Trocken werden – Wie geht das eigentlich?

Ist es nicht verrückt, wie schnell die Zeit mit einem Baby verfliegt? Gerade lag es noch als Neugeborenes in deinen Armen, scheinbar im nächsten Moment krabbelte es los, um bald darauf die ersten Schritte zu machen und die ersten Worte zu sprechen. Solche Entwicklungssprünge füllen unser Mamaherz einerseits mit Wehmut, andererseits aber auch mit jeder Menge Stolz und Glück. Der nächste große Meilenstein nach den ersten Schritten und Worten ist wohl, wenn die Kleinen trocken werden.

Ein Thema, das viele Eltern verunsichert, weil dieser Entwicklungsschritt bei jedem Kind so unterschiedlich verläuft und es viel schwieriger erscheint, das Kind dabei zu unterstützen. Doch eigentlich ist es beim Trockenwerden genau so wie beim Laufen oder Sprechen. Wenn es soweit ist, wird das Kind es zeigen und es dann auch nahezu selbständig erlernen.

Damit ihr eure Kinder beim Trockenwerden gelassen begleiten könnt, haben wir häufige Fragen zu diesem Thema gesammelt und für euch beantwortet:

Woran erkenne ich, ob mein Kind bereit für das Töpfchen ist?

Kinder entwickeln sich in ihrem ganz eigenen Tempo. Da bildet auch das Trockenwerden keine Ausnahme. Doch es gibt eindeutige Hinweise, die den Eltern zeigen, ab wann sie das Töpfchen anbieten können und sollten. Bei Kindern, die soweit sind, bleibt die Windel auch mal für einen Zeitraum von mehreren Stunden trocken, zum Beispiel auch nach dem Mittagsschlaf. Auch zeigen sie ein wachsendes Interesse am Toilettenbesuch der Eltern oder Geschwister und lassen sich gern beibringen, wie sie ihre Hose selbständig herunter- und heraufziehen können.

Kinder, die bereit sind für das Töpfchen, fühlen sich außerdem sichtbar unwohl, wenn ihre Windel voll ist. Manche spüren auch bereits, wenn sie ihr großes Geschäft machen müssen und gehen dafür in einen anderen Raum oder sagen direkt, dass sie mal müssen. Generell zeigen Kinder in dieser Phase bevor sie schließlich trocken werden ein deutliches Streben nach Selbständigkeit, zum Beispiel auch beim Anziehen.

Wenn Du mit dem Töpfchentraining wartest, bis diese Zeichen kommen, ersparst du dir und deinem Kind eine Menge Stress. Achte nicht so sehr auf das statistische Durchschnittsalter und vergleiche nicht, wie weit andere Kinder schon sind. Dein Kind wird genau dann trocken werden, wenn es wirklich dazu bereit ist.

Das Kind scheint bereit, Töpfchen oder Toilettensitz sind gekauft. Und nun?

Wenn Dein Kind bereits absehbare Zeiten hat, in denen es in die Windel macht – beispielsweise nach dem Frühstück oder dem Mittagsschlaf, dann biete an, ihm die Windel abzulegen und es auf das Töpfchen oder die Toilette zu setzen. Auch vor dem abendlichen Baden oder Waschen ist eine gute Zeit zum Üben.

Du kannst dein Kind auch einladen, sich auf das Töpfchen zu setzen, wenn Du selbst auf die Toilette gehst. So kann es ein wenig abschauen und erlebt den Toilettenbesuch als positive Gemeinsamkeit mit Mama.

Wenn dein Kind sich schon gut zum Thema Toilette verständigen kann, lass es zuhause auch mal ein paar Stunden ohne Windel herumlaufen und bitte es, sich aufs Töpfchen zu setzen oder dir Bescheid zu sagen, wenn es das Gefühl hat, dass es mal muss. Dein Vertrauen wird es bestärken und es wird dir zeigen wollen, dass es das schon schafft. Und falls es doch daneben geht, nimm es gelassen und ohne Kritik. Aller Anfang ist schwer und es wird sicher bald darauf klappen.

Sobald dein Kind die ersten Erfolge auf der Toilette oder dem Töpfchen hatte, bleibt unbedingt dran. Wenn möglich, bleibt in den nächsten Tagen überwiegend zuhause und übt fleißig weiter. Denn wenn dein Kind den Dreh einmal richtig raus hat, ist das Töpfchentraining meist ganz schnell abgeschlossen und ihr könnt – zumindest tagsüber – die Windeln bald weglassen.

