Eine Mama gesteht: „Die Zubettgehzeit ist bei mir ein einziges Chaos“

Mein Kinder ins Bett zu bringen ist die schönste und schrecklichste Zeit des Tages. Ich muss es leider so extrem sagen.

Zum einen freue ich mich schon tagsüber im Büro auf die zwei Stunden zwischen 19 und 21 Uhr, in denen wir nur uns drei haben: Mein Sohn Max (4), meine Tochter Alice (2) und ich. Kein Telefon-Klingeln, keine Spielkameraden, kein Essen, das noch nebenbei kocht.

Zum anderen fürchte ich mich dafür, wirklich!

Ich bin manchmal um 20 Uhr sooo müde, dass ich mich am liebsten sofort wegbeamen möchte. Wohin ist egal – Hauptsache, es gibt ein Bett und Ruhe. Viel Ruhe!

Doch leider bin ich immer die einzige, die dann schlafen möchte: 

Max und Alice behaupten steif und fest: „Wir sind noch gar nicht müde.“ Das stimmt natürlich nicht, was ich an den kleinen Augen und dem dauernden Genöle unschwer erkennen kann. Doch sie wollen einfach wach bleiben, basta!

Beziehungsweise am liebsten spielen. Zum Beispiel: Wer kann die Windelcreme im höchsten Bogen vom Wickeltisch werfen? Wer rennt mit der Zahnbürste im Mund schneller von Mama davon? Wer schafft es direkt nach dem Zähneputzen noch schnell, sich einen Müsli-Riegel aus dem Küchenschrank zu klauen?

In der Zeit zwischen 19 und 21 Uhr lege ich gefühlt mehr Meter zwischen Bad, Kinderzimmer, Küche und Wohnzimmer zurück als beim 30-Minuten-Dauerlauf.

Am Anfang ist die Stimmung noch gut. Bei den Kindern und mir. Wir unterhalten uns, kichern, juchzen und gackern.

Geht es an die 20 Uhr ran, kippt sie. Und zwar schnell, auf allen Seiten.

Die Kinder kloppen sich wegen jeder Kleinigkeit, schlagen mit den Türen und stolpern über ihre Füße. Ich rufe verzweifelt dazwischen und versuche gleichzeitig, die Spielzeug-Spur zu beseitigen, die sie hinterlassen. Irgendwann höre ich mich dann wie eine Sirene in Endlosschleife „Nein, wir gehen jetzt – jetzt! – schlafen“ rufen.

Dabei versuche ich durchaus, Ruhe in den Abend zu bringen. Ich dimme alle Lichter, mache die Vorhänge zu und die Musik aus und kippe das Fenster. Außerdem platziere ich bei den Betten die beiden Kuscheltiere, zwei Becher Wasser und den Schnuller – alles in der Hoffnung, dass diese die Kinder magnetisch anziehen. Sie scheinen sich, bis es gar nicht mehr geht, eher abzustoßen.

Meine Lautstärke und die Lautstärke meiner Kinder nimmt dann so lange zu, bis mein Sohn schreit: „Mir tun die Ohren weh. Es ist so laut“.

Recht hat er, denken wir. Plötzlich ist es still, als hätte man bei einem Orkan den Stecker gezogen.

Wir sitzen dann erschöpft zu dritt auf dem Teppich im Kinderzimmer.

Von da an geht es wundersamer Weise ganz leicht. Kinder ins Bett bugsieren, die Kleine in den Schlafsack stecken, den Großen unter die Decke, mich dazwischen legen, Buch lesen, Licht ausmachen, Hände und Füße streicheln.

Und endlich, endlich einschlafen.

Wer zuerst? Ich natürlich!

 

 

Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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