung anbieten.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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