Das heißt jedoch nicht, dass nun nichts mehr daneben geht. Die meisten „Unfälle“ passieren vor allem in fremder Umgebung, bei Müdigkeit oder wenn dein Kind beim Spielen in eine Sache vertieft ist. Da hilft nur Geduld und Gelassenheit. Die Blasenmuskulatur und der Schließmuskel sind zwar nun stark genug, aber es braucht einfach seine Zeit, bis dein Kind sie einwandfrei kontrollieren kann.

Wie kann ich dafür sorgen, dass mein Kind sich wohl fühlt und das Töpfchen nicht zum Stressauslöser wird?

Wichtig ist, dass dein Kind immer freiwillig geht. Versuche nicht, es zu überreden oder gar zu zwingen und frage auch nicht ständig nach, ob es jetzt muss. Das kann dazu führen, dass es sich unter Druck gesetzt fühlt. Und mal ehrlich, unter Druck können auch wir Erwachsenen nicht zur Toilette gehen.

Wenn es das Töpfchen ausprobieren mag, lies ihm dort sein Lieblingsbuch vor, mache seine Lieblings-CD an oder sing mit ihm gemeinsam ein „Töpfchenlied“. Solche Rituale sorgen dafür, dass sich dein Kind wohl fühlt und von seiner „Aufgabe“ ein wenig abgelenkt ist. So sind die Chancen höher, dass alles wie von allein geht.

Wenn es geklappt hat, lobe dein Kind ausgiebig. Wenn es nicht geklappt hat, ermutige es, dass ihr es beim nächsten Mal einfach wieder versucht. Wenn es statt des Töpfchens lieber die Windel haben möchte, lege sie ihm ohne wertende Kommentare an. Die Windel ist in dieser Phase kein Schritt zurück, sondern gibt deinem Kind Sicherheit.

Zuhause klappt es schon gut mit dem Töpfchen und mein Kind möchte keine Windeln mehr tragen.

Wenn wir unterwegs sind, bin ich aber noch unsicher, ob wir es trocken nach Hause schaffen. Gibt es eine Übergangslösung?

Kaufe deinem Kind sogenannte Höschenwindeln. Die kann es wie eine Unterhose selbst hoch- und runterziehen und sie saugen alles auf, wenn ihr es mal nicht rechtzeitig zur Toilette schafft.

Schau dich außerdem in deiner Gegend nach öffentlichen Toiletten um. Es ist erstaunlich, wo man überall Toiletten findet, wenn man mal danach sucht oder fragt. Allerdings sollte man für öffentliche Toiletten am besten immer ein paar Desinfektionstücher in der Handtasche haben.

Auch die allermeisten Cafés, Hotels oder Restaurants verwehren keinem Kind die Toilettenbenutzung, auch wenn man kein Gast ist. Einfach freundlich fragen, dann klappt es schon. Für den Notfall solltest Du am besten trotzdem immer Ersatzkleidung einpacken.

Wie wird mein Kind auch nachts trocken?

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Ihr habt nun den schwierigsten Teil geschafft. Jetzt ist es nur noch ein kleiner Schritt, der jedoch bei jedem Kind unterschiedlich lang dauert. Wie schnell das Trockenwerden auch nachts klappt, hängt unter anderem mit der physiologischen Entwicklung zusammen und damit, wie tief dein Kind schläft. Manche Kinder schaffen es gleich, einige brauchen einfach noch einige Monate oder auch Jahre länger. Es kann helfen, dem Kind zum Abend hin etwas weniger zu trinken anzubieten. Wenn es jedoch Durst hat, solltest du ihm das Trinken auf keinen Fall verbieten.

Sofern dein Kind nachts rechtzeitig wach wird und zur Toilette gehen möchte, hilft es ihm, wenn du ein Töpfchen ins Kinderzimmer stellst oder im Badezimmer ein Licht brennen lässt. Gib ihm auch zu Verstehen, dass du ihm jederzeit hilfst und es dich wecken darf, wenn es nachts mal muss. Dann seid ihr bestimmt bald windelfrei!

Wir wünschen allen Mamas, denen diese Phase gerade bevorsteht, ganz viel Geduld und Glück. Habt Vertrauen in Eure Kinder. Sie werden auch diesen Schritt meistern, manche schneller und manche eben langsamer. Und wenn es soweit ist, werdet ihr beide vor Stolz platzen, genau so wie bei den ersten Schritten und Worten.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